Operation Ocean Emerald
im Blumenkübel schoben.
Aaro verspürte die Genugtuung der plötzlichen Erkenntnis. Dieselben Steinchen hatte er in Delacroix’ Kabine gesehen. Und er hatte sich darüber gewundert. Wozu brauchten die Entführer Füllmaterial für die Kübel künstlicher Grünpflanzen? Warum füllte jemand so etwasin eine Plastiktüte und nahm es mit in seine Kabine?
Nichts ist wichtig, außer der Gartenpflege, erinnerte sich Aaro an eine alte chinesische Weisheit. Und auch die ist nicht allzu wichtig.
Aaro spürte, dass er einem Rätsel auf der Spur war. Die entscheidende Erkenntnis fehlte ihm allerdings noch.
Nach kurzem Zögern ging er näher an den Pflanzenkübel heran und nahm einige der Steinchen in die Hand. Etwas von dem Füllmaterial fiel dabei auf den Fußboden.
Da kam die Eingebung. Heureka!, hatte Archimedes gerufen, als er sich in die Badewanne setzte und begriff, dass er so viel Wasser verdrängte, wie es seinem eigenen Volumen entsprach.
Wenn man etwas in einem Kübel versteckte, blieben so viele Füllsteinchen übrig, wie es dem Volumen des versteckten Gegenstandes entsprach. Lag die Bombe also in einem Blumenkübel?
Aaro eilte auf den Gang hinaus und machte sich auf die Suche nach Carol, was sich als schwierig erwies. Schließlich erklärte sich die Frau, die im Purserbüro Dienst hatte, bereit, Carol anzurufen, und Aaro konnte ihr seine Entdeckung mitteilen.
Carol hörte aufmerksam, aber skeptisch zu. »Ich weiß nicht … Unser Sicherheitschef soll entscheiden, ob deine Beobachtung irgendwelche Maßnahmen nach sich zieht. Erzähl Thomson das Ganze!«
Carol brachte Aaro zu einer Kabine und klopfte in eindeutig vorab vereinbartem Rhythmus an die Tür.
Thomson ließ die beiden herein. Er sah gehetzt und gereizt aus. »Warum bringst du den Jungen hierher?« Hinter ihm in der Kabine erkannte Aaro die anderen Ferrum-Mitglieder.
»Er heißt Aaro. Und du solltest ihm zuhören«, erwiderte Carol.
»Ihm zuhören? Jetzt?«, schnaubte Thomson und vertiefte sich in die Grundrisszeichnung des Schiffes, die er auf dem Bett ausgebreitet hatte. »Schick ihn weg.«
Aaro starrte auf den grün markierten Schädel von Curran, der neben Thomson saß, und räusperte sich. »Ich weiß, wo wenigstens eine der Bomben sein könnte.«
Thomson hob den Kopf und schaute Carol streng an. »Ist er immer noch hier?«
»Aaro hat etwas gesehen. Er hat mir von Grünpflanzen erzählt.«
»Wir sind hier nicht in einer Gärtnerei«, schnaubte Thomson, ohne Aaro eines Blickes zu würdigen.
»Ich glaube, eine oder mehrere Bomben könnten in den Kübeln von Grünpflanzen versteckt sein«, sagte Aaro mit so beleidigtem und selbstsicherem Ton, dass sich alle zu ihm umdrehten.
»Leise«, flüsterte Curran und legte den Finger auf die Lippen.
Thomson starrte Aaro an. »Warum glaubst du das?«
Mit wenigen Sätzen berichtete Aaro, was passiert war. »Und in der Kabine der Terroristen haben ich eine Tüte mit diesen braunen Steinchen gesehen, die als Füllstoff für die Kübel von künstlichen Pflanzen verwendet werden.«
Thomson sah Aaro nun mit deutlich gesteigertem Interesse an.
»Schon Archimedes hat gesagt, dass eine Bombe, die in einem Blumenkübel versteckt wird, so viele Füllsteinchen verdrängt, wie es ihrem eigenen Volumen entspricht«, fuhr Aaro betont langsam und mit deutlicher Aussprache fort.
»Der Junge ist clever«, flüsterte Curran beinahe begeistert.
Ein mattes Lächeln zuckte auf Thomsons Gesicht auf. »Wer ist für die Grünpflanzen auf der Ocean Emerald zuständig?«, fragte er Carol.
»So ein komischer Chinese, dessen Name man sich unmöglich merken kann. Ich bin ihm einmal auf Deck 3 begegnet und diese Begegnung kann man nur schwer vergessen.«
»Man muss ihn darum bitten, genaue …«
»Es gibt einen Plan, auf dem alle Pflanzen des Schiffes eingezeichnet sind.«
»Besorg ihn mir. Ein anderer Aspekt ist wesentlich problematischer«, fuhr Thomson fort, wobei er seinen Kommandantenblick über die geschorenen Ferrum-Mitglieder schweifen ließ. »Wir müssen einen Weg finden, Kontakt zu den Behörden aufzunehmen, ohne dass es die Entführer merken. Sprich: ohne Funk.«
»Die Behörden wissen schon Bescheid«, sagte Aaro und zog erneut alle Blicke auf sich. Er erzählte, wie er die Entführer heimlich mit dem Kamerahandy fotografiert und den Verlauf der Ereignisse auf ein Blatt Papier geschriebenhatte, wie er die Zeit für das Verschicken der SMS eingestellt und die Plastikkanister mit der Taschenlampe darin
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