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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Schiffes zu. Die Möwen kreischten und schwebten im auffrischenden Wind über den bleigrauen Wellen. Unten sah man ein Boot mit straffen Segeln dem Festland entgegengleiten. Das Paar auf dem Segelboot winkte der Ocean Emerald zu.
     
    In Porvoo stand Niko im Hof vor dem Haus von Aaros Großmutter.
    »Ihr hättet mir von eurem Fund erzählen sollen«, sagte Aaros Vater Timo, nachdem Niko ihm berichtet hatte, was geschehen war. »Komm rein.«
    Aaros Mutter Soile kam aufgeregt hinzu. »Was ist los? Weißt du, wo Aaro ist?«
    Niko erzählte ihr dieselbe Geschichte noch einmal.
    »Vielleicht stromert Aaro nur noch ein bisschen durch die Stadt«, sagte Timo, obwohl das reines Wunschdenkenwar. Alle wussten das, denn Aaro ging nicht ans Telefon und das war ganz und gar nicht seine Art. Da er in Brüssel nicht alleine unterwegs sein durfte, war es ihm in Finnland erlaubt, sich möglichst unabhängig zu bewegen. Aber jetzt schien das auf einmal die falsche Entscheidung gewesen zu sein.
    »Versuch ihn noch einmal anzurufen«, sagte Soile nervös.
    Timo tat ihr den Gefallen und landete erneut auf der Mailbox.
    »Hi. Hier ist Aaro automatisch. Bitte kein sinnloses Gelaber, es kostet nämlich Geld, die Mailbox abzuhören.«
    Timo hinterließ keine neue Nachricht. »Wo bekommen wir die Nummer des Schiffes her«, überlegte er laut. »Ocean   … wie?«
    »Ocean Emerald«, sagte Niko. »Steht sicher im Internet. Aaro würde sie im Handumdrehen finden.«
    Zweifellos, dachte Timo. Aaro beherrschte den Computer gut. Zu gut. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er an das Tastaturkabel vom PC in ihrer Brüsseler Wohnung einen KeyKatch angeschlossen, ein kleines Ding, das die Tastaturanschläge speicherte. Timo hatte dadurch ganz schönen Ärger mit TERA, seinem Arbeitgeber, bekommen.
    TERA war die Abkürzung für
Agence pour la lutte contre le Terrorisme, Extrémisme et Radicalisme
. Es handelte sich dabei um eine Einheit für Verbrechensaufklärung gegen Terrorismus, organisierte Kriminalität und radikale Bewegungen, die von den E U-Mitgliedsstaaten nach dem 11.   September 2001 gegründet worden war. Timo fungierteals Vertreter Finnlands bei der TERA.   Zuvor hatte er für das zentrale Kriminalamt und für die Sicherheitspolizei in Finnland gearbeitet.
    Soile blätterte im Telefonbuch von Helsinki, bis sie die Nummer des Helsinkier Hafenkontors fand, und diktierte sie ihrem Mann.
    Nachdem er mit drei verschiedenen Personen gesprochen hatte, erhielt Timo eine Nummer auf dem Schiff. Scheinbar gefasst und ruhig tippte er die Nummer ein, aber sein Gesichtsausdruck verriet seine Nervosität. Es meldete sich die Purserin. Sie stellte sich mit dem Namen Carol vor und Timo erklärte ihr, worum es ging.
    »Natürlich kann ich mich an Ihren Sohn erinnern. Ein pfiffiger Kerl. Ich kann Sie mit der Dame verbinden, der Ihr Sohn die Dokumente zurückgebracht hat. Vielleicht weiß sie, wohin der junge Mann vom Schiff aus gehen wollte   … Einen Moment bitte.«
    Die Verbindung kam zustande, aber niemand meldete sich. Es tutete nur in der Leitung.
    Timo und Soile schauten einander enttäuscht in die Augen.

15
    Philippe Delacroix öffnete die Tür seiner Kabine und ging sogleich in den Nebenraum, um einen Blick auf den finnischen Jungen zu werfen.
    Der Junge hob den Kopf. »Ich werde längst gesucht. Mein Vater ist Polizist. Es ist sinnlos   …«
    »Halt den Mund«, zischte Delacroix. Er drehte sich um, verließ den Raum und zog die Zwischentür hinter sich zu. Er blickte auf das Display seines Handys: Die Säule für die Anzeige der Feldstärke war weg. Das Schiff befand sich nicht mehr innerhalb des Mobilfunknetzes.
    Delacroix holte tief Atem. »Die Zwei okay?«, sagte er leise in sein Ärmelmikrofon.
    »Okay«
, hörte er Emilios Stimme aus seinem Ohrhörer.
    Delacroix trat ans Panoramafenster. Draußen wurde es allmählich dunkel. Der Wind trieb niedrig hängende Wolken über das Meer. »Die Drei okay?«
    »Okay«
, antwortete Juliette.
    »Die Vier okay?«
    »Okay«
, sagte Helmut, der als Passagier auftrat.
    Delacroix blickte eine Weile in die Ferne. Auf dem dunkelgrauen Wasser leuchteten die Schaumkronen. Abertrotz des Seegangs schaukelte das Schiff nicht, sondern stampfte beständig vorwärts wie ein Zug.
    »Wir fangen an«, gab Delacroix das Kommando über sein Mikrofon. Dabei drehte er sich auf dem Absatz um und war mit wenigen schnellen Schritten an der Tür. Er drückte sie entschlossen hinter sich zu und marschierte zielstrebig zur

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