Operation Macho
kratzte sie sich an der Nase und hätte fast gelacht, als Calvin sie sofort imitierte.
„Ich sage nur ein Wort, Lynn. Tony Russo.“
„Das waren zwei Worte.“ Lynn lehnte sich zur Seite, nur um zu sehen, ob Calvin es auch tat. Das macht richtig Spaß! überlegte sie, als er sich zur Seite beugte.
„Deine Mutter ist außer sich, Lynn.“
„Wirklich?“ Am liebsten hätte sie sich jetzt den Finger in die Nase gesteckt, doch er hielt ihre Hand fest, bevor sie dazu kam.
„Und in ihrer dunkelsten Stunde hat sie mich angefleht, den Star in dir wieder zum Leben zu erwecken. Du musst dich wieder daran erinnern, dass nur du allein dein Schicksal in der Hand hast.“
„Ich will wirklich nicht …“
„Und jetzt möchte ich, dass du mir nachsprichst. Sag es von mir aus hundert- oder tausendmal am Tag. Was immer auch geschieht, ich kann es selbst bestimmen.“
„Genau das habe ich mir auch gerade gesagt.“ Tony zog sich einen Stuhl heran und drehte ihn mit der Lehne nach vorn. Eine Zigarette klemmte in seinem Mundwinkel, und er trug seine dunkle Sonnenbrille. Entschlossen setzte er sich zwischen Lynn und Calvin. „Und jetzt verrate ich dir, was geschehen wird, Cal. Du nimmst deine Pfoten von meiner Verlobten.“ Er zog Calvins Hand von Lynn weg. „Und merk dir: Anfassen verboten! Kapiert?“ Dann nahm er die Zigarette aus dem Mund und blies Calvin den Rauch entgegen.
Hustend wedelte Calvin den Qualm weg. „Hier sitzen wir in der Nichtraucher-Zone.“
„Tatsächlich?“ Tony lächelte nur. „Du musst recht haben, denn hier stehen gar keine Aschenbecher.“ Er griff nach den Visitenkarten, die vor Lynn auf dem Tisch lagen. „Dann muss ich wohl diese hier benutzen.“ Nach einem letzten Zug drückte er die Zigarette mitten auf dem Foto von Calvin aus.
„Um Himmels willen! Sie werden noch einen Großbrand verursachen!“
„Na, das wollen wir ja nicht.“ Tony schüttete etwas Eiswasser über die qualmenden Karten.“
Betrübt blickte Calvin auf die ruinierten Visitenkarten. „Ich gebe dir neue, Lynn.“
„Mach dir bloß keine Umstände, mein Freund“, erwiderte Tony.
Calvin rückte sich die Krawatte zurecht und räusperte sich. „Ich schätze, dieses unwürdige Schauspiel soll zeigen, wie selbstbewusst Sie sind, aber in Wirklichkeit sind Sie verängstigt, unsicher und …“
„Pass bloß auf, Cal.“ Drohend musterte Tony ihn, während er Lynn an sich zog. „Denk immer dran, dass ich der Vater von Lynns Baby bin.“
Erschrocken sah Calvin sie an. „Du bist schwanger? Oh, Lynn, das ist viel ernster, als ich dachte. Wie kannst du dich so sehr betrügen?“
„Jetzt kommt es aber ein bisschen Dicke.“ Langsam stand Tony auf und lockerte die Schultern. „Du hast gerade die Frau beleidigt, die ich liebe, und auch den Mann, in den diese Frau total verknallt ist, und das bin zufällig ich selbst.“
„Entschuldigung, dem konnte ich gerade nicht ganz folgen.“ Unaufhörlich kaute Calvin auf dem Kaugummi.
„Dann verstehst du vielleicht das hier: Verzieh dich!“
„Ich mache mir Sorgen um dich, Lynn.“ Auch Calvin stand auf. Er war so groß wie Tony, aber nicht in so guter körperlicher Verfassung.
„Nicht nötig. Sie geht dich nichts an, mein Freund.“
„Immer mit der Ruhe, Jungs“, warf Lynn ein. „Wir wollen doch nicht …“
„Vergiss das Frühstück, Lynn.“ Calvin blickte starr in Tonys Sonnenbrille. Er strich sich das Haar glatt, und Lynn hätte fast gelacht, als ihr klar wurde, dass er in Tonys Brille sein Spiegelbild betrachtete. Calvin wandte sich zu ihr. „Das ist ein Notfall, und zum Glück gibt es in Sedona genau das Richtige dafür. Ich zeige dir einen magischen Ort, wo du neue Energie tanken kannst. Dadurch bekommst du vielleicht den Anstoß, deine Kräfte zu entdecken.“
„Bitte nicht schon wieder diesen Spruch.“ Abwehrend hielt Tony die Hand hoch. „Wenn ich diesen blöden Text noch ein einziges Mal höre, sehe ich mich gezwungen, dich in den Bach zu werfen.“
„Lynn, ich kann mir nicht erklären, was du mit diesem Neandertaler willst.“
„Oje.“ Tony schüttelte den Kopf. „Noch eine Beleidigung. Die hättest du dir verkneifen sollen.“ Er ging auf Calvin zu, der ein paar Schritte zurückwich.
„Schluss damit!“ Eindringlich sah Lynn zu Calvin. „Flieg zurück nach Illinois. Du sorgst hier nur für Ärger.“
„Der Ärger ist schon da, Lynn. Gestatte mir, dir zu helfen, dass du diesem Morast entsteigen und dich zum Sonnenlicht erheben
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