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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Aufzugshalle. Er sah sich selbst wie in einem Film, in Zeitlupe, mit düster dröhnender Musik im Hintergrund. Jetzt ging es los. Jetzt war seine Stunde gekommen. Ein seltsamer, dunkler Friede erfüllte ihn.
    Dieser Zustand wurde jäh durch die Stimme aus den Lautsprechern zerstört.
»Mitteilung für Mr Philippe Delacroix   …«
Delacroix fuhr zusammen, ging aber ohne stehen zu bleiben weiter.
»Sie werden im Purserbüro erwartet, Mr Philippe Delacroix.«
    Was ist jetzt los?, fragte er sich. Die Frau am Purserschalter reichte gerade lächelnd eine Broschüre über die Stadtrundfahrten in St. Petersburg an eine mehrfach geliftete Frau, die sich unfreundlich bedankte und dann mit ihrem Pudel in Richtung Aufzug davonsegelte.
    Delacroix trat vor die Purserin hin und las auf ihrem Namensschild ab, wie sie hieß. Carol. »Ich bin Philippe Delacroix. Warum hat man mich ausgerufen?«
    Die Purserin überreichte ihm ein braunes Kuvert, das er sogleich aufriss. Es enthielt eine Routinemitteilung. Warum war er wegen so etwas ausgerufen worden?
    Delacroix legte das Blatt Papier auf den Schalter und konzentrierte sich. »Carol, ich möchte mit Kapitän Hagen sprechen.«
    Die Purserin schien überrascht. »Ich fürchte, er hat zu tun. Könnte Ihnen vielleicht jemand anders helfen?«
    »Nein. Rufen Sie den Kapitän an.«
    Delacroix sah der Frau fest in die Augen. Er legte all die Kraft, die sich in seinem Inneren für diesen Moment aufgestaut hatte, in seinen Blick. Die Frau schien kurz zu zögern, aber dann ging sie einige Schritte in ihr Büro hinein und wählte eine Nummer. Mit gedämpfter Stimme sagte sie ein paar Sätze. Schließlich kam sie heraus und reichte Delacroix den Hörer des schnurlosen Telefons.
    »Kapitän Hagen?«, sagte Delacroix und trat vom Schalter weg, vor dem nun zwei betagte Damen haltmachten.
    »Am Apparat«
, entgegnete eine Männerstimme mit deutschem Akzent auf Englisch.
    »Ich habe dringend etwas mit Ihnen zu besprechen. Könnte ich auf die Brücke kommen?«
    »Worum geht es denn? Und mit wem habe ich die Ehre zu sprechen?«
    »Mein Name ist Philippe Delacroix und es geht um die Gefährdung der Sicherheit an Bord. Ich werde jetzt zu Ihnen kommen, bitte empfangen Sie mich im Kabinengang.«
    Entschieden beendete Delacroix das Gespräch, gab Carol mit fast unheimlichem Lächeln den Telefonhörer zurück und ging mit forschen Schritten zu den Aufzügen.
     
    Thomson war hinter einem der Rettungsboote stehen geblieben und schaute unverwandt auf den Steward Emilio Fernández. Der Filipino stützte sich fünf Meter weiteraufs Geländer und schaute aufs Meer, gerade so, als wartete er auf etwas. Ein halbes Dutzend Passagiere genoss auf dem Bootsdeck die frische Luft und den Wind.
    Thomson machte sich Sorgen, denn er hätte schwören können, dass Fernández gerade in ein Ärmelmikrofon gesprochen hatte. Das war natürlich unmöglich – vielleicht hatte er nur gehustet. Von seinem Instinkt getrieben schlich Thomson aber trotzdem mit wachen Sinnen näher heran.
    Thomsons Leute von der Sicherheitsorganisation, das Ferrum-Team, verfügte über eine drahtlose Funkverbindung, aber Fernández gehörte nicht dazu. Zwar hatte er ursprünglich dabei sein wollen, aber es waren dafür nur Leute aus verschiedenen Abteilungen des Schiffes ausgewählt und geschult worden, die schon länger im Dienst der Reederei standen. Thomson hatte sein Team auf den Namen Ferrum getauft. Ferrum war Latein und bedeutete Schwert.
    In Thomsons Brusttasche vibrierte lautlos das Telefon. Er konnte sich nicht melden, ohne entdeckt zu werden, darum beschloss er, den Anruf auf der Mailbox landen zu lassen.

16
    Karl-Heinz Hagen, der sechsundfünfzigjährige Kapitän der Ocean Emerald, saß mit dem Telefon am Ohr auf der Kommandobrücke. Er hatte über den Anruf von Delacroix nachgedacht und sicherheitshalber versucht, Thomson zu erreichen, aber dort meldete sich nur die Mailbox.
    Auf der Steuerbordseite tauchte die Sonne gerade in eine schwarze Wolkenhülle ein. Die Wettervorhersage kündigte eine Kaltfront über dem Finnischen Meerbusen an. In der Nacht würde es regnen und es würde starker Wind aufkommen. Hagen legte das Telefon aus der Hand. Vielleicht war es besser, wenn der Wolf nicht noch mehr Wasser auf seine Mühlen bekam. Der Mann war immer und überall misstrauisch. Besser erst einmal hören, was Delacroix zu sagen hatte.
    Der gedämpfte Ton des Summers ertönte. Der dritte Steuermann wandte sich zur Tür.
    »Ich gehe«, sagte

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