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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Hagen.
    Der Steuermann richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Radarschirm, auf dem einzelne Lichtpunkte und die grün leuchtende Küstenlinie zu erkennen waren.
    Hagen ging zur Tür und öffnete das elektronischeSchloss. Dann trat er in den Gang hinaus, entriegelte per Knopfdruck die nächste Tür, trat in Gang 1 und schloss die Tür hinter sich.
    Vor ihm stand ein Mann mit Seidenhalstuch, der an einen Chirurgen oder einen Piloten erinnerte. Er machte einen wohlhabenden und entschlossenen Eindruck.
    »Guten Abend, Herr Kapitän«, sagte Delacroix ruhig.
    »Guten Abend. Worum geht es?«
    »Lassen Sie uns drinnen weiterreden«, sagte Delacroix.
    »Das geht leider nicht   …«
    »Hören Sie mir genau zu, Herr Kapitän.« Wie eine schwarze Wolke rückte Delacroix an Hagen heran. »Das Schiff ist gekapert. Sie folgen von nun an jedem meiner Befehle, sonst werden Ihre Passagiere die Leidtragenden sein. Öffnen Sie die Tür!«
    Hagens rechtes Augenlid fing an zu zucken. »Machen Sie keine Scherze mit solch ernsten Angelegenheiten.«
    Delacroix öffnete seine Umhängetasche einen Spaltbreit. »Das hier sind zwei Kilo explosionsbereiter Semtex-Sprengstoff. Davon ist an Bord so viel versteckt worden, dass es ausreicht, um das Schiff zu versenken.«
    Während er sprach, riss er dem Kapitän die Ausweiskarte von der Brust und schob sie ins Türschloss. Die Tür öffnete sich mit einem Surren und Delacroix stieß den Kapitän zur Seite. Er machte auch die zweite Tür auf, dann betraten beide die Kommandobrücke.
    Der dritte Steuermann und der Matrose drehten sich erstaunt zu ihnen um.
    »Weitermachen«, sagte Hagen mit angespannter Stimmezu ihnen und ging an den seitlich stehenden Kartentisch. In seinem Kopf wogten teils panische, teils ungläubige Gedanken hin und her. So etwas gab es doch nicht. So etwas
konnte
es doch nicht geben! Und wo war der Wolf, jetzt, da man ihn wirklich einmal brauchte?
    Im Hintergrund hörte man das leise Brummen der Instrumente. Draußen zuckte ein Blitz vor einer schwarzen Regenwolke.
    Hagen hustete und sagte mit gedämpfter Stimme: »Vielleicht sind Sie so freundlich und sagen uns, worum es geht?« Es konnte nicht schaden, die Ruhe zu bewahren.
    Delacroix zog einen Gegenstand von der Größe eines Handys aus der Tasche. »Das hier ist ein Funkauslöser. Damit kann man alle Bomben mit einem einzigen Knopfdruck explodieren lassen.«
    »Sind Sie sich darüber im Klaren, dass sich tausend Passagiere und fast sechshundert Crewmitglieder auf diesem Schiff befinden?«, fragte Hagen leise.
    »Die alle sterben werden, wenn Sie nicht jede meiner Anweisungen genau befolgen.«
    Hagen versuchte zu entscheiden, ob Delacroix ein Passagier mit einer Geistesstörung war oder ob er eine echte Gefahr darstellte. Ohne die Hintergrundinformationen von Thomson hätte er zu der ersten Variante geneigt.
    »Es nützt Ihnen nichts, wenn Sie mich festnehmen lassen oder mich handlungsunfähig machen«, fuhr Delacroix fort. »Unter den Passagieren befindet sich eine zweite Person mit einem ebensolchen Auslöser. Sie wird nichtzögern, ihn zu betätigen, falls mir etwas zustößt.« Während er das sagte, verzog Delacroix keine Miene. Lediglich seine Augen brannten wie glühende Kohlen. »Erstens. Niemand berührt die GMDS S-Vorrichtung .«
    Hagen stellte fest, dass Delacroix seine Hausaufgaben gemacht hatte. GMDSS bedeutete
Global Maritime Distress Safety System
und war das Notsignal, das die Position des Schiffes anzeigte.
    »Zweitens. Ändern Sie den Kurs in Richtung Nordspitze von Gotska Sandö. Mit voller Kraft voraus.«
    Hagen beschloss, auf Zeit zu spielen. »Eine Kursänderung wird schnell auffallen. Die finnische und vermutlich auch die estnische Küstenwache wird sofort erkennen, dass wir gar nicht nach Osten fahren   …«
    »Na und? Ohne AIS sehen sie auf dem Radarschirm lediglich, dass ein Schiff nach Südwesten abdreht. Und wenn man anfängt, die Ocean Emerald am Lotsenpunkt Kronstadt zu vermissen, sind wir bereits weit weg.«
    Der Mann weiß, wovon er spricht, dachte Hagen. Anders als bei Flugzeugen sendeten Schiffsradare keine Daten zur Identifikation. Es gab Pläne, das automatische Schiffsidentifizierungssystem AIS –
Automatic Identification System
– in Betrieb zu nehmen, aber entschieden war in dieser Sache noch nichts.
    »Geben Sie Befehl, den Kurs zu ändern«, sagte Delacroix und hielt den Funkauslöser in seiner Hand fest umklammert.
    Einen Moment lang fixierten sich die Männer gegenseitig

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