Operation Foxbat: Thriller (German Edition)

keine Ahnung habe. Ich muss den Dienstweg jedes Befehls überprüfen und in Erfahrung bringen, wer den ursprünglichen Befehl erteilt hat, und das wird einige Zeit dauern. Es sieht so aus, als hätte derjenige, der unsere Flugzeuge stiehlt, einen sehr hohen Offizier auf seiner Lohnliste, wahrscheinlich am Arbatskaja Platz.«
    Er meinte die Adresse des russischen Verteidigungsministeriums in Moskau.
    Richter sah ihn nachdenklich an. »Vermutlich haben Sie recht. Und da sämtliche MiG-25, deren Dokumentation wir hier einsehen konnten, Chuguyevka als Ziel hatten, muss ihr letztendlicher Bestimmungsort Nordkorea sein. Nichts anderes ergäbe einen Sinn. Wenn sie für China bestimmt wären, würden sie von Domna aus nach Osten oder Südosten fliegen und Komsomolsk und Chuguyevka sozusagen links liegen lassen. Sowohl Japan wie auch Südkorea sind amerikanische Verbündete, und wenn sie Interesse an Kampfflugzeugen hätten, würden sie wohl eher etwas kaufen, das von Northrop oder McDonnell kommt, und keine altmodischen MiG. Nordkorea ist das einzige Ziel, das einen Sinn ergibt.« Er hielt kurz inne und meinte dann: »Und da ist noch etwas anderes.«
    Bykow nickte und verfolgte seinen Gedankengang weiter. »Die Nordkoreaner sind eine Nuklearmacht. Deren Atomwaffen plus die MiG-25 sowie ihre unfreundlichen Beziehungen zu Südkorea stellen eine besorgniserregende Kombination dar. Die Untersuchung, wie sie das Ganze bewerkstelligt haben, muss noch einige Zeit warten. Sie sollten sich lieber mit den Leuten in Ihrer Heimat in Verbindung setzen, und ich muss sofort zurück nach Moskau.«
    »Gibt es sonst noch etwas, General?«, fragte Denikin und kam zu ihnen herüber.
    Bykow schüttelte den Kopf, aber Richter hatte noch eine weitere Frage. »Wir müssen in Kürze abreisen, Oberst, daher haben wir keine Zeit, um uns mit der Besatzung der Ruslan zu unterhalten. Was hat das Flugzeug hier zu suchen?«
    »Wie die meisten Flugzeuge, die wir abfertigen, ist es hier zwischengelandet. Die Maschine befindet sich auf einem regulären Flug und hat Ersatzteile und Austauschaggregate geladen.«
    »Ersatzteile wofür genau, Oberst? Und welches ist sein Bestimmungsort?«
    Denikin lächelte schwach. »Chuguyevka, wie es der Zufall will, und die Fracht besteht aus Bauteilen für die MiG-25 und die MiG-31 und geht zum 530. IAP.«
    »Vielen Dank, Oberst.« Richter machte kehrt und folgte Bykow aus der Flugkontrolle. »Diese Bastarde«, murmelte er leise, während sie zusammen durch den Korridor marschierten. »Ich wette, dass der größte Teil des MiG-25-Materials in der Ruslan sofort von Chuguyevka nach Wladiwostok geschmuggelt, dort auf ein Schiff geladen und an der Küste entlang nach Ch’ongjin oder zu irgendeinem anderen nordkoreanischen Hafen gebracht wird. Eine wirklich raffinierte Operation.«
    Während Bykow ein internes Telefon suchte, um einen Wagen zu bestellen, der sie zurück zur Antonow bringen sollte, holte Richter sein Enigma-Mobiltelefon hervor, vergewisserte sich, dass er eine Verbindung hatte, und wählte dann die Hammersmith-Nummer. Das T-301 verschlüsselte das Gespräch beider Teilnehmer nach Militärstandard, solange beide ein Enigma oder ein kompatibles Telefon benutzten.
    Als sich der Offizier vom Dienst meldete, gab Richter ihm eine knappe Zusammenfassung dessen durch, was er bisher herausgefunden hatte.
    »Warten Sie.«
    Dreißig Sekunden später erklang Simpsons Stimme. »Sind Sie sich dieser Geschichte ganz sicher, Richter?«
    »Kommt darauf an, was Sie mit ›dieser Geschichte‹ meinen. Ich bin sicher, dass die russische Luftwaffe eine Anzahl Foxbats verloren hat, ja. Die Route, auf der sie Russland überquert haben, legt den Schluss nahe, dass Nordkorea der Empfänger ist. Ich weiß aber nicht, was die Männer in Pjöngjang mit ihren neuen Spielzeugen beabsichtigen, aber sie hätten sich bestimmt nicht die ganze Mühe gemacht, um nur herumzustehen und sich über ihre Neuerwerbung zu freuen. Sorgen bereiten mir außerdem diese Wagenladungen gestohlener Acrids in Bulgarien. Ich würde eine Menge Geld darauf verwetten, dass ihr Bestimmungsort, egal wo sie im Augenblick herumschwirren, ebenfalls Nordkorea ist.«
    »Ich bin geneigt, Ihnen darin zuzustimmen. Die Frage ist nur, was wir unternehmen. Wollen die Nordkoreaner lediglich ihre Luftwaffe mit ein paar alten russischen Abfangjägern aufstocken, oder führen sie etwas anderes im Schilde?«
    »Es muss noch etwas anderes, Hinterhältigeres sein. Wenn sie neuere