Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
untersuchte den Tunnel, solider Stein auf allen Seiten. Bevor ein leichter Anfall von Klaustrophobie sich in ihm breitmachen konnte, sah er nach den anderen.
Bishop setzte sich auf und rieb sich die Stirn. Er blickte Rook an und schüttelte langsam den Kopf.
»Wir müssen hier raus«, sagte Rook. Er richtete den Lichtstrahl auf Somi, die ohne Hemd auf dem Rücken ausgestreckt lag. Sie war bewusstlos, aber ihre blutbefleckte, mit Verbandsmull umwickelte Brust hob und senkte sich. »Sie ist am Leben.«
Rook richtete sich in einen gebückten Stand auf, um sich den Kopf nicht an der niedrigen Decke zu stoßen. »Konntest du einen unserer Rucksäcke retten?«
»Nein«, erwiderte Bishop. »Aber ich habe das hier.« Er hielt Somis Schrotflinte in die Höhe.
»Immerhin etwas«, meinte Rook. Er ergriff Somis Hände und zog sie hoch. Ihr Kopf hing nach unten, während er sie gebückt durch den Tunnel schleifte. Sie hatten keine Wahl. Wenn sie hierblieben, würden sie sterben, und der Weg führte nur in eine Richtung.
Zehn Minuten später erreichten sie die dreizackförmige Gabelung. Ächzend ließ Rook Somi zu Boden gleiten. Dann legte er sich selbst flach auf den Rücken, der vom Bücken völlig verspannt war. Auch sein Kopf tat noch mehr weh, weil er ihn sich immer wieder angeschlagen hatte, während er Somi hinter sich herschleppte. Er griff in seine Weste, zog ein kleines Päckchen Schmerzmittel heraus und schluckte vier Tabletten. »Wo lang, Großer?«
Bishop inspizierte die drei Tunnel. Er bemerkte die in die Wand gemeißelten Schriftzeichen, konnte sich aber keinen Reim darauf machen. »Keine Ahnung.«
Rook setzte sich zu schnell auf und stöhnte, als ihn eine neue Schmerzwelle überflutete. Er inspizierte den Tunnelboden. In allen Gängen waren Spuren zu sehen, aber in einem mehr als in den anderen beiden. »Sieh mal«, meinte er und deutete auf die rechte Abzweigung. »Ich vermute, King und Queen sind da lang.«
Bishop nickte und beugte sich in den Tunnel. »Ich denke, wir sollten …«
Ein gedämpftes Wumm erklang in der Ferne, im nächsten Moment erbebte der Tunnel. Aus der rechten Abzweigung drang ein immer lauter werdendes Rauschen von Luft und Staub.
»Was haben wir wieder ein Glück«, meinte Rook. Er packte Somi unter den Achseln und schleifte sie in den Tunnel zur Linken, während bereits ein leichter Luftzug den Staub im Kreuzungsbereich der Tunnel aufwirbelte. Bishop folgte ihm auf dem Fuß.
Sie waren etwa fünfzehn Meter weit gekommen, als die Druckwelle die Kreuzung voll traf. Staubwolken schossen in alle Schächte.
Störrisch kämpfte Rook sich weiter voran, entschlossen, nicht zum dritten Mal am selben Tag das Bewusstseinzu verlieren. Dann verlor er plötzlich den Boden unter den Füßen. Er stürzte in die Tiefe und riss Somi mit sich.
Im Fallen zog er sie an sich und drehte sich auf den Rücken, um ihren Aufprall mit dem eigenen Körper abzufedern. Er schlug hart auf, und der Klang von brechenden Knochen drang an sein Ohr. Er wartete auf den Schmerz, doch er kam nicht. Endlich schaltete sein Verstand sich wieder ein. Hastig schob er Somi von sich herunter. Eine Sekunde später landete Bishop auf ihm wie ein Wrestler vom obersten Ringseil.
Rook wurde explosionsartig die Luft aus den Lungen gepresst. Nach einem tiefen Atemzug lachte er auf, stöhnte und stieß Bishop zur Seite. »Du bist nicht mein Typ, Großer.«
Nachdem er Bishops Last losgeworden war, schaltete Rook seine Taschenlampe ein und richtete den Strahl nach oben, gerade rechtzeitig, um eine Staubsäule aus der Tunnelöffnung schießen zu sehen. Sie dehnte sich zu einer Wolke aus, die langsam auf sie herabsank. Rook schmeckte Staub, doch es war nicht so schlimm, dass er husten musste.
Bishop hob seine Taschenlampe auf, die er bei der Landung verloren hatte, und ließ den Lichtstrahl durch den Raum wandern. Rook tat es ihm nach. Die zwei Strahlen durchschnitten die staubgeschwängerte Dunkelheit und beleuchteten eine etwa fünf Meter hohe und zehn Meter breite Höhle. Aber der Staub war noch zu dicht, um Details zu erkennen.
Rook fröstelte. »He, es ist kalt hier.«
»Wir sind unter dem Berg«, meinte Bishop. »Da liegt die Umgebungstemperatur bei zwölf Grad.«
»Kalt genug, um Bier zu kühlen«, erwiderte Rook.
»Oder etwas anderes.«
Rook folgte Bishops Blick und starrte diegegenüberliegende Wand der Höhle an. Dort hingen drei Körper mit zusammengebundenen Füßen kopfunter. Von den Fesseln an ihren Fußknöcheln
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