Operation Ocean Emerald
ins Meer geworfen hatte. Während er redete, spürte er seinen Wert in den Augen der Ferrum-Miglieder steigen.
»Du bist ein ziemliches Risiko eingegangen«, sagte Thomson mit zusammengekniffenen Augen.
»Ich hab doch gesagt, der Junge ist clever«, grinste Curran.
Thomson blätterte nachdenklich in seinen Unterlagen. Der Junge war keine Nervensäge, sondern hatte sich als nützlich erwiesen, und Thomson hatte kein Problem damit, sich auf einen Jungen zu verlassen. Entscheidende Wendungen konnten mit ganz überraschenden Dingen anfangen, das hatte Thomson beim FBI gelernt. Nichts und niemand durfte gering geschätzt werden. Trotzdem wäre ihm das eben beinahe passiert. Er beschloss, sich zusammenzureißen.
»Bevor wir zum Gegenschlag ausholen können, müssen wir ausfindig machen, wo die Bomben sind und wer der zweite Entführer mit dem Funkauslöser ist. Vorerst vermeiden wir aber jedes unnötige Risiko.«
Zustimmendes Nicken folgte von allen Seiten. Durch Aaros Hinweise hatten alle einen neuen Motivationsschub bekommen.
Im Kontor der
Hong Kong and Shanghai Banking Corporation
in der High Street von Georgetown, der kleinen, idyllischen Hauptstadt der Kaiman-Inseln, gab ein braungebrannter Bankangestellter mit dicker Brille Überweisungsaufträge in den Computer ein.
Ein Formular nach dem anderen wanderte in schneller Folge von dem Fach mit den unerledigten Arbeiten in das Fach mit den erledigten.
Eine Firma namens Oceanic Asset Management Limited überwies 19 850 000 U S-Dollar an einen Diamantengroßhändler in Antwerpen.
Zig Millionen, Hunderte Millionen, das war Alltag für einen Bankangestellten in einem der lebhaftesten Steuerparadiese der Welt, darum nahm er von der Transaktion keine besondere Notiz.
Noch ein paar Zusatzinformationen, ein Druck auf die Enter-Taste, und einen Moment später ging das Geld auf dem Konto des Empfängers ein. Der Angestellte stempelte das Formular und legte es im Fach mit den erledigten Arbeiten ab.
26
Craig Thomson ging vor der Grünpflanze auf die Knie wie ein Moslem, der sich zum Beten niederlässt. Neben ihm lag zusammengefaltet der Plan, auf dem alle Grünpflanzen des Schiffes eingezeichnet waren. Mindestens zehn davon hatte Thomson bereits zusammen mit Aaro abgehakt.
Jetzt befanden sie sich auf der Herrentoilette des Casinos. Thomson klopfte gegen den Kübel, als rechnete er damit, der Klang könnte etwas verraten. Aaro behielt bang die Tür im Auge, in der Angst, die Entführer könnten jeden Moment hereinstürmen. Dann wäre es für ihn nicht besonders günstig, in Gesellschaft des kahl geschorenen Sicherheitschefs zu sein. Wahrscheinlich wäre ihnen beiden das Todesurteil sicher.
»Kann die Bombe nicht explodieren, wenn man so fest dagegenschlägt?«, flüsterte Aaro. Thomson schien von Kübel zu Kübel immer fester zu klopfen.
»Du hilfst mir am meisten, indem du still bist«, zischte Thomson schwitzend und gequält.
»Waren Sie schon mal in so einer Situation?«, wollte Aaro wissen, erhielt als Antwort aber nur einen wütenden Blick.
»Geh mir aus dem Licht!«
Seiner Stimme war anzumerken, dass Thomsons Geduld gerade auf eine harte Probe gestellt wurde. Aaro richtete sich auf, sah Thomson aber weiterhin über die Schulter.
Dieser blickte sich um. »Curran meint, die Entführer hätten eine Bombe neben dieser Wand hier deponieren müssen. Dahinter verlaufen Rohre, die in den Maschinenraum führen und im Falle einer Explosion eine Kettenreaktion auslösen könnten.«
Langsam schob Thomson einen Finger zwischen die leichten Steinchen im Kübel. Plötzlich hielt er inne.
»Und?«, flüsterte Aaro ungeduldig.
Thomson antwortete nicht, sondern scharrte vorsichtig einige Steinchen zur Seite.
»Plastiksprengstoff«, flüsterte er mit noch angespannterer Stimme als bisher. »C4 oder Semtex.«
Aaro lief ein Schauder über den Rücken. Er war ängstlich und begeistert zugleich. Und das war eine Kombination, die Spannung produzierte wie eine Batterie.
Im Hauptquartier des zentralen finnischen Kriminalamts KRP in Vantaa bei Helsinki saßen mehrere Männer mit ernsten Gesichtern im Besprechungsraum. Unter ihnen Timo Nortamo.
Ihm stand die Situation in all ihrer Entsetzlichkeit deutlich vor Augen: Sie waren gezwungen, die Ocean Emerald wenigstens vorerst ihren Weg zu einem unbekannten Ziel fortsetzen zu lassen, als ein riesiges, mit Sprengstoff beladenesGefängnis zahlreicher Geiseln. Als ein Gefängnis mit ganz besonderen Eigenschaften. Es
Weitere Kostenlose Bücher