Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)

verdammt sein, wenn erzuließ, dass sie zu einer weiteren vermissten Amerikanerin im vietnamesischen Urwald wurde.
    Zwei Minuten später erspähte King den ersten der beiden Freiwilligen des Todes, die Sara durch den Dschungel schleiften. Er hob sein M4 und legte an.

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    Dass er der amerikanische Sohn koreanischer Einwanderer war, hatte Knight nie gestört. Er trug einen traditionellen koreanischen Namen, Shin Dae-jung, aber da hörte die Verbindung zu seinen Wurzeln schon auf. Er hatte Korea ein einziges Mal besucht, während einer Mission. Das Team war nach Südkorea geflogen, hatte die entmilitarisierte Zone durchquert, eine hässliche Angelegenheit um einen untergetauchten sudanesischen Terroristen erledigt und war rechtzeitig wieder über die Grenze zurück gehüpft, um ein Bier mit ein paar Soldaten in der abgelegensten Militärbasis zu trinken, die er je gesehen hatte. Wenn man beim Militär gerne eine ruhige Kugel schob, war Südkorea der ideale Ort. Knights einzige andere authentisch koreanische kulturelle Erfahrung hatte er im Alter von zehn Jahren gemacht, als seine Mutter wollte, dass er mit der Küche seines Heimatlandes vertraut wurde. Der geschmorte Tintenfisch war nicht so gut angekommen. Tatsächlich hatte Knight nur ein einziges Mal wirkliche Wertschätzung für das Geburtsland seiner Eltern empfunden, nämlich als er den tollen Film The Host sah. Er war immer ein Fan von Monsterfilmen gewesen. Kühne Helden. Feuer spuckende Kanonen. Menschen, die um ihr Leben rennen.
    In der Realität war das natürlich alles andere als ein Spaß. Das wusste er spätestens seit der Begegnung mit der wiedergeborenen, mythischen Hydra, die er nur knappüberlebt hatte. Aber anscheinend war Gott – oder wer auch immer da oben die Geschicke lenkte – der Ansicht, dass Knight mal wieder eine Lektion brauchte.
    Äste und Zweige peitschten ihm ins Gesicht, während er den Hang hinabhetzte. Die Bäume sausten so schnell vorbei, dass sie miteinander zu verschmelzen schienen. Sein Atem ging stoßweise im rasenden Rhythmus seines Herzens.
    Er rannte jetzt schon zwei Minuten lang so. Volle Pulle. Höchstgeschwindigkeit. Das hatte er als Teenager gelernt, als anscheinend jeder Trottel auf der Highschool auf dem kleinen Koreanerknaben herumhacken wollte. Aber sie erwischten ihn nie.
    Leider waren jetzt keine Highschool-Idioten hinter ihm her. Knight war nicht einmal sicher, ob sie menschlich waren. Der Höllenlärm, den sie veranstalteten, klang eher nach Schimpansen, aber es gab in Vietnam keine Schimpansen. Nur über eines war er sich ganz sicher: Die Biester waren schnell. Verflucht schnell. Und unermüdlich. Seit dem Beginn der Hatz an der Bergspitze hatten sie stetig aufgeholt. Er hatte Ballast abgeworfen, sein Scharfschützengewehr und den Rucksack fallen lassen, aber sie waren immer noch schneller.
    Und jetzt lagen sie nur noch ein paar Meter zurück. Er hörte Bäume schwanken. Äste brechen. Fußsohlen auf den Boden klatschen. Alles überlagert von einem johlenden, kreischenden Chor. Dies waren die Kreaturen aus dem Dorf. Er hatte gesehen, was sie mit einem menschlichen Körper anrichten konnten. Sie hatten zwei Soldaten in Stücke gerissen und zerquetscht, als wären sie fauliges Gemüse. In ihre Fänge zu geraten, bedeutete den sicheren Tod.
    Um zu entkommen, musste er etwas riskieren, notfallseinen anderen Tod in Kauf nehmen. Seine Überlebenschancen schätzte er gering ein, aber einfach aufzugeben, sein Schicksal über sich ergehen zu lassen, als wäre er die Hure des Sensenmanns, das kam nicht infrage.
    Knight wäre fast ins Straucheln geraten, als er sah, was von der Mauer noch übrig war, die sie so beharrlich verteidigt hatten. Eine Masse von Erde und Bäumen von weiter oben am Hang hatte alles verschüttet. Er hatte drei Explosionen gehört, die mussten dafür verantwortlich sein. Aber da Rook sich anschließend noch bei ihm gemeldet hatte, mussten seine Kameraden überlebt haben.
    Unregelmäßig aufblitzende Sonnenstrahlen signalisierten ihm ein Schwanken in den Baumwipfeln. Aber nicht der Wind war die Ursache, sondern schwere Gestalten hoch oben, die sich durch die Äste schwangen.
    Mein Gott, dachte Knight, sie hocken in den Bäumen!
    Er setzte über die Reste der uralten Mauer hinweg und jagte auf die Lichtung zu, die das Team in den Wald gesprengt hatte. Kein lebender VPA-Soldat war mehr zu sehen. Jedenfalls hier nicht. Wie ein Hürdensprinter sprang Knight über umgestürzte Bäume und blutige Leichen