Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
wissen, dass die DVRK mindestens zehn, vielleicht sogar an die fünfzig Foxbats besitzt, aber wir wissen noch immer nicht, weshalb sie sie beschafft haben. Hat die N-PIC-Analyse der Bilder noch weitere Erkenntnisse geliefert?«
»Ja.« Muldoon nickte. »Ein Straßenkonvoi von acht Lastwagen, allesamt vermutlich Dreitonner, verlässt T’aet’an. Sie sehen aus wie gewöhnliche Armeelastwagen. Wir können nicht sicher sein, womit sie beladen sind, aber wir können Vermutungen anstellen, weil das N-PIC genau weiß, wohin sie unterwegs sind.«
»Wie das?«, fragte Hicks, nahm sich eine Zigarre und zündete sie an.
»Zwei kurz aufeinanderfolgende Keyhole-Überflüge ergaben, dass dieselben Fahrzeuge nach Nuchonri rollten. Wenn die Nordkoreaner irgendwelche Maßnahmen gegen den Süden planen, dann macht die Verteilung dieser Foxbats auf mehrere verschiedene Luftbasen durchaus Sinn. Woraus sich logischerweise ableiten lässt, dass die Lastwagen wahrscheinlich Ersatzteile und Munition für diese Flugzeuge transportieren.«
Hicks betrachtete die Bilder ungefähr eine Minute lang, zog dabei langsam an seiner Zigarre, schob dann die Bilder zu einem Stapel zusammen und dann über den Tisch zurück.
»Vergessen Sie die augenfälligen Indizien. Was sagt Ihr Bauchgefühl, Richard? Was, glauben Sie, planen die Nordkoreaner?«
»Ich weiß es wirklich nicht, aber es gefällt mir nicht. Mir gefällt auch nicht, dass sie über eine unbekannte Anzahl von Foxbats verfügen, und erst recht will mir nicht gefallen, dass sie es geschafft haben, sie ins Land zu bringen, ohne dass jemand es bemerkt hat – weder wir noch jemand anderer. Aber was mir wohl die größten Sorgen bereitet, ist der Lastwagenkonvoi. Dieser legt die Vermutung nahe, dass T’aet’an als Trainingsbasis benutzt wurde und jetzt die Hardware verteilt wird, weil die Nordkoreaner nahezu bereit sind, in Gang zu setzen, was immer sie ausgebrütet haben.«
Hicks nickte langsam, stand auf und ging hinüber zu seinem Schreibtisch. Er nahm den Hörer eines internen Telefons ab, bestellte Kaffee für zwei, kam dann zurück und setzte sich wieder an den Konferenztisch.
»Was denkt der DNI?«, fragte Muldoon.
»Der Director of National Intelligence ist ein Diplomat und kein Spionageprofi, und es ist auch keine große Hilfe, dass er ein Idiot ist«, sagte Hicks und bewegte sich jetzt auf vertrautem Terrain. »Tatsächlich weiß er über Geheimdienstanalyse genauso viel wie ich über die Rückseite des Mondes. Er meint, wir würden überreagieren; es wäre sicher ein Zufall, dass die DVRK einige Foxbats gekauft hat. Er glaubt tatsächlich, dass Pjöngjang lediglich seine Streitkräfte aufrüstet.«
»Mehr nicht?«
»Mehr nicht«, bestätigte Hicks.
Muldoon öffnete den Mund zu einer Erwiderung, dann schloss er ihn, als es klopfte. Eine Blondine kam mit einem Kaffeetablett herein. Sie stellte es auf den Tisch, lächelte die beiden Männer an und ging wieder hinaus.
Hicks streckte die Hand aus und zog das Tablett zu sich herüber. »Und was empfehlen Sie?«
»Wenn der DNI nichts unternimmt, dann können wir die Angelegenheit nicht ans Weiße Haus oder Pentagon weiterleiten – zumindest nicht offiziell. Ich meine, ich kann ein paar Telefonate führen, einige Leute darüber informieren, was wir gesehen haben, aber das ist auch schon alles. Aber ich denke, wir sollten die Situation weiterverfolgen, und es würde auch nicht schaden, in Erfahrung zu bringen, welche militärischen Mittel wir in der Region stationiert haben. Ich kenne die Stärke unserer Streitkräfte in Südkorea, aber ich wüsste gerne, was die Navy dort herumkreuzen lässt und welche anderen Kampfverbände wir innerhalb einer Woche dort in Stellung bringen können.«
»Das liegt nicht gerade im Bereich dessen, wozu wir raten können, Richard, aber wenn das Ganze vor unserer Nase hochgeht, dann wird irgendein Klugscheißer sicherlich fragen, weshalb wir nichts gewusst haben, und es wäre doch schön, wenn wir darauf eine passende Antwort geben könnten. Ich telefoniere mal mit dem Pentagon und versuche, dort ein paar Leute aufzuscheuchen.«
Hotel Rossyia, Moskau
Die An-72 landete spät abends auf dem Militärflugplatz von Chkalovsky. Versteckt im Wald nahe den östlichen Vororten von Moskau gelegen, ist Chkalovsky, auf den meisten Flugkarten als Schelkovo bezeichnet, das Trainingszentrum für russische Kosmonauten und besser unter dem Namen »Star City« bekannt.
Sobald sie die Maschine verlassen
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