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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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andere als festlich.
    Vor dem Purserbüro auf Deck 6 drängten sich die Passagiere. Unter ihnen befand sich ein Mann, der eine große Mütze auf seinem kahl geschorenen Kopf trug.
    Craig Thomson hielt sich so gut es ging außerhalb des Blickfelds der Entführer. Er versuchte, den Grad der Nervosität und der Handlungsfähigkeit der Passagiere einzuschätzen. Das Spektrum war extrem breit. Es reichte von hysterischen alten Frauen bis zu jungen Alpha-Tieren, an deren braun gebrannten Gesichtern man ablesen konnte, was sie dachten: Wenn ich das zu Hause in New York meinen Freunden erzähle   …
    Aber auch in den Augen dieser scheinbar knallharten Juristen und Manager schimmerte Angst durch: Was geschieht, wenn bis jetzt alles nur Täuschung war? Wenn der Ocean Emerald das gleiche Schicksal bevorsteht wie dem World Trade Center am 11.   September 2001?
    Thomson selbst fühlte sich wie im Traum, wie in einem Albtraum, vor dem er sich gefürchtet und den er sich ausgemalt hatte. Jetzt hatte er die Chance seines Lebens, jetzt konnte er sich selbst und den anderen beweisen, dass er eine gefährliche Situation meistern und Menschenleben retten konnte, anstatt sie in Gefahr zu bringen.
    Er hatte dem Ferrum-Team befohlen, sich auf dem Schiff zu verteilen und nach außen hin den eigenen Tätigkeitennachzugehen, in Wahrheit aber nach den Sprengsätzen samt Fernauslösern zu suchen. Weil sie wegen der geschorenen Haare leicht zu erkennen waren, sollte jedes Ferrum-Mitglied einen zuverlässigen Arbeitskollegen anheuern, um die Aufgabe zu übernehmen.
    »Das ist lächerlich«, sagte Max Lownie junior gerade mit gepresster Stimme neben Thomson und zog sich dabei die Hosen hoch.
    »Jetzt sei endlich einmal still«, zischte Gabriela ihrem Stiefsohn zu und Thomson konnte nicht anders, als ihr innerlich beizupflichten.
    »RUHE!«, brüllte Juliette du Pont hinter dem Schalter des Purserbüros ins Mikrofon.
    Das Stimmengewirr brach ab, es wurde vollkommen still. Die Spannung war mit Händen zu greifen.
    »Sie sind unsere Geiseln. Wir könnten für Ihre Auslieferung Lösegeld von Ihren Angehörigen verlangen, aber das würde zu lange dauern und wäre zu unsicher. Darum zahlen Sie das Lösegeld selbst. Jeder von Ihnen gibt der Reihe nach seine Kreditkarte bei uns ab. Jede Karte wird sofort mit mindestens 20   000   Dollar belastet. Das ist eine Kleinigkeit für Sie und Ihre Kreditkartenfirma. Außerdem geben Sie Ihre Wertgegenstände und Ihr Bargeld ab.«
    Juliette legte das Mikrofon aus der Hand. Überrascht blickte Thomson auf die Frau. Je mehr er über das nachdachte, was er gerade gehört hatte, umso mehr Respekt hatte er vor der Professionalität der Entführer. Die Kreditkartenlesegeräte auf dem Schiff funktionierten per Satellitenverbindungin Echtzeit und sie waren unabhängig von dem gekappten Internetanschluss.
    Falls es wirklich Geld war, was sie wollten – worüber freilich noch immer keine absolute Gewissheit bestand   –, war ihr Plan bei aller Einfachheit genial. Vor allem weil Emerald Cruises wegen Finanzschwierigkeiten vereinbart hatte, dass die auf dem Schiff vorgenommenen Kreditkartenzahlungen schneller als sonst abgewickelt wurden. Wussten die Entführer etwa auch darüber Bescheid?
    Thomson überschlug schnell ein paar Zahlen im Kopf: 20   000   Dollar von 1000   Passagieren, das machte 20   Millionen   … und dazu der Wert der Diamanten und anderer Wertgegenstände in womöglich gleicher Höhe. Waren die Entführer also tatsächlich nur hinter dem Geld her? Davon würden sie auf jeden Fall eine Menge bekommen, aber etwas ließ Thomson dennoch zweifeln.
    Er registrierte außerdem die Verblüffung unter den Passagieren: Würden sie wirklich mit dem Leben davonkommen, indem ihre Gold- oder Platinkarte durch den Schlitz des Lesegerätes gezogen wurde?
    Als Erstes stand ein betagtes Ehepaar in der Schlange. Die Frau tastete nach der Diamantbrosche an ihrem Kleid. »Die hat einen unermesslichen ideellen Wert   …«
    Juliette riss ihr die Brosche so heftig vom Kleid, dass der Stoff riss.
    Thomson zog sich weiter zurück und bemerkte hinter einer Säule einen schmächtigen Mann. Es war David C.   Rubinstein, der reichste Passagier an Bord, mit dem sich Thomson persönlich über Sicherheitsvorkehrungen unterhaltenhatte. Dabei hatte er ihn davon überzeugt, dass er während der Reise keinen eigenen Bodyguard brauchte.
    Rubinstein packte Thomson am Arm. »Mr Thomson   … Gut, Sie zu sehen«, flüsterte der

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