Operation Genesis (Ein Delta-Team-Thriller) (German Edition)
entspannt, zu siegesgewiss. Natürlich waren die VPLA-Leute keine Deltas, aber immerhin Spezialkräfte. Und ein Delta würde nie so nachlässig sein, wenn der Feind vor der Tür stand.
»King?« Queens Stimme stockte. Besorgt.
»Was ist?«
»Sieh mal auf deine Armbanduhr.«
King blickte auf den Seuchenmonitor an seinem Handgelenk. Drei von fünf Balken waren inzwischen gefüllt. Der dritte leuchtete orange. Etwas draußen in der Welt hatte sich verändert. Zum Schlechten.
Die Zeit lief ihnen davon.
Die fünf VPLA-Leute lachten, und King sah wieder zu ihnen hin. Obwohl er kein Wort verstehen konnte, begriff er, worüber sie Witze machten. Saras bewusstlose Gestalt lag zu ihren Füßen. Einer drehte sie mit dem Stiefel auf den Rücken. Sie lag halb auf ihrem Rucksack und sah aus, als wäre sie beim Sonnenbaden am Pool eingeschlafen. Der Mann kniete sich neben sie. Seine Gesten und das hässliche Gelächter sagten King alles, was er wissen musste.
»Ich trete in Aktion«, sagte er. »Halte mir den Rücken frei, aber schieß nur, wenn es unbedingt sein muss.«
Vom Gebüsch gedeckt, das den Rand des Camps säumte, schlich King sich näher. Tief geduckt kam er hinter einem der langen grünen Zelte zum Vorschein. Die stehenden Männer kehrten ihm den Rücken zu und versperrten gleichzeitig dem Mann, der neben Sara kniete, die Sicht. Alle Augen waren ohnehin auf sie gerichtet.
Während King sich bis auf etwa sieben Meter Entfernung anschlich, hörte er Queens Stimme im Ohrhörer. »King, mir gefällt das nicht. Da ist was faul. Leg sie um, schnapp dir Pawn, und dann nichts wie weg.«
Sie hatte recht, aber er durfte nicht riskieren, versehentlich Sara zu verletzen. Und er wollte sie sich über die Schulter geworfen haben und verschwunden sein, noch bevor der letzte Freiwillige des Todes tot umgefallen war. Dazu musste er näher heran. Nach dem ersten Schuss würde jeder VPLA-Mann weit und breit angelaufen kommen. Ihm blieb wenig Zeit. Der Schlüssel hieß Effizienz. Fünf Meter Abstand mussten reichen. Er hob sein M4 und legte an.
Der Soldat neben Sara drehte sie wieder auf den Bauch und zerrte an ihrem Rucksack. Ihre Augen öffneten sich und fielen auf King. Sie hatte die ganze Zeit nur die Bewusstlose gespielt. Er las ihr ein einzelnes, stummes Wort von den Lippen ab: »Lauf!«
Aber es war zu spät. Vier fünf Meter lange Falltüren klappten vor jeder Zeltreihe auf. Je zehn VPLA-Soldaten sprangen heraus, die Waffen auf King gerichtet. Doch keiner schoss.
Queens Flüstern drang kaum hörbar an Kings Ohr. »Räuspere dich, wenn ich mich zurückhalten soll.«
King räusperte sich und legte sein M4 auf den Waldboden. Er hob die Hände und drehte sich langsam im Kreis, sah den Männern in die Augen, die ihn umzingelt hatten. In allen las er Zorn. Außer bei einem. Er war kleiner als die anderen und strahlte doch mehr Selbstvertrauen aus … ohne eine Waffe zu tragen. Ein einzelner goldener Stern zierte die rechte Schulter seiner schwarz und braun getigerten Tarnuniform.
»Generalmajor«, begrüßte King ihn.
Trung grinste mit einem Blick auf seinen Stern. »Generalmajor Trung.« Er umkreiste King und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Dann bückte er sich, nahm Kings KA-BAR-Messer an sich und zog ihm die Pistole aus dem Halfter. Er rief den fünf Männern, die um Sara herumstanden, einen Befehl zu. Sie zerrten sie auf die Füße, und jeder Anflug von Nachlässigkeit war plötzlich verschwunden. Alles nur gespielt.
Sara kreischte. Der eine Mann drehte ihr die Arme auf den Rücken, während ein zweiter sie an den Haaren in die Höhe riss. Mit weit aufgerissenen Augen begann sie zu wimmern, während der General auf sie zutrat. Er hielt ihr das rasiermesserscharfe KA-BAR-Messer vor die Nase und zeigte ihr das eigene, entsetzte Gesicht im Spiegel der Klinge.
Dann zog er ihr langsam die Schneide über die Wange.
Es fühlte sich so an wie ein Kugelschreiber, hart und kalt. Erst als der scharfe Schmerz einsetzte, begriff Sara,dass er sie tatsächlich geschnitten hatte! Warmes Blut sickerte aus der zehn Zentimeter langen Wunde und lief ihr über die Wange. Ihr Kinn zitterte, und Tränen traten ihr in die Augen.
Trung bewegte das Messer von Saras Wange zu ihrem Hals.
»Bitte«, flehte sie, während die Tränen sich mit ihrem Blut mischten und in der offenen Wunde brannten. »Nicht …«
Kings Hände ballten sich zu Fäusten. Er hielt den Atem an. Seine Augen ließen das Messer nicht los, das sich Saras Kehle näherte.
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