Operation Glueckskeks
Zentralafrika an den Tag legt, York. Er erfreut sich an den bunten Masken, die er aus den Hütten klaut, bevor er wieder in sein Flugzeug in die erste Welt abfliegt und dann rumerzählt, die Schwarzen hätten ja so eine Lebensfreude. Das ist naiv, herablassend, behämmert. Dieses Land ist am Arsch, und du sammelst Cappuccinotassen, bitte sofort aufhören«, sagt Stefano.
Va bene , jetzt hat es auch der Letzte begriffen: Ich liebe Italien. Und zwar alles aus Italien.
Als ich für mein Studium ein Jahr in Italien war, hatte ich, weil die Götter bekanntlich Humor haben, einen italienischen Mitbewohner namens Paolo, der die gleiche flachpfeifige Begeisterung für Deutschland empfand wie ich für Italien. Ich fand das zwar irre, so als ob jemand auf Hawaii lebt und eine Begeisterung für Spiekeroog hat. Aber Paolo liebte einfach Dr. Oetker, Mercedes, Bayern München, die Bundeswehr,
Bierkrüge und Ute Lemper, von der er ein paar Videos hatte, was ich als etwas verwirrten Fetisch empfand. Zum Abschied habe ich ihm ein gerahmtes Foto von Helmut Schmidt geschenkt.
Heute Mittag war ich wieder bei dem italienischen Kellner in Berlin Mitte. Ich wollte mich an ihn ein bisschen ranwanzen, ihm noch ein paar dekorative Flüche entlocken, ein bisschen mitspielen dürfen, all die Dinge, die Uli Wickert vermutlich in seiner Zeit als Korrespondent in Paris gemacht hat, die alte Baguette mampfende, frankophile Savoir-vivre-Möhre. »Ciao, come stai?« Ich stand an der Theke und sprach dem Kellner mein Beileid aus, dass Italien ausgeschieden war, was unheimlich geschleimt und unaufrichtig rüberkam. Anstatt mich zu federn und zu teeren, schob er mir eine Tasse Kaffee rüber und sagte nur den einen Satz, für den ich am liebsten in die Knie gegangen wäre. Und den ich ab heute in jedem Gespräch mit Italienern an den Mann bringen werde, so unpassend es auch wirkt. Sprechen Sie mir nach: »Nessun cazzo è duro come la vita.« Ähem. Kein Schwanz ist so hart wie das Leben. Ich muss gleich mal Stefano anrufen, der wird sich freuen.
PRETTY IN PINK:
Weshalb Männer auf Frauen neidisch sind
Angina Mortalis: Die Männer-Erkältung
I n meiner idealen Welt gibt es Männerärzte an jeder Ecke. Sie behandeln vor allem: die Männer-Erkältung. In meiner idealen Welt sagen Männerärzte Sätze wie: »Oha, Sie haben eine Männer-Erkältung, das ist ja eine oft tödlich verlaufende Krankheit.« Worauf ich zu dem Arzt, dem dicke weiße Haare aus den Ohren wachsen, sage: »Ich weiß, Doc. Was würde eigentlich passieren, wenn Frauen so was bekämen?« Darauf er, mit Knarzstimme à la Harry Rowohlt: »Die Viren würden eine Frau binnen Stunden töten! Glücklicherweise sind Frauen dagegen immun«, hier lächeln wir uns wissend zu, »und Frauen-Erkältungen viel harmloser.« Ich ziehe die schnoddernde Nase hoch.
Aber da wir in dieser unvollkommenen Welt leben, handelt dieser Text von einer Demarkationslinie. Männer hier, Frauen dort. Und ich sage es offen, in Erkältungsfragen schauen wir Männer neidisch rüber auf die andere Seite. Denn während eine Männer-Erkältung es unmöglich macht, die Rotzfahnen vorm Bett wegzuräumen, das sofortige Einstellen der Körperhygiene zur Folge hat und nur durch Antibiotika und hochdosiertes Mitleid über neun Wochen geheilt werden kann, ist es bei Frauen so ganz anders.
Erkältete Frauen tragen pastellfarbene Schals. Sie liegen zwar auch im Bett, aber irgendwie anders. Mit übereinandergeschlagenen Beinen, neben ihnen liegt ein kleiner Stapel kluger Zeitschriften, es riecht leicht nach Pfefferminz. Der ganze Laden atmet Eleganz und Zuversicht. Taschentücher kommen aus einer Pappbox, auf der ein paar bekiffte Schmetterlinge ihre Runden drehen. Erkältete Frauen nehmen sich eine Auszeit zwischen frisch gepressten Säften, jemand hat Blumen gebracht. Wahrscheinlich eine Kollegin, die - haha, ist doch ein Klacks! - trotz Erkältung ins Büro geht. Und danach zum Yoga. Zwischendurch putzen sich erkältete Frauen die Nase. Leise! Wie geht das eigentlich? Leise Nase putzen? Ich habe wirklich keine Ahnung.
Männer führt die Erkältung in die Nähe des Todes. Die Hochleistungsmaschine, für die auch der lahmste, dickste Peter-Ustinov-Typ seinen Körper hält, hat einen Totalschaden. Sabotage! Wir sind nicht krank, sondern verwundet, statt läppischer Halsschmerzen hat sich eine Angina pythongleich um unsere Gurgel gelegt. Es geht zu Ende. Den Sarg in Fichtenholz, bitte.
Ginge es nach mir, gäbe es eigene
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