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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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die Dunkelheit, dann warf er einen zweiten, einen dritten und einen vierten hinterher. Das Schiff schaukelte heftig.
    »Holt Delacroix aus dem Wasser«, schrie Juliette mit fast hysterischer Stimme. »Wenn ihr ihn nicht in Sicherheit bringt, folgt ihm der Kapitän ins Meer!«
    Thomson drückte auf sein Funkgerät. »Hagen, stoppen Sie das Schiff, Männer über Bord.« Stille. »Hagen, sind Sie da? Melden Sie sich, verdammt noch mal!«
    »Hier Hagen. Wir stoppen das Schiff. Lassen Sie das Rettungsboot zu Wasser.«
    Thomson hörte die Stimme des Kapitäns nicht mehr, denn er betätigte schon das Steuerpaneel, um das Rettungsboot ins Wasser zu bekommen. Es handelte sich dabei um ein Schnellboot aus massivem Gummi, das auf allen Personenschiffen vorgeschrieben war, für den Fall, dass jemand über Bord ging.
    »Tempo!«, rief Juliette. »Rettet Delacroix!«
    »Hör auf zu toben, drück lieber den Griff hier, bis das rote Licht angeht.«
    Thomson war außer Atem, aber seine Stimme klang ruhig. Zusammen mit Curran stieg er entschlossen ins Boot. Der Wind pfiff boshaft an den Stahlseilen entlang. Das Schaukeln der Emerald hatte deutlich zugenommen, seitdem das Schiff gestoppt worden war.
    Ein Mann, der für die Davits zuständig war, die Schiffskräne, mit denen Boote ins Wasser gelassen und wieder heraufgeholt werden, kam angerannt. »Alles klar, los geht’s.« Mit dem Davit wurde das Boot zuerst über die Reling geschwenkt, dann wurde es rasch nach unten gelassen, dem Meer entgegen. Es hing nur an einem Stahlseil, darum war es leichter zu handhaben als die anderen Rettungsboote, die sich am Heck und am Bug des Schiffes befanden.
    Curran ließ den großen schwarzen Mercury-Außenbordmotor schon an, bevor das Boot auch nur annähernd die Wasserfläche berührte. Thomson hielt sich an einem Griff am Bootsrand fest. Die Wellen stiegen ihnen hoch entgegen, aber Schaumkronen waren nicht zu erkennen, denn Hagen hatte das Schiff gegen den Wind gestellt.
    Als das Boot die Wasserlinie erreichte, wurde es von einer hohen Welle gegen die Emerald geschleudert, von wo es wie ein Gummiball zurückprallte. In den Fenstern des Schiffes brannte Licht, aber sie waren nicht hell genug, um das pechschwarze nächtliche Meer zu beleuchten.
    Schwere Gischt schlug den Männern in die Gesichter, während sie den passenden Moment abwarteten, um das Boot vom Stahlseil zu lösen. Als das Boot schließlich für einen Moment auf der Stelle zu stehen schien, öffnete Curran im Nu den Verschluss. Thomson nahm die Wärmekamera aus dem Kasten neben dem Steuerpult.
     
    Aaro sah nichts, hörte nichts und spürte eigentlich auch nichts. Er musste seine ganze Aufmerksamkeit und Energie dafür aufbringen, über Wasser zu bleiben. Mit den Händen machte er Schwimmbewegungen, während er von den Wellen auf und ab bewegt wurde.
    Zum ersten Mal seit dem Sturz sah er kurz die Lichter der Ocean Emerald und erschrak: Das Schiff trieb mehrere Hundert Meter weit weg. Seine Bewegungen waren steif und ihm war so kalt, dass er mit den Zähnen klapperte.
    Allmählich nahm ihn die Panik in ihre Gewalt. Er bekam Wasser in den Mund und er spuckte heftig, dabei versuchte er, mit dem Kopf nicht unter Wasser zu geraten. Ihm schossen seine ersten Schwimmversuche als kleines Kind in den Kopf, im Baggersee bei Porvoo, als seine Mutter ihn im Wasser in der Schwebe hielt, mit sicherem, festem Griff. Unfassbar genau sah Aaro den ermutigenden Blick seiner Mutter vor strahlend blauem Himmel.
    Plötzlich drückte ihn eine Welle unter Wasser und das Fantasiebild zerlief in der Finsternis. Er empfand mit einem Mal den schrecklichen Schmerz, den er seiner Mutter und seinem Vater und seiner Großmutter und allen, die ihm nahestanden, bereiten würde, wenn er jetzt aufgäbe.
    Seine Muskeln zitterten vor Erschöpfung, aber Aaro brachte den Kopf mit aller Macht über Wasser und in Gedanken suchte er wieder nach dem Gesicht seiner Mutter und dem ermutigenden Blick. Das gab ihm Kraft. In den Wimpern seiner Mutter glitzerten Wassertropfen, aber auf einmal sahen die Tropfen wie Tränen aus. Eine neue Welle kam näher und der Blick der Mutter war voller abgrundtiefer Angst und voller Schmerz.
    Wieder schwappten die Wassermassen über Aaro hinweg. Er kämpfte mit aller Kraft, um nicht unterzugehen und kein Wasser in die Lunge zu bekommen. Immer deutlicher begriff er, dass er nie mehr nach Hause zu seiner Familie zurückkehren würde.
     
    Das Rettungsboot hüpfte wie wild auf den Wellen, als es die

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