Operation Ocean Emerald
weiter und Aaro spitzte die Ohren. »Helmut? Den hab ich vorhin unter den Passagieren gesehen. Niemand hat einen Verdacht. Alles klar. Ich teile ihm den Befehl mit.«
Die Lichter gingen aus und die Tür fiel zu. Aaro kroch unter dem Bett hervor, schnappte nach Luft und wartete einen Moment ab. Schließlich wagte er es, die Tür einen Spaltbreit zu öffnen. Die Luft war rein.
Er schlich um die Ecke und stieß auf Rosita, die ein ganz komisches Gesicht machte. Warum hatte sie ihn nicht vor dem Eindringling gewarnt? Aaro wollte ihr gerade lautstark Vorwürfe machen, als er die Situation begriff: Der philippinische Entführer kam um die Ecke. Er hatte Rosita erwischt.
»Wo warst du, Junge?«, fragte Emilio, ohne sich entscheiden zu können, ob er die Pistole auf Aaro oder Rosita richten sollte.
»Ich?«, gab Aaro möglichst unschuldig zurück. »Wieso? Ich hab mich in den Gängen verlaufen …«
»Du lügst«, flüsterte Emilio mit stechendem Blick. »Weißt du, was mit kleinen Lügnern wie dir geschieht?«
»Krieg ich vielleicht kein Eis zum Nachtisch?« Trotz des frechen Versuchs musste Aaro feststellen, dass seine Stimme unangenehm brach.
»Mal sehen, wie lange es dauert, bis dir das Lachen vergeht …«
Auf dem Bootsdeck war zunächst nur die Minimalbeleuchtung eingeschaltet, aber bald schon flammten die hellen Lichter mit aller Kraft auf. Mehrere Dutzend Passagiere schlotterten im Wind, darunter Max Lownie junior. Auf seinem neugierigen Gesicht lag eine sensationshungrige Miene. Etwas abseits standen Thomson und weitere Angehörige der Crew. Die Entführer hatten sie alle an Deck kommandiert.
Die Bühne badete im Licht und das Publikum war zur Stelle. So dachten die Entführer offenbar. Aaro war entsetzt.
»Ist dir klar, worauf du dich da eingelassen hast?«, fragte Delacroix und sah Aaro fest in die Augen. »Wer hat euch geschickt?«
»Niemand hat uns geschickt. Wir haben uns verlaufen.«
»Mit Funkgeräten? Und das hier habt ihr ganz zufällig gefunden?« Delacroix hielt die Fotokopie in der Hand, die Aaro aus dessen Kabine mitgenommen hatte. »Jemand von der Crew hat euch geschickt … Leider müssen wir euch jetzt demonstrieren, was es für Konsequenzen hat, wenn man aufmüpfig und ungehorsam ist.«
Delacroix’ extrem ernster Gesichtsausdruck ließ Aaros Entsetzen noch größer werden. Plötzlich war die Gefahr wieder konkret spürbar, dabei hatte er sie zwischendurch fast vergessen.
»Ansonsten verlieren wir die Kontrolle über die Offiziere. Wir werden euch eine Lehre erteilen, die ihr nie vergesst.«
Ein Gefühl der Erleichterung durchlief Aaros fieberhafte Gedanken. Sie hatten nicht vor, ihn umzubringen … Delacroix hätte das mit dem Lehreerteilen doch nicht betont, wenn er Aaro zum Lernen keine Lebenszeit mehr lassen würde.
»Deine Helfershelferin muss nun die Verantwortung für deine Dummheit tragen.«
Aaro wusste nicht, was er sagen sollte. Er blickte nur auf Rosita, deren schöne Augen zu seiner Erschütterung mit einem Tuch verbunden wurden.
»Nein …«, stammelte er.
Emilio schob Rosita, die sich heftig wehrte, auf die nasse Reling zu, die im Licht der hellen Lampen glänzte. Delacroix öffnete eine der Pforten, die für das Zu-Wasser-Lassen der Rettungsboote in der Reling eingebaut waren. Dahinter wartete nichts anderes als der Sturz in die schwarzen Wogen.
Mehr reflexartig als überlegt rannte Aaro zu Emilio. Delacroix packte ihn unmittelbar neben der Pforte am Arm, aber Aaro stieß ihn mit aller Kraft von sich.
»ACHTUNG«, schrie Emilio seinem Anführer zu.
Delacroix hielt sich mit einer Hand an Aaro fest und tastete mit der anderen Hand nach der Reling, aber die war nass. Aaro begriff, dass Delacroix’ Hand abrutschte. Der Mann geriet ins Taumeln und dann stürzte er in die Finsternis, ohne Aaro loszulassen.
Aaro schrie, während er im Dunkeln den hohen Wellen entgegenflog.
29
»Männer über Bord!«, brüllte Thomson. »John, Rettungsringe!« In einem kurzen Aufflackern von Panik wurde ihm klar, wie verantwortungslos es gewesen war, Kinder in diesen Wahnsinn hineinzuziehen.
Ein mit grüner Sprühfarbe markierter Mann rannte auf das hintere Teil des Bootsdecks zu.
»AARO!«, rief Rosita mit Tränen in den Augen und schaute über die Reling hinweg auf das dunkle, brausende Meer. »Er wollte mich retten …« Ihre Stimme brach und ging in ein furchtbares Schluchzen über.
John Curran ergriff einen Rettungsring und warf ihn in weitem Bogen in
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