Operation Ocean Emerald
sie sich feierlich auf. Der »Steward« stieß ihm ungeduldig den Lauf seiner Waffe in die Seite.
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Im Hauptquartier der finnischen Zentralkripo hörte Timo über Kopfhörer, was ihm der Kommandant der Fregatte Tromp mit ruhiger Stimme mitteilte.
»Der Mann erinnert sich an nichts
«
, sagte van Heerevelt.
»Vielleicht kommt das durch den Schock … Oder aber er spielt uns eine Komödie vor.«
»Wollen Sie damit sagen, dass er auch einer der Entführer sein könnte?«, sprach Timo ins Mikrofon.
»Das können wir nicht wissen.«
Unruhig änderte Timo seine Haltung auf dem Stuhl. »Sehen Sie eine Möglichkeit, ein Bild von dem Mann zu machen und uns zu schicken?«
»Sie werden in Kürze per E-Mail eine Digitalaufnahme erhalten.«
»Gut.« Timo nannte die E-Mail -Adresse und nickte dem Beamten, der für den Funk zuständig war, zu, worauf dieser die Verbindung zur HNMS Tromp unterbrach.
Timo besprach die Situation mit den Leuten von der KRP. Er stand außerdem in engem Kontakt mit der TERA in Brüssel, wo internationale Polizeieinsätze koordiniert wurden. Die französische Polizei hatte nach Informationenüber mehrere Personen mit dem Namen Juliette du Pont gesucht, aber wie es aussah, benutzte die Frau auf dem Schiff eine falsche Identität.
Jener Philippe Delacroix hingegen, den Aaro in seiner Botschaft erwähnte, schien unter seinem richtigen Namen aufzutreten. Der Mann war ein alter Bekannter der französischen Polizei, ein hartgesottener Berufskrimineller, der sich mittlerweile auf Kunstraub und illegalen Kunsthandel verlegt hatte. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass hier eine skrupellose kriminelle Bande am Werk war und keine Gruppe von Terroristen.
Der Computer, um den sich die KR P-Mitarbeiter geschart hatten, gab per Tonsignal bekannt, dass eine E-Mail eingegangen war. Der Absender war: Koninklijke Marine/ HNMS Tromp.
Timo öffnete die Nachricht, an die das Foto eines Mannes angehängt war, der in einer Kabine saß. Er erkannte sofort, dass es derselbe Mann war, den Aaro mit dem Kamerahandy fotografiert hatte.
Thomson schaute mit versteinertem Gesicht auf die Szene, die sich vor ihm auftat. Im hellen Scheinwerferlicht auf dem Bootsdeck der Ocean Emerald standen die Entführer und mehrere Crewmitglieder. Weiter weg waren die Passagiere zusammengedrängt worden, damit sie sich das Schauspiel ansahen, dessen Dramatik sich nun kaum mehr steigern ließ.
Wieder war die Pforte in der Reling offen und fünf Meter vor dem freien Fall ins Meer stand Kapitän Hagen,in aufrechter Haltung, die Augen mit einem schwarzen Tuch verbunden.
Thomson holte tief Luft. Die Entführer hatten ihren Chef verloren und wollten jetzt mit Gewalt die psychologische Oberhand zurückgewinnen.
»Schaut genau hin«, rief Juliette du Pont. »Man hat sich meinen Anweisungen widersetzt. Und jetzt wird der Kapitän mit seinem Leben dafür bezahlen!«
Thomson sah, dass Juliette mit einer Hand ständig den Funkauslöser umklammert hielt. Er hatte sich sicherer gefühlt, als der Auslöser bei Delacroix gewesen war, denn die Frau war wesentlich fanatischer.
Auf der HNMS Tromp eilte van Heerevelt in die Kabine zurück, wo der Mann saß, den sie aus dem Meer gerettet hatten. Dessen Zustand hatte sich überraschend schnell gebessert.
»Monsieur Delacroix«, sagte van Heerevelt. Er hatte zwei Marinesoldaten bei sich, für den Fall, dass der Mann, der sich als Entführer entpuppt hatte, einen verzweifelten Versuch unternehmen würde. »Ich weiß, wer Sie sind …«
»Bringen Sie mich auf die Ocean Emerald zurück«, fiel ihm Delacroix ruhig ins Wort. »Und verschwinden Sie aus ihrem Kielwasser.«
Van Heerevelt schaute dem Franzosen in die Augen. In ihnen lag keine Spur mehr von Unsicherheit.
»Warum sollten wir Sie wieder auf das Kreuzfahrtschiff bringen?«, fragte van Heerevelt.
»Weil bald jemand von den Passagieren mit seinemLeben für meinen Sturz ins Wasser bezahlen muss. Oder mehrere.«
Zwischen den Männern kehrte Stille ein.
»Wenn Sie mich nicht unverzüglich auf die Emerald zurückbringen und verschwinden, tragen Sie persönlich die Verantwortung für das Leben der Passagiere.«
Van Heerevelt wollte nicht wahrhaben, dass er sich einer so simplen Erpressung beugen musste, aber er sah keine andere Möglichkeit. »Wir teilen der Emerald mit, dass Sie in guter Verfassung sind und wieder auf das Schiff zurückkehren, um das Kommando zu übernehmen.«
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»Bitte sehr, Kapitän Hagen«, rief Juliette
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