Operation Macho
Also, wie viel?“
„Das fasse ich nicht. Du willst mir mein Baby abkaufen.“
„Schluss jetzt mit dem Getue. Ich wette, du hast schon von einem halben Dutzend Vätern auf diese Weise Geld bekommen. Ein bisschen Menschenkenntnis solltest du mir schon zugestehen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ehrlich gesagt, ich kann damit leben. Es ist nur Geld. Lynn hat für ihr Studium ein Stipendium bekommen, also haben wir Geld gespart, das wir für sie eingeplant hatten. Jetzt ist der Zeitpunkt, dieses Geld auszugeben.“
„Läuft aber nicht mit mir.“ Tony schob den Stuhl nach hinten, zog sein Portemonnaie aus der Tasche und legte einen Geldschein auf den Tisch. „Das ist für das Bier. Ich lasse mich nicht von einem Kerl einladen, der mich meiner väterlichen Rechte berauben will.“ Damit stürmte er aus der Bar.
Auf halbem Weg zurück zum Häuschen wurde ihm bewusst, dass er sich aufregte, als müsse er wirklich für seine Rechte an seinem Kind kämpfen. Im Grunde war ihm bewusst, dass das Baby nur in der Fantasie existierte, aber der Gedanke, dass Bud ihn wegschicken wollte, schmerzte ihn dennoch.
Er verließ den Plattenweg und ging durch hohes Gras zu einem Felsblock am Rand des Flusses. Dort setzte er sich hin, um nachzudenken. Nach eigenen Kindern hatte er sich schon immer gesehnt.
Jetzt fiel es ihm überhaupt nicht schwer, sich in die Rolle des werdenden Vaters hineinzudenken. Er wünschte sich fast, dass er wirklich Vater wurde, und das konnte er sich überhaupt nicht erklären.
Während er dem beruhigenden Plätschern des Wassers zuhörte, überlegte er, wie gern er mit einem Sohn oder einer Tochter angeln oder ein kleines Boot bauen würde.
Seine Karriere hatte ihn bisher so beansprucht, dass Kinder keinen Platz in seinen Gedanken einnahmen. Abgesehen davon hatte er sich Michelle mit ihrer ständigen Verunsicherung auch gar nicht als Mutter vorstellen können. Wenn er weiter mit ihr verheiratet geblieben wäre, hätte er den Gedanken an Kinder womöglich ganz aufgegeben. Aber Lynn als Mutter konnte er sich gut ausmalen.
„Sieh mal, Tony, ich …“ Bud stand neben ihm am Ufer und wirkte verlegen. „Es tut mir leid, was ich eben gesagt habe. Ich dachte, du würdest dir im Grunde nichts aus Kindern machen.“
Ich bin meiner Rolle nicht gerecht geworden, erkannte Tony. Durch seine Verärgerung über Buds Angebot war er in der Achtung von Lynns Vater gestiegen, und so etwas sollte natürlich nicht geschehen. Tony wusste gar nicht, wie er jetzt reagieren sollte.
„Darf ich mich kurz zu dir setzen?“, fragte Bud.
„Von mir aus. Das Ufer ist nicht mein Eigentum.“
Schwer atmend ließ Bud sich neben ihm nieder und sah einen Moment schweigend auf das Wasser. „Ich weiß noch genau, wie es war, als Gladys mir sagte, dass sie schwanger sei. Ich war so aufgeregt, dass ich gleich losgelaufen bin und zwei Bowling-Kugeln gekauft habe.“
„Ach ja?“
„Eine in Rosa und eine in blau, für alle Fälle.“
„Und dann hast du Lynn das Bowlen beigebracht?“
Überrascht sah Bud ihn an. „Hat sie nichts davon erzählt? Zwei Jahre hintereinander hat sie bei der Juniorenmeisterschaft in Springfield den Titel geholt. Ich wollte, dass sie die Pokale in ihr Büro stellt, aber das hat sie nie getan. Deshalb stehen sie immer noch bei uns auf dem Kamin.“
Das konnte Tony sich gut vorstellen. Sicher bewahrten ihre Eltern jede Erinnerung an Lynns Triumphe auf.
„Auch im Wettbewerb für Vater und Tochter hätten wir bestimmt gewonnen, aber mir ist während der Endrunde die Hose hinten geplatzt.“ Betrübt schüttelte Bud den Kopf. „Das hat sie mir nie verziehen. Ich wollte weiter spielen. Wenn kümmert es, ob man die Shorts sehen kann, wenn ich gerade zweihundert Punkte heraushole?“
„Niemanden.“
„Sie war gerade vierzehn, und du weißt sicher, wie Mädchen in diesem Alter sich aufführen. Später tat es ihr allerdings leid, und da hat sie mir eine Plakette gemacht. Darauf stand: ‚Platzt dir die Hose auch entzwei – ich liebe dich, es bleibt dabei.‘“
„Nette Geschichte.“
Bud sah Tony an. „Von allen Dingen in meinem Leben ist Lynn mir am besten gelungen.“
„Das glaube ich gern.“
„Ich kränke dich nur ungern, aber du bist wirklich der enttäuschendste Schwiegersohn, den man sich nur denken kann.“
Tony nickte. Dieses Bild sollte er schließlich auch abgeben.
„Trotzdem freut es mich, dass du nicht zu den Kerlen gehörst, die man mit Geld dazu bringen kann, sich aus dem
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