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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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war leicht zu beobachten, aber es war unmöglich, sich ihm unbemerkt zu nähern. Außerdem konnte es innerhalb kürzester Zeit in den Tiefen des Meeres versenkt werden – mitsamt allen Passagieren.
    Unter diesen Voraussetzungen war es extrem schwierig, eine wirksame Strategie gegen die Terroristen zu entwickeln. Was sie über die Sprengsätze sagten, konnte zwar auch leeres Gerede sein, aber es gab nun einmal keine gesicherten Informationen. Die Einschätzung der Lage wurde zusätzlich dadurch erschwert, dass man nicht wusste, wer die Entführer waren und was sie wollten.
    Vor Timo lag ein Blatt Papier, auf dem er unter anderem die Wörter »Ocean Emerald«, »St. Petersburg« und »Juliette du Pont« notiert hatte.
    Er schaute auf die Karte der mittleren Ostsee, die an der Wand hing. Ein roter Reißnagel markierte die Stelle, wo man das Mobiltelefon, von dem Aaros SMS gekommen war, geortet hatte. Der finnische Grenzschutz und die schwedische Küstenwache suchten in der Gegend bereits intensiv danach.
    »Hat man versucht, mit dem Schiff Kontakt aufzunehmen?«, fragte Timo.
    »Zuletzt vor fünf Minuten«, antwortete ein Polizist.
    »Das muss
die ganze Zeit
versucht werden«, sagte Timo. Fast alle Anwesenden waren ehemalige Kollegen von ihm aus seiner Zeit bei der KRP.
    »Und diese holländische Fregatte, die HNMS Tromp?«
    »Beobachtet die Situation aus dem geringsten möglichen Abstand.«
    »Sie darf nicht zu dicht herankommen.«
    Ein dicker, gestresst wirkender Mann betrat den Raum: Kanerva, der Vizechef der KRP. »Der Bär ist startklar«, sagte er.
    Timo sah seinen ehemaligen Vorgesetzten scharf an. Es war vereinbart worden, dass die Polizei-Sondereinheit »Bär« nur im äußersten Notfall zum Einsatz kam. Und dieser Punkt war noch lange nicht erreicht. »Die Leute vom SK Bär werden wir vorläufig nicht brauchen.«
    »Aber sie müssen einsatzbereit sein, wie du sehr wohl weißt.« Kanerva baute sich unmittelbar vor Timo auf. »Wir verstehen alle, unter welcher Belastung du wegen deines Sohnes stehst. Und wir hätten vollstes Verständnis dafür, wenn du die Verantwortung für den Einsatz uns überlässt und ein bisschen Abstand hältst.«
    Timo biss die Zähne zusammen. Was er gerade gehört hatte, war nichts anderes als der unverblümte Hinweis, sich zu verziehen.
    »Ich gehe nirgendwohin«, flüsterte er heiser.
    Kanerva fixierte ihn mit festem Blick. »Na gut. Nimm Kontakt mit Brüssel auf. In Deutschland muss die GSG 9 in Bereitschaft versetzt werden und in England die SAS.   Um den Schlamassel hier in den Griff zu kriegen, brauchen wir die besten Spezialeinheiten der Welt.«
    Zum ersten Mal seit Aaros Verschwinden befiel Timo wirkliche Angst und drängte für einen Moment alle anderenGefühle in den Hintergrund. Es durfte auf keinen Fall leichtfertig zum Einsatz von Gewalt kommen. Das Risiko war viel zu groß. Zuerst mussten alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Aber gab es die überhaupt?

27
    Vor dem Fenster von Carols Kabine tobte das aufgewühlte Meer. Das Bett unter Aaro schaukelte. Er schloss die Augen, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Jedes kleine Geräusch, jede zufallende Tür ließ ihn wieder aus seinem Dämmerzustand hochschrecken.
    Das ganze Schiff wurde von der Unruhe wach gehalten. Die Leute gingen auf den Gängen umher und durch die Tür drangen ängstliche, aufgeregte Wortwechsel an Aaros Ohren. Es ärgerte ihn, dass die Stimmen so gedämpft waren, dass er nichts verstehen konnte, aber laut genug, um ihn wach zu halten.
    Es war den Passagieren verboten worden, sich auf dem Schiff zu bewegen, doch der Mensch ist von Natur aus neugierig. Eigentlich hatte Aaro Verständnis für das Bedürfnis seiner Mitreisenden, neue Informationen über den Gang der Ereignisse zu erhalten, aber in dieser Situation waren bloß dubiose Gerüchte im Angebot. Für viele waren Lügen allerdings leichter zu ertragen als die lähmende Ungewissheit. Ein hartnäckiges Gerücht besagte zum Beispiel, die Terroristen hätten vor, mit dem Schiff die Kaimauer im Hafen von Kopenhagen zu rammen.
    Plötzlich fuhr Aaro zusammen: Es klopfte an der Tür. In seine Decke gewickelt lag er regungslos da und lauschte.
    Das Schloss knackte und die Tür ging auf. Aaro hielt den Atem an und beobachtete aus dem Augenwinkel den Schatten, der sich an der Wand breitmachte.
    »Schläfst du?«
    »Kann man auf diese Frage anders antworten als mit ›Nein‹?« Aaro setzte sich in seinem Bett auf. »Warum kommen Sie hier

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