Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
Taumelnd betastete er den Riss mit den Fingern. Salziger Schweiß brannte in der kleinen Wunde. Er würde es überleben.
Jedenfalls noch ein paar Sekunden lang.
Lucy drückte ihn an die Wand. »Du heiratest mich, aber du wirst nie über mir stehen!«
King blickte in ihre hübschen, braunen Augen, die so voller Hass waren, und zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass sie mindestens zehn Zentimeter größer war als er. Offenbar hatte sie Westons Körpermaße geerbt. Sie hatte recht. Er würde in der Tat nie über ihr stehen. Unwillkürlich musste er lächeln.
Sie stieß ihn noch fester zurück. »Was grinst du so?«
Sara rappelte sich auf, Westons Gürtel fest an sich gedrückt. Die harten Kanten des Messers pressten sich in ihren Bauch. Sie griff danach. Wenn Lucy King tötenwollte, musste sie vielleicht Gebrauch davon machen. Aber King entschärfte die Situation mit den letzten Worten, die Sara von ihm erwartet hätte.
»Weil du recht hast. Und ich bin froh, dass ich jemanden wie dich gefunden habe. Jemanden, der stark ist. Der mich beschützt.«
Lucy verwandelte sich vom wütenden Killer in einen kichernden Teenager. Sara starrte sie verblüfft an. Er konnte sie um den Finger wickeln …!
Ein schmerzerfüllter Schrei voller Zorn ertönte aus dem obersten Raum des Tempels. Weston. Er war nach den Tritten, die Sara ihm verpasst hatte, immer noch nicht wieder auf die Beine gekommen und verschaffte sich mit einem wilden Gebrüll Luft, das kaum noch menschlich klang.
Lucy ließ King los. »Vater?«
Sara erkannte ihre Chance. Allem Anschein nach ließ Lucy sich leicht übertölpeln. »Er ist verletzt. Vielleicht liegt er sogar im Sterben. Ich wollte gerade Hilfe holen.«
»Vater!« Panik verzerrte Lucys behaartes Gesicht, während sie die steilen Treppen hinaufsprang, immer vier auf einmal.
Sara lief zu King. »Komm!«, sagte sie, packte ihn am Handgelenk und zog ihn durch den Korridor, der zwischen den kreuzförmig angelegten Fischteichen hindurchlief.
Immer noch benommen stolperte King hinter ihr her. Als sie die letzte Halle der Fischteiche erreichten, blieb Sara abrupt stehen und drehte sich zu King um. Das laute Trampeln seiner bestiefelten Füße war unüberhörbar.
»Was ist?«, fragte King, der langsam wieder zur Besinnung kam.
»Zieh die Stiefel aus. Sonst können sie uns hören.«
Ohne Zögern gehorchte King und streifte die Stiefel ab.Sara griff danach und warf sie in den Fischteich. Große, glitschige Mäuler schnappten nach ihnen, während sie untergingen.
Seite an Seite rannten sie lautlos ins Freie, dann blieben sie wieder stehen. Hoch oben auf der Klippe am Ausgang des Höhlensystems war eine Gruppe von Hybriden aufgetaucht und kreischte erregt. Sie hatten die Menschen noch nicht entdeckt, doch das würden sie, sobald Lucy oder Weston Alarm schlug.
King riss Sara am Arm zurück in den Gang. Er blickte hinter sich und konnte Lucys und Westons Füße schon an der Oberkante der Türöffnung auftauchen sehen, während sie ihm langsam die Treppe herunterhalf.
Ein Warnton erklang von den Hybriden weiter oben. Es hörte sich nach einer Art Horn an, dessen Echo von den Wänden der Stadthöhle zurückgeworfen wurde. Einen Moment lang dachte King, sie wären entdeckt, aber dann hörte er Westons Stimme: »Was ist los? Was geht da vor sich?«
Unmittelbar bevor Lucy und Weston freien Blick in den Tunnel hatten, packte King Sara und schob sie in einen der angrenzenden Räume. Es waren riesige, mit Oberlichtern versehene Hallen, die nichts enthielten außer drei umlaufende Stufen, die zu den Fischbecken hinabführten. Keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Kein Fluchtweg … außer einem.
»Steig ins Wasser«, flüsterte King.
Sara sah die glänzende Haut mehrerer großer Fische im Kristalllicht von oben aufblitzen. »Bist du verrückt?«
Westons schmerzliches Stöhnen wurde lauter, während Lucy ihn durch den Gang führte.
»Sie reißt uns in Stücke, wenn sie uns erwischt.« Kings Augen blitzten eindringlich. »Sie hat Bishop getötet. Bishop. Du hast ja keine Ahnung, wie schwierig das ist. Und sie ist viel wilder, als selbst Weston weiß.«
Ohne weitere Widerrede ließ Sara sich ins Wasser gleiten. King folgte ihr vorsichtig, um keine Wellen zu schlagen. Fische umschwärmten ihre Körper und stupsten sie mit ihren wulstigen Mäulern hungrig an. Da sie keine richtigen Zähne besaßen, konnten sie nicht zubeißen, aber mit ihren großen Leibern drückten sie sie immer weiter unter Wasser. King
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