Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
dass das Neandertalermädchen auf etwas schlief, das offenbar gleichzeitig als Schneidebrett diente, brachte er heraus: »Und es ist sehr bequem.«
Lucy verzog ungläubig die Miene. »Ich mag es nicht. Es ist hart.«
»Warum besorgst du dir nicht ein neues?«
Lucys Gesicht legte sich in verständnislose Falten. »Ein neues?«
King nickte. »Ein schönes, weiches.«
»Vater sagt, das Bett ist gut. Gut genug für eine Prinzessin.«
»Mein Bett ist weich«, sagte King. »Als ob man auf einer Wolke übernachtet.«
Lucy setzte sich auf die Kante des steinernen Betts. Sie strich mit der Hand über die Oberfläche.
Sie hat angebissen, dachte King. Jetzt musste er nur noch die Leine einholen. »Weißt du, wenn wir heiraten würden, könntest du in meinem Bett schlafen.«
»Was ist heiraten?«, fragte Lucy.
»Das, was Leute tun, wenn sie sich lieben. Du bist nicht verheiratet?«
Lucy schüttelte verneinend den Kopf. Ihre Miene wurde ernst.
»Dein Vater trägt einen Ehering. Er muss mit jemandem verheiratet sein.«
Lucy wirkte verdutzt. Sie war nicht intelligent genug, um zu merken, dass er mit ihr spielte, aber sie hatte genug Verstand, um die Puzzleteilchen zusammenzusetzen, die er vor ihr ausbreitete. Heirat gleich Liebe, was sie anscheinend verstand, und Weston war verheiratet. Ipso facto wurde Weston geliebt, und sie wollte haben, was ihr Vater besaß. Sie wollte ebenso geliebt sein, obwohl sie keine Ahnung hatte, was das bedeutete. Sie sah King in die Augen: »Und du würdest mich heiraten?«
»Aber klar.« Kings Stimme klang überzeugend, aber anscheinend nicht überzeugend genug.
»Warum?«
King lächelte. »Zunächst mal hast du schöne Augen.«
Lucy sah weg, aber das bisschen Wange, das nicht von Fell bedeckt war, verriet ihr Erröten.
»Und, wie du gesagt hast. Du bist klug. Ich bin dumm. Du bist stark. Ich bin schwach. Du bist Nguoi Rung … und ich möchte es werden.« Lucy sah ihn wieder an. »Was könnte an dir nicht liebenswert sein?«
»Aber ich bin eine Prinzessin. Ein Lieblingskind.«
»Du hast doch gehört, wie Weston mich angesprochen hat, oder?«
Lucy nickte.
»Du hast meinen Namen gehört. Wie hat er mich genannt?« Lucy nickte wieder, dann flüsterte sie: »King. Der König.«
»Du magst hier eine Prinzessin sein, aber wenn du mich heiratest, wirst du …«
»Königin!« Lucy lächelte breit. »Wie verheiraten wir uns?«
»Das kann nur ein Alpha tun.«
Lucy biss sich auf die Lippen. »Das macht er nicht.«
»Wir könnten ihn fragen.«
Sie blickte unsicher drein.
»Er kann nicht mehr als nein sagen.«
Das schien Lucy einzuleuchten. Sie nickte. »Okay.« Sie ging zur Tür.
»Warte«, sagte King.
Lucy wandte sich um.
»Es ist üblich, dass der Mann den Vater der Braut um ihre Hand bittet«, sagte King schnell. Was für eine abgedrehte Unterhaltung! Als wäre Weston eine multiple Persönlichkeit. Vater. Alpha. Weston. Was war er sonst noch alles für diese Leute? Gott? »Ich muss ihn selbst fragen. Wenn er ja sagt, kann er uns auf der Stelle vermählen.«
Lucy stolzierte durch den Raum. Sie las die Steinklinge auf und beugte sich dicht zu King herab. Sie starrte ihm in die Augen, als suchte sie darin nach einem Anzeichen für Verrat. King erwiderte den Blick mit einem Lächeln. Sie knurrte und durchtrennte seine Fesseln. »Bleib bei mir.«
King rieb sich die Handgelenke und reckte die Arme. Er hatte nicht vor abzuhauen. Lucy hatte Bishop getötet, sie konnte leicht dasselbe mit ihm tun. Natürlich wäre er am liebsten in den Dschungel geflohen, doch Lucy konnte ihn an den einzigen Ort bringen, wo er noch dringender hinwollte – zu Sara. Im Angesicht des Todes hatte er erkannt, dass er unbedingt die Chance haben wollte, sie abseits von Schusswechseln, Explosionen, Affenmenschen und biologischen Massenvernichtungswaffen näher kennenzulernen. Aber dazu musste er sie zunächst einmal retten und einen Weg finden, die Mission zu vollenden.
Plötzlich entdeckte King einen harten Gegenstand in seiner Hosentasche. Als sie ihn entwaffnet hatten, war er bewusstlos gewesen, und anscheinend hatten sie bei derDurchsuchung etwas übersehen. Er schob die Hand in die Tasche und ertastete hartes Plastik, zwei metallische Spitzen. Seine Finger zuckten zurück, als sein Körper sich an den Schock erinnerte, der normalerweise auf eine Berührung mit diesen Metallspitzen folgte. Es war Trungs Elektroschocker. Die Nguoi Rung hatten ihn entweder nicht bemerkt oder nichts damit anzufangen
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