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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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mit den Augen. Delacroix’ Gesicht erinnerte an eineTotenmaske und die Bedrohung, die er repräsentierte, wirkte nun kein bisschen unwirklich mehr.
    Hagen beugte sich über den Kartentisch und führte einige Berechnungen durch. Dann ging er, dicht gefolgt von Delacroix, zum Steuerpult und sagte zum Steuermann: »Neuer Kurs 240.«
    Der gut dreißig Jahre alte Steuermann drehte sich auf seinem Stuhl um und erhob sich dann. »Wie meinen Sie das? Dieser Kurs bringt uns nach Südwesten, nicht nach St. Petersburg   …«
    »Tun Sie, was ich Ihnen sage, Giordano.« Hagen hätte am liebsten geschrien, aber er beherrschte sich. »Bitte. Dies ist ein Befehl.«
    Giordano warf einen Blick auf den Kapitän und auf Delacroix, deaktivierte die automatische Steuerung und bewegte den Steuerhebel des sogenannten Pod-Antriebs um einige Grad nach rechts.
    Die rechte Seite der Ocean Emerald neigte sich langsam nach unten, während das Schiff sich in südliche Richtung drehte. Das Ticken des Kreiselkompasses war bei der Kursänderung zu hören. Oberhalb der Fensterfront vor der Steuerkonsole blinkte eine Leuchtanzeige im Takt: 270   … 260   … 250   … 240.
    Dann stoppte die Anzeige und auch das Ticken wurde wieder leiser.
    »Kurs 240, Herr Kapitän.«
    Hagen und Delacroix sahen zu, wie Giordano den Steuerhebel arretierte und den Temporegler nach vorne drückte.
    Nun fing eine Lichtfolge unterhalb des Kompass-Indikators an zu blinken, während sich die Geschwindigkeit des Schiffes von 14 auf 21   Knoten erhöhte.
    »Volle Kraft voraus, Herr Kapitän.« Giordano sprach leise und irritiert. »Könnten Sie mir vielleicht sagen, was los ist?«
    »Nicht jetzt, tut mir leid.«

17
    Thomson hatte keine Zweifel mehr: Steward Emilio Fernández benahm sich seltsam. Gerade hatte er in ein Ärmelmikrofon gesprochen und nun begab er sich eilig auf den Weg zum Achterdeck.
    Thomson folgte ihm mit zwanzig Metern Abstand. Sie kamen an den Rettungsbooten vorbei, deren neue, unbenutzte Doppelschrauben glänzten. Auf dem Heck eines jeden Bootes stand »Ocean Emerald   – Nassau«.
    Auf einmal begriff Thomson, dass tatsächlich etwas nicht stimmte. Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, aber man sah sie nicht mehr. Wäre die Emerald ihrer Route gemäß nach Osten gefahren, hätte man die Sonne im Westen, also am Heck des Schiffes sehen müssen.
    Thomson erreichte hinter Fernández das Achterdeck und blickte an der Seite über die Reling. Der rötliche Schein der Abendsonne drang fast gerade vor ihm hinter den schwarzen Wolken hervor. Eine weitere Beobachtung ließ Thomsons Herz noch heftiger pochen: Das aufschäumende Kielwasser berührte das Heck. Das bedeutete, dass die Ocean Emerald mit voller Kraft voraus fuhr. Das Schiff wurde von zwei Rolls-Royce-Propulsoren angetrieben, die beim Geradeausfahren in leichter V-Position standen, wodurch das Kielwasser schmaler wurde. Bei normaler Geschwindigkeit stieg das Wasser erst mehrere Meter hinter dem Heck auf. Nur bei voller Fahrt wurde die Schiffswand vom aufschäumenden Wasser berührt.
    Zwischen Helsinki und St. Petersburg würde man nie und nimmer mit vollen 21   Knoten fahren, sondern das Tempo drosseln, um Zeit totzuschlagen und erst gegen Morgen anzukommen.
    Irgendetwas war hier faul. Warum war die Richtung so extrem geändert und die Geschwindigkeit so drastisch erhöht worden?
    Thomson ließ Fernández in die Aufzugshalle gehen, dann tastete er nach dem Telefon am Gürtel. Per Kurzwahltaste wählte er die Nummer des Kapitäns.
    Am anderen Ende der Leitung läutete es. Hagen sah, von wem der Anruf kam. Er meldete sich immer, wenn Thomson ihn anrief.
    Nur jetzt nicht.
    Thomson wollte schon aufgeben, da meldete sich der Kapitän doch noch.
    »Hagen.«
    »Thomson hier. Ich wollte   …«
    »Ich habe gerade keine Zeit, Redwood. Versuchen Sie es später noch einmal.«
    Thomson erstarrte auf der Stelle.
    »Redwood« war das Codewort, das er selbst für das Krisenprogramm des Schiffes vorgeschlagen hatte. Es sollte in kritischen Gefahrensituationen verwendet werden, in denen die normale Kommunikation behindert wurde.
    Thomson gab sich einen Ruck und rannte los, beherrschte sich aber sogleich wieder und ging stattdessen mit großen, forschen Schritten, um kein Aufsehen zu erregen. Beim Betreten der Aufzugshalle nahm er mit seinem Telefon Kontakt zum dritten Purser auf. Dieser war der Chef des Bereitschaftsteams Ferrum.
    »Josh, kannst du reden?«
    »Ja.«
    »Codewort Redwood. Sicherheitsteam in

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