Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
liefen Stricke nach oben über eine Kante, hinter der sich ein weiterer Tunnel auftat.
Rook erinnerte sich an den Klang von brechenden Knochen, als er in die Höhle gestürzt war. Er richtete die Lampe nach unten.
Menschliche Knochen lagen wie Abfall auf dem Boden verstreut. Es waren keine vollständigen Skelette, nur ein Wirrwarr von Körperteilen, die achtlos durcheinandergeworfen worden waren.
Rook stieß die Knochen mit dem Fuß beiseite und trat zu Bishop, der die Leichen inspizierte. Es waren zwei Männer und eine Frau. Alles Vietnamesen. Alle nackt. Von den fleischigen Teilen – Schenkel, Waden, Schultern – waren ganze Streifen abgeschält worden wie von einem riesigen Stück Käse. »Bishop, was zum Teufel …?«
»Dorfbewohner aus Anh Dung.« Bishop richtete den Blick auf Rook. Sein Gesicht lag tief im Schatten. »Du hattest recht mit dem Bier, Rook. Das ist ein Kühlschrank.«
Entfernte Geräusche drangen aus dem Tunnel über ihnen, wie von einem Nebelhorn, nur lebendiger. Rook und Bishop zogen sich rasch durch das Feld der Knochen zurück, knieten sich neben Somi und schalteten ihre Taschenlampen aus. Aber es wurde nicht vollständig dunkel. Flackerndes Licht fiel aus der Tunnelöffnung.
Bishop richtete den Lauf der Schrotflinte nach oben. Rook rastete seine Handgelenksmanschetten ein, damit er seine beiden Desert Eagle Kaliber .50 notfalls einhändig abfeuern konnte.
»Was ist denn los?«, krächzte Somi.
Beide Männer zuckten zusammen.
Rook sah sie eindringlich an und legte sich den Laufeiner Desert Eagle vor die Lippen. Still. Er schüttelte den Kopf. Ausgerechnet jetzt musste sie wieder zu Bewusstsein kommen . Er konzentrierte sich erneut auf den Tunnelausgang, und eine Gestalt kam in sein Blickfeld. Seine Augen wurden groß. Er hatte keine Ahnung, was für ein Ding das war, das die Fackel hielt, aber er erkannte die schlaffe Gestalt, die über seiner Schulter lag.
Knight.
23 Washington, D.C.
Der Präsident stand vor einem riesigen Bildschirm, der sich aus acht kleineren zusammensetzte. Man konnte entweder ein einzelnes Bild auf allen acht zusammen betrachten oder auch acht verschiedene Bilder. Er hing an der Rückwand des Lagezentrums des Weißen Hauses, wo auch an allen anderen Wänden zahlreiche Flachbildschirme angebracht waren. Von hier aus konnten die Entscheidungsträger die ganze Welt im Auge behalten und Daten aus allen denkbaren Quellen empfangen. Im Moment waren es die Medien, die Tom Duncan interessierten.
Die acht Schirme bliesen ein einziges Bild zu Überlebensgroße auf. Es war das Weiße Haus. Eine Reihe von Reportern, die erregt in ihre Mikrofone sprachen, beherrschte den Vordergrund. Sie vergifteten den Äther mit haltlosen Theorien über die Vorgänge im Weißen Haus. Warum gab es keine Pressekonferenz? Hatte der Präsident eine Herzattacke erlitten? War er tot?
Es war frustrierend, ihnen nicht die Wahrheit sagen zu können. Noch nicht. Nicht, bevor es ein Heilmittel gab. Aber wenn Brugada ausbrach … dann würde man sie an den nächsten Laternenpfahl hängen. Dennoch war Schweigen im Moment Duncans einzige Option.
»Abschalten«, sagte er.
Der Kontrollraum, der sich unter dem Westflügel des Weißen Hauses verbarg, war gut gefüllt. Die erkranktenBerater, ein paar Generäle und einige Beamte von verschiedenen Geheimdiensten hatten sich eingefunden – sie alle waren Gefangene im Weißen Haus. Wer nicht infiziert war, jedoch unentbehrlich, nahm per Webcam teil.
Duncans Blick glitt vom Fernsehbildschirm zu der amerikanischen Flagge, die daneben stand. Er fragte sich, ob er sie lieber auf halbmast setzen oder umgedreht hissen sollte. Für die meisten Leute galt eine kopfstehende Flagge als Respektlosigkeit, doch beim Militär war sie ein Zeichen höchster Not – das Signal, sich vor einem lauernden Feind zu hüten. Und höchste Not war für den Zustand des Weißen Hauses noch eine Untertreibung.
Duncan drehte sich zu den Leuten um, die sich um den langen Konferenztisch versammelt hatten. Sein Sitz am Kopf des Tisches, gegenüber dem riesigen Bildschirm, war leer, aber ihm war nicht danach, sich zu setzen. Zum Henker, ihm war auch nicht nach reden zumute. Er wollte in Aktion treten, und zwar sofort. »Bitte kein Drumrumgerede. Wie ist die Lage?«
Stephen Harrison, der FBI-Chef, war auf dem Bildschirm eines Laptops auf dem Tisch zu sehen. Er nahm aus der Sicherheit des FBI-Hauptquartiers an der Konferenz teil. »Wir konnten jeden aufspüren, der mit Ihnen
Weitere Kostenlose Bücher