Operation Ocean Emerald
erschließen, denn sie waren in Latein und Spiegelschrift verfasst, so wie es das Renaissance-Genie Leonardo da Vinci bei seinen Notizen gehalten hatte.
In Delacroix’ Kabine blätterte Aaro in einem schwarzen Notizbuch. Die mit Tinte geschriebenen Buchstaben wirkten chaotisch, bis Aaro begriff, dass es sich um Spiegelschrift handelte. Den Inhalt verstand er nicht, aber allem Anschein nach waren hier wichtige Informationen festgehalten worden.
Ein Geräusch auf dem Gang ließ Aaro zusammenzucken. Einen Moment lang stand er reglos da, bereit, sich schnell unter dem Bett zu verstecken, aber es näherten sich keine Schritte.
Er schob das Notizbuch in den Hosenbund und sah sich weiter in der Kabine um. Vor einer blauen Reisetasche ging er in die Hocke, öffnete den Reißverschluss und spähte hinein.
Rosita hob das Funkgerät auf, das ihr auf den Boden gefallen war, sah es misstrauisch an und schimpfte innerlich über ihre Ungeschicklichkeit. Zum Glück hatte Aaro das nicht gesehen. Rosita war sich schon nicht sicher gewesen, ob sie das Gerät bedienen konnte, aber jetzt wusste sie nicht einmal, ob es überhaupt noch funktionierte.
Sie schüttelte das Funkgerät und schaltete es ein. Genug Saft war da, aber man hörte nur ein Rauschen. Musste das so sein? Gerade als sie eine Taste drücken wollte,hörte sie von der Treppe her zielstrebige Schritte näher kommen.
Sie blickte sich um, sah eine Putzkammer und schlüpfte hinein. Sie hörte, wie die Schritte an ihr vorbeigingen und um die Ecke bogen. Voller Panik drückte sie die Tasten des Funkgeräts, brachte aber nur einige grelle Pieptöne zustande, die in ihr noch größere Panik auslösten. Warum hatte sie bloß so stolz sein müssen? Warum hatte sie Aaro gegenüber nicht zugeben können, dass sie gerade mal mit Müh und Not wusste, wie man ein Funkgerät in der Hand hält?
Der Widerhall der energischen Schritte auf dem Gang drang bis an Aaros Ohren. Rosita hatte auch einen festen Schritt, aber die hier waren viel schwerer.
Die Schritte hielten vor der Kabinentür an und Aaro erstarrte auf der Stelle. Sein Herz schlug so heftig, dass er befürchtete, man könnte es bis draußen hören. Er stopfte die Fotokopie, die er in der Reisetasche entdeckt hatte, in seine Hosentasche, löschte das Licht und stürzte blitzschnell unter das Bett. Das war zwar das offensichtlichste aller Verstecke, aber er hatte jetzt keine Zeit zum Überlegen.
Man hörte das Geräusch des elektrischen Schlosses, dann ging die Tür auf. Die Schritte kamen herein und Aaro hielt den Atem an. Der Staub unter dem Bett drang in seine Nase und reizte ihn zum Niesen, aber Aaro hielt sich die Hand vor den Mund. Er sah schwarze Schuhe näher kommen. Sie blieben vor dem Bett stehen.
Das Rauschen eines Funkgeräts brach die quälende Stille. »Die Eins? Ich bin jetzt in deiner Kabine. Wo ist das Tagebuch?«
Aaro seufzte lautlos auf. Der Entführer würde holen, was er suchte, und dann die Kabine verlassen. Unter dem Bett würde er bestimmt nicht nach einem Tagebuch suchen. Doch auf einmal spürte Aaro die Adern in seinen Schläfen rauschen wie die Niagarafälle. Das Buch
war
unter dem Bett! Er hatte es sich selbst gerade in den Hosenbund gestopft, weil er glaubte, etwas Wichtiges entdeckt zu haben. Und der Entführer würde nicht ohne Weiteres die Kabine verlassen, bevor er es gefunden hätte!
Die blaue Reisetasche stand auf dem Fußboden und Aaro sah, wie die Hand des Entführers sich darauf zubewegte. Delacroix hatte ihm anscheinend beschrieben, wo das Buch zu finden war. Wenn es sich jetzt nicht an seinem Platz befand, würde erst mal eine gründliche Suche beginnen. Aaro starrte auf die Fersen des Entführers und begriff, dass der Mann mit dem Rücken zum Bett stand. Vorsichtig führte er die Hand zum Gürtel und zog das Tagebuch heraus. Jetzt musste er extrem schnell und sehr präzise sein.
Er rückte näher an den Bettrand heran, schob die Hand mit dem Buch heraus und beförderte es geschwind aufs Bett. Im selben Augenblick drehte sich der Entführer um. Wieder rauschte das Funkgerät. »Es ist nicht in der blauen Tasche. Könnte es woanders sein? Moment mal … Hier ist es ja …«
Der Entführer schluckte den Köder tatsächlich! Aaros aus der Not geborene Idee war die richtige gewesen. Erwagte sich gar nicht vorzustellen, was passiert wäre, wenn der Entführer sich über das plötzlich aufgetauchte Buch auf dem zuvor leeren Bett gewundert hätte.
Der Funkverkehr ging
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