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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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nördliche Richtung einschlug, aus der die Ocean Emerald gekommen war. Thomson hielt sich mit der einen Hand an dem Geländer fest, das vom Steuerpult ausging, in der anderen Hand hielt er die Wärmekamera. Er musste kämpfen, um inmitten des spritzenden Wassers und bei dem heftigen Schaukeln aufrecht zu bleiben. Curran, der rechts von ihm das Steuerruder hielt, schien mit den Bootsbewegungen verschmolzen zu sein.
    Thomson blickte zurück. Mit ihrer hellen Beleuchtung wirkte die Ocean Emerald freundlich und unerschütterlich. Aber das hatten wahrscheinlich auch die in die Rettungsboote kommandierten Passagiere der Titanic in jener schicksalhaften Aprilnacht im Jahr 1912 gedacht.
    Thomson richtete seinen Blick wieder auf den grün leuchtenden Sucher der Wärmekamera. Plötzlich nahm er einen hellen Punkt war. Ein Mensch.
    »Dort!« Thomson deutete nach links in die Dunkelheit. Im selben Moment machte das Boot eine scharfe Kehre und kam dabei in extreme Schräglage. In seiner Laufbahn hatte Thomson das ein oder andere erlebt, aber jetzt begriff er, dass er zum ersten Mal in seinem Leben beinahe seekrank wurde.
    Erneut blickte er auf den Monitor der Wärmekamera. Am gegenüberliegenden Rand war ein weiterer weißer Fleck aufgetaucht.
    Curran drehte einen der starken Scheinwerfer, die an dem Metallbogen, der das Boot überspannte, angebracht waren. Thomson wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und erkannte im Lichtkegel des Scheinwerfers eine kleine dunkle Gestalt.
    Der Junge.
    Thomsons Blick ging zum zweiten Fleck auf dem Monitor. Seine Gedanken tobten noch heftiger als das Meer um ihn herum. Delacroix war weiter weg. In dem kalten Wasser konnte das Überleben eine Frage von Minuten sein. Wenn sie versuchten, den Jungen zu retten, konnte es sein, dass Delacroix ertrank – und umgekehrt. Wensollten sie zuerst aus dem Meer ziehen: den Entführer, dessen Tod weitere Tote nach sich ziehen konnte, oder den Jungen, der näher war?
     
    Aaro wurde von einem hellen Licht geblendet. Hinter Mutters nassen Haaren brannte die Sonne über dem Baggersee. Aaro hatte das Gefühl zu versinken und versuchte, sich an seine Mutter zu klammern, aber da verschwand sie und seine Hände griffen bloß ins Wasser.
    Das Licht hob und senkte sich zwischen den Wellen und verschwand nicht. Es war der Scheinwerfer eines Bootes, das weit weg auf dem Wasser schaukelte. Aaro versuchte, eine Hand zu heben. Doch das war unmöglich, denn sofort wurde er wieder unter Wasser gedrückt.
    Er merkte, wie steif er durch die Kälte bereits geworden war, er konnte seine Gliedmaßen so gut wie gar nicht mehr bewegen.
    Das Licht bewegte sich – von ihm weg.
    Mit dem Boot schienen Aaro auch die allerletzten Kräfte zu verlassen. War das nun das Ende? Er versuchte zu schreien, konnte aber nur husten, weil er sofort Wasser schluckte.
    Das Boot fuhr einen Bogen. Es entfernte sich doch nicht, sondern kam jetzt sogar in hohem Tempo auf ihn zu.
     
    Thomson hielt die Lampe auf den Jungen gerichtet, während Curran das Boot an den Ertrinkenden heransteuerte. Der tapfere Versuch des jungen Finnen, das Mädchen zuretten, hatte Thomson erschüttert und zugleich tief bewegt. Hoffentlich war der Junge jetzt zäh genug, um an seinem eigenen Leben festzuhalten.
    Curran drosselte die Geschwindigkeit und lenkte das Boot an die kleine Gestalt heran, die mal auf einem Wellenkamm zu sehen war und dann wieder in einem tiefen Wellental verschwand, umhergeworfen wie eine Stoffpuppe. Als sie ungefähr drei Meter von dem Jungen entfernt waren, warf Thomson ihm einen Rettungsring zu, der durch ein starkes Seil mit dem Boot verbunden war.
    Verzweifelt versuchte der Junge, nach dem Ring zu greifen, aber er hatte nicht mehr die Kraft dazu.
    »Wenn nötig, schwimme ich zu ihm«, rief Thomson durch das Rauschen des Meeres und den heulenden Wind hindurch zu Curran hinüber.
    Schon schlang er sich ein helles Seil um die Hüften. Weil seine Finger klamm und dadurch ungeschickt waren, kam es ihm quälend lang vor, bis er den Knoten gemacht hatte.
    Curran drehte das Boot mit dem Bug gegen die Wellen und rief: »Geh nach hinten und pass auf, dass sich die Seile nicht in der Bootsschraube verfangen!«
    Eine große Welle schlug gegen den Bug, warf das Boot steil nach oben und ließ es gleich danach in eine bodenlose Wellenschlucht stürzen, sodass es den Anschein hatte, als würde es sich jeden Moment überschlagen. Thomson konnte nur mit äußerster Mühe das Gleichgewicht wahren. Er band sich mit

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