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Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Geschäft gemacht haben.
    »Sind Sie direkt aus Rom?«, wollte der Alte wissen.
    Eva gefiel diese Neugier nicht, auch wenn sie unter den gegebenen Umständen verständlich war. Beim letzten Mal hatte sie erzählt, aus Rom zu stammen, was in gewisser Weise stimmte, denn sie hatte früher einige Jahre dort mit ihrer Schwester gewohnt, als ihre Mutter als Diplomatin in der Ewigen Stadt tätig gewesen war.
    Ihre Schwester hatte Eva auch diesen Auftrag vermittelt. Sie war älter als Eva, trat unter dem Namen »Juliette du Pont« auf und stand seit drei Jahren im Dienst eines gewissen Philippe Delacroix. Offiziell war sie bei dem Mann angestellt, aber Eva vermutete, dass zwischen den beiden trotz des Altersunterschieds noch mehr war.
    »Ich habe wenig Zeit«, sagte Eva.
    Der Mann schob die dicke Brille auf seiner Nase zurecht. Eva sah, dass seine Hände ein klein wenig zitterten.
    Halevi trat vor das einzige Gemälde im Raum. »Sie fragen sich sicher, warum im Haus eines Juden ein Bild des Gekreuzigten hängt. Aber ein Kaufmann muss immer an die Vorlieben seiner Kunden denken.«
    Der Alte schob das jahrhundertealte Bild zur Seite und brachte dahinter die Tür eines in der Wand eingelassenen,modernen Tresors zum Vorschein. »Ein lieber Vetter von mir besitzt in Rom ein kleines Antiquitätengeschäft in der Via Giulia. Sie müssen einmal dort vorbeischauen und Grüße von mir bestellen.«
    Der Alte stellte sich so vor den Tresor, dass man das Zahlenschloss nicht sehen konnte. »Der Laden befindet sich ganz in der Nähe der Piazza ›Campo de’ Fiori‹. Sie kennen den Blumenmarkt doch?«
    »Haben Sie die vereinbarte Menge?«
    Der Alte hielt in seinen Bewegungen inne. »Wir Diamantenhändler pflegen Wort zu halten«, sagte er leise.
    »Entschuldigung. Ich habe nicht viel Zeit, wie gesagt.«
    »Sesam öffne dich, sagen unsere Freunde, die Araber.« Halevi öffnete den Tresor einen Spaltbreit.
    Eva versuchte, dem Alten über die Schulter zu spähen, aber der schloss den Tresor sogleich wieder und drehte sich um. In der Hand hielt er einen dicken Teddybären, dem ein Ohr schelmisch herabhing. »Dieser Teddy hat nicht bloß Honig im Bauch.«
    Halevi reichte Eva den großen Bären. »Versuchen Sie nicht, Ihren neuen Freund zu verstecken, wenn Sie Ihre Reise fortsetzen, wohin sie auch führen möge.«
    Eva machte den Reißverschluss im Bauch des Bären auf. Darunter kam ein grauer Beutel aus Kevlargewebe zum Vorschein. Sie entnahm ihm einen Diamanten, zog rasch eine Lupe aus ihrer Tasche und ging zur Tischlampe. Dort studierte sie den Stein sorgfältig. Es war ein lupenreines, farbloses und zum makellosen Brillanten geschliffenes Exemplar der Reinheitsklasse IF.
    Halevi hatte inzwischen die Bank angerufen und legte nun zufrieden den Hörer auf.
    »Alles ist in Ordnung. Geld und Waren haben die Besitzer gewechselt.«
    Eva legte den Diamanten zurück in den Beutel und schob ihn wieder in den Bären.
    Die erste Partie hatte sie bekommen. Im selben Viertel warteten bei verschiedenen Händlern vier weitere Partien. Das Geld für die Geschäfte kam über eine komplizierte Zahlungskette von den Kaiman-Inseln.
     
    Im Lauf des Vormittags war der Wind über dem Meer abgeflaut und die Sonne schien durch einen dünnen Wolkenschleier. Von außen betrachtet pflügte die Ocean Emerald so prächtig wie eh und je durch die See, als schwimmendes Monument des Reichtums.
    Auf dem Schiff selbst war die Lage eine andere. Die Passagiere waren nervös und die Entführer waren noch nervöser, auch wenn sie es zu verbergen versuchten.
    Delacroix hielt auf der Kommandobrücke Wache. Er hatte Kapitän Hagen verschont und in gewisser Weise hatte die Zuspitzung der Situation in der Nacht dafür gesorgt, dass ihr ohnehin schon nüchternes Verhältnis noch nüchterner geworden war.
    Beide redeten möglichst wenig. Sie hatten so gut wie nicht geschlafen. Von Stunde zu Stunde, je näher das Schiff dem Hafen von Kaliningrad kam, nahm die Anspannung zu. Ab und an sah man andere Schiffe, aber diese versuchten nicht, dichter heranzukommen.
    Aaro hatte den ganzen Vormittag geschlafen, denn laut Thomson konnte man nichts anderes tun. Die Entführer hatten die Oberhand und nach den nächtlichen Ereignissen bestand kein Grund, ihre Nerven erneut auf die Probe zu stellen. Bald würde jedoch etwas passieren, das war klar – spätestens in Kaliningrad. Aber was?
    Thomson und sein Bereitschaftsteam suchten den ganzen Tag über intensiv nach »Helmut«. Der Name war der

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