Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
schien die Niagarafälle direkt zu ihnen umgeleitet zu haben. Das Rauschen des Regens im Blätterdach war lauter als ein volles Stadion beim Super Bowl.Die Kühle erfrischte sie zwar, gleichzeitig war es jedoch ein Gefühl, als würde man von Kopf bis Fuß durchgewalkt. Der tarnende Schlamm war binnen Sekunden weggespült. Ihre leuchtend weiße Haut war wie ein Signalfeuer für jeden, der gerade zufällig nach oben sah.
Durch das Tosen des Wassers drang ein Schrei zu ihnen. Worte waren nicht zu verstehen, aber Tonfall und Lautstärke signalisierten Dringlichkeit, einen Notfall. Waren sie entdeckt worden? Sie spähten durch die Blätter, vorsichtiger jetzt, da ihre weißen Gesichter und blonden Haare sich von dem dunkelgrünen Laub abhoben. Der Schrei wiederholte sich, lauter und näher. Eine Anzahl der Hybriden ließ alles stehen und liegen, griff nach den Speeren und hetzte in den Dschungel. Eine zweite Gruppe rannte auf die Höhlenöffnung zu und verschwand in der Dunkelheit. Die Lichtung blieb verlassen zurück.
Nur Augenblicke später hallten Explosionen und Gewehrfeuer durch den Dschungel. Rook und Queen wussten, dass sich ihnen die vielleicht einzige Chance bot. Sie ließen sich zu Boden gleiten und rannten auf die Lichtung. Der dichte Teppich aus aufsprühenden Regentropfen, der nahtlos mit dem Weiß ihrer hellen Haut verschmolz, war ihre einzige Tarnung.
Sie warfen ihre improvisierten Holzspeere weg und bedienten sich an den Lanzen mit Steinspitzen, die an den Hüttenwänden lehnten. Queen sah ein KA-BAR-Messer in einem Holzklotz neben einem Feuer stecken. Sie riss es im Vorbeieilen heraus und inspizierte es.
Es gehörte King.
Er war hier gewesen.
Als sie sich dem großen Höhleneingang näherten, sah Queen ein wahres Monster von Hybride auf sich zuschreiten. Diesmal stand es zwei gegen einen, aber Queenbezweifelte, dass sie eine Chance hätten. Mit einem Überraschungsangriff einen Hybriden auszuschalten war eine Sache. Das hier war eher so, als ob man sich vor einen Lastwagen warf. Doch es gab kein Zurück. Dann fiel ihr Blick auf die Reihe von Käfigen, in denen die wilden Tiere auf und ab tigerten. Queen hielt inne und hackte mit Kings Messer auf die handgemachten Seile ein, mit denen die Türen zugebunden waren. Die Bären sahen neugierig zu. Die Tiger reagierten sofort und warfen sich gegen die Gitter.
Queen hetzte davon, um Rook einzuholen, der nicht stehen geblieben war. Im Gegenteil, er hatte noch an Tempo zugelegt und sich kampfbereit gemacht. Bevor sie einen Warnruf wegen der Tiger ausstoßen konnte, verstellte der große männliche Hybride ihnen den Weg. Er war unbewaffnet. Bei seinem Körperbau mit über einem Meter achtzig Größe, breiten Schultern, klauenartigen Fingernägeln und zweieinhalb Zentimeter langen Reißzähnen war das normalerweise auch nicht nötig … doch heute schon.
Statt sich ihrem Gegner zu stellen, rammte Queen Rook von hinten und warf ihn zu Boden. Sie rutschten durch den Schlamm, während die zwei Tiger zum Sprung ansetzten.
Drei gewaltige Raubtiere trafen in einem Wirbel von mächtigen Kiefern und scharfen Krallen aufeinander. Blut spritzte. Wildes Gebrüll ertönte. Einer der Tiger kam, von dem Hybriden durch die Luft geschleudert, wie ein Geschoss aus dem Kampfgetümmel gesaust. Er drehte sich noch im Fallen, landete auf den Füßen und griff sofort wieder an.
Der Hybride lieferte sich einen tapferen Kampf, wenn man bedachte, dass die meisten Menschen in seiner Situation sich heulend in die Hose gemacht hätten. Aber die beiden riesigen Katzen waren zu viel für ihn.
Während die eine mit ausgefahrenen Krallen wild nach ihm schlug, setzte die zweite zum tödlichen Biss an seinem starken Hals an. Noch im Sterben prügelte der Hybride auf den Tiger ein, doch die gewaltigen Kiefer ließen nicht locker.
Bevor das Interesse der Tiger für ihre sterbende Beute erlahmen konnte, rannten Rook und Queen ohne weiteren Zwischenfall in die Höhle und tauchten in der Dunkelheit unter.
53
»Lucy, halt!«, rief King, als Lucy die Faust hob, um Sara den Schädel zu zerschmettern. Er legte ihr die Hand auf den Arm, nicht um sie gewaltsam zurückzuhalten – er wusste, dass er das nicht konnte –, sondern in der Hoffnung, seine Berührung würde sie ablenken.
Das tat sie.
Ihr Arm zuckte zurück, schwang dann aber herum und traf King quer über die Brust. Er wurde nach hinten geworfen und krachte gegen die Wand. Warme Nässe breitete sich an seinem Hinterkopf aus.
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