Operation Foxbat: Thriller (German Edition)

der russische General ein Mobiltelefon aus der Tasche holte und eine Nummer zu wählen begann, klingt reichlich beschönigend.
    Sie hatten Perm mit einer Antonow An-72 Transportmaschine der russischen Luftwaffe, die zur Tarnung mit Aeroflot-Farben und -Symbol bemalt war, erreicht. Im Westen unter dem NATO-Namen »Coaler« bekannt, war die Maschine kein typischer Geschäfts-Jet, sondern eine kleine, für den allgemeinen Einsatz konstruierte Transportmaschine, die entweder Fracht oder bis zu zweiunddreißig Passagiere befördern konnte, die auf Klappsitzen zu beiden Seiten der Kabine Platz fanden. Angetrieben von zwei Lotarev-Strahltriebwerken, die oberhalb und vor den Tragflächen installiert waren und der Maschine ein seltsam geducktes Aussehen verliehen, war das Flugzeug einigermaßen schnell und hatte eine Reichweite von gut 3000 Kilometer.
    Ihr Flug von Moskau war ziemlich laut und ungemütlich gewesen, aber um einiges schneller, als wenn sie versucht hätten, Plätze in einer Passagiermaschine zu ergattern. Und außerdem war es, wie Richter vermutete, die einzige Maschine, die Bykow kurzfristig hatte bereitstellen lassen können. Während der russische General zur Tür ging, wünschte Richter sich zum wiederholten Male, schalldämpfende Ohrstöpsel mitgenommen zu haben.

Flugbasis T’aet’an, Nordkorea
     
    Am späten Vormittag war die letzte MiG-25 mit lautem Röhren in T’aet’an aufgestiegen und hatte Kurs auf Wonsan genommen. Es war der letzte Start, den Pak Je-San geplant hatte. Speziell diese Foxbat hätte eigentlich eine der ersten sein sollen, die T’aet’an verließen. Doch beim Anlassen des Triebwerks hatte es gestreikt. Glücklicherweise war die Ursache nur ein geringfügiger Defekt gewesen, den die Techniker innerhalb von zwei Stunden beseitigen konnten; so mussten sie lediglich auf eine freie Zeitspanne zwischen den regelmäßigen Überflügen der Beobachtungssatelliten warten. Sobald Pak sicher war, dass sich kein Satellit in Sichtweite befand, hatte er Befehl gegeben, die Maschine aus dem Hangar zu ziehen und startbereit zu machen. Nur fünf Minuten später war sie über die Startbahn gerast.
    Die Lastwagenkonvois zu organisieren war um einiges weniger problematisch gewesen und hatte ihm sicherheitstechnisch kaum irgendwelche Kopfschmerzen bereitet. Es hatte bei den Lastwagen keinerlei technische Probleme gegeben, und er wartete mittlerweile lediglich auf die letzte Bestätigung, dass sie unbehelligt an ihren Bestimmungsorten angekommen waren. Das, hingegen, würde frühestens in den ersten Abendstunden geschehen.

11
     

Donnerstag Slawgorod Nord, Russland
     
    Die Antonow An-72 landete weich; die starken Bremsen und der Gegenschub brachten sie nach einer bemerkenswert kurzen Strecke zum Stehen. Diese Maschine war speziell für den Einsatz auf kleinen Flugplätzen konstruiert worden.
    Während der »Coaler« von der Landebahn abbog, warf Richter einen Blick aus dem Fenster und bemerkte auf der anderen Seite des Flugplatzes ein riesiges Gebilde.
    »Das ist interessant.« Er erhob die Stimme über den Motorenlärm. »Da drüben parkt eine Condor.«
    »Eine was?«
    »Eine Condor – eine Antonow An-124.«
    Noch größer als die massige amerikanische C-5 Galaxy ist die »Condor«, die die Russen »Ruslan« nennen, das größte Flugzeug der Welt. Sie wurde ursprünglich konstruiert, um ein gesamtes interkontinentales SS-20 Raketensystem zu transportieren. Sie hat eine enorme Nutzlast von 150 000 Kilogramm und verfügt über eine Passagierkabine mit 88 Sitzen direkt hinter den Tragflächen. Sie kann so gut wie alles befördern, inklusive Panzer und Kampfhubschrauber. Und, wie es Richter augenblicklich in den Sinn kam, Kampfflugzeuge.
    »Das könnte die Verbindung sein, nach der wir suchen«, sagte er. »Vielleicht werden die Foxbats gar nicht aus Russland ausgeflogen. Vielleicht haben diese Witzbolde eine schwere Transportmaschine organisiert, um die MiG-25 an ihren Bestimmungsort zu bringen. Es könnte doch möglich sein, einen dieser Vögel in einer Antonow-124 unterzubringen.«
    Bykow durchquerte die Kabine und schaute ebenfalls aus dem Fenster. »Die MiG-25 ist größer, als Sie denken, Paul. Wenn man die Tragflächen und die Seitenleitwerke nicht abmontiert, passt sie dort nicht hinein. Und die MiG auseinanderzunehmen ist eine ziemlich komplizierte Angelegenheit.«
    Der befehlshabende Offizier von Slawgorod Nord, ein russischer Luftwaffenoberst namens Denikin, schien nicht sonderlich davon