Operation Glueckskeks
Werbespots für Männer-Erkältungsmedikamente. Was wäre das für eine Marktlücke. Die Werbung würde in den Schützengräben der Normandie spielen, und Soldaten brüllten im Kugelhagel: »Verdammt, John, lass den Typen mit Bauchschuss ruhig liegen! Der hier muss als Erster zum Sanitäter. Er hat eine verdammte Männer-Erkältung.«
So. Die Zähigkeit von Frauen angesichts von Schmerz und Krankheit ist beeindruckend und rätselhaft. Bekämen Männer Kinder, würden sie beim nächsten Herrenabend mit der Größe der Dammschnittnarbe prahlen. »Ich hab 18 Stunden in den Wehen gelegen und dann doch Kaiserschnitt. Jungs, die haben mich vom Adamsapfel bis zum Oberschenkel aufgemacht. Hier, guckt mal…«
Frauen kränkeln und genesen. Und wir stehen staunend daneben. In meiner idealen Welt habe ich auch mal eine Frauen-Erkältung. Sitze auf dem Sofa, gucke mir alte Folgen von »Hart, aber herzlich« an, während ich eine neue Bemalung meiner Zehennägel ausprobiere und warte, dass das Risotto fertig wird. Ich weiß, ich muss nicht sterben und halte durch auch ohne einen Anruf bei Mama in Bielefeld. Ich muss keine Angst haben, dass der Brockhaus mein Bild neben den Stichworten Selbstmitleid und Heulboje abdruckt. Jemand reicht mir Tee und sagt: »Ist nur ein Schnupfen.« Ich lächle und sage: »Ich weiß.«
Statt Halsschmerzen legt sich bei uns eine Angina pythongleich um die Gurgel. Den Sarg in Fichte, bitte!
Bunt fürs Leben: Wenn Männer sich die Haare färben
S ie sitzen bei »Wer wird Millionär?« als Kandidatin. Günther Jauch hat schon alle lustigen Gesichter gemacht, die er so draufhat. Und einige, die nach starken Schmerzen aussehen. Sie haben die Frage, ob das Nest vom Adler Herbert, Heinz, Hans oder Horst heißt, richtig beantwortet. Jetzt schaut Sie der Showmaster streng an. »Nennen Sie mir innerhalb von einer Minute die Namen von zehn Männern, die mit gefärbten Haaren richtig cool aussehen.« Jauch schafft es, einen zur Seite verrutschten Kussmund zu machen und gleichzeitig die Stirn in Falten zu legen, als habe man ihm einen sehr spitzen Stift ins Ohr gesteckt. »Die Zeit läuft.«
58, 59, 60! 32 000 Euro? Den Bach runter! Ihr Versuch, mit Gerd Schröder und dem weißblonden Scooter-Sänger H. P. Baxxter wenigstens zwei Namen zu sagen, haben bei Jauch und Publikum nur für Heiterkeit gesorgt. Udo Jürgens? Sehr witzig. Cool aussehen, nicht altersschwach, danach wurde gefragt. Wenn Sie jetzt auf dem Nachhauseweg fluchend über die A7 fahren, überlegend, ob der platinfarbene Jean Paul Gaultier cool ist, hoffe ich, dass jemand anruft. Und folgenden Satz zu Ihnen sagt: »Die Frage war unfair.«
Denn Männer mit gefärbten Haaren sehen in den aller-, allermeisten Fällen wie Gebrauchtwagenhändler aus - oder wie zornige Hausmeister. Wie viel einfacher wäre es gewesen, wenn Jauch nach Frauen gefragt hätte. Gwen Stefani, Cameron Diaz, Scarlett Johansson, meine Nachbarin, meine Lieblingskollegin vom Empfang. Eben braun, jetzt blond, dann retour. Wenn Frauen auf die Farbtube drücken, sorgt das bei Männern für Verwirrung, Verehrung, Wahnsinn - und Neid. Waschen, rasieren, waschen, rasieren, Haare schneiden. Bevor ich beim Friseur »Einmal Strähnchen, bitte!« sage, würde ich eher in einem Schuhgeschäft fragen, ob es die silbernen
Haare sind Gäste auf Männerköpfen. Da spachteln wir keine Chemie drauf, sonst hauen sie noch früher ab.
Pumps da vorn auch in Größe 46 gibt (»Nicht einpacken, ich ziehe sie gleich an«). Dem öden, seifigen Takt der Männerkopf-Hygiene setzen Frauen eine Batterie von Möglichkeiten entgegen, eine Palette der Wandelbarkeit. Der Effekt »Eben noch ungeschminkt - jetzt geschminkt« findet im Haarefärben seine schlagkräftigste Verwandte. Die Badtür öffnet sich, und dort steht nicht mehr die Frau, die vor einer Stunde reingegangen ist. Sondern eine bekannte Unbekannte. Annie Lennox zu Gast in der eigenen Wohnung, und sie wird sogar übernachten. Und bevor Sie jetzt fragen: Ja, das ist sehr sexy.
Illu. 15
Neidisch ist man, wie gesagt. Für Männer steckt hinter oder besser unter jeder Frisur eine Glatze. Haare sind Gäste auf unserem Kopf, die nicht ewig bleiben und auf die wir keine Chemie spachteln, sonst hauen sie noch früher ab. Frauen hingegen haben Haare als ewige Freundin. Schauen Sie mein Foto an. Ich habe bloß einen blonden Pony plus Geheimratsecken, wo eine Frau ein wechselndes Aushängeschild hat: rot, braun, blond, schwarz, weiß, grau - wie und
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