Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
Vom Netzwerk:
die Amerikaner eine neue Waffe erproben, die etwa die gleiche Sprengkraft wie eine herkömmliche Kernwaffe besitzt, aber nur geringe oder gar keine Radioaktivität freisetzt. Ich darf Ihnen nicht verraten, woher wir diese Information haben, und wir haben derzeit keine Ahnung, wie so eine Waffe funktionieren könnte.«
    Richter konnte ihm die Informationsquelle vor al-368

    lem deshalb nicht nennen, weil kein derartiger Hinweis vorlag. Hillsworth trank bedächtig einen Schluck Tee, schaute Richter über den Rand seiner Tasse hinweg gespannt an und lächelte dann. »Ich dachte, die Amerikaner wären auf unserer Seite?«
    »Das sind sie auch, Professor«, erwiderte Richter,
    »und deshalb interessieren wir uns ja dafür. Man muss immer Bescheid wissen, was der Feind im Schilde führt. Was die Freunde vorhaben, lässt sich viel schwerer feststellen, deshalb achten wir sehr genau auf jedes Gerücht, das uns zu Ohren kommt.«
    Hillsworth nickte. »Sehr klug, ohne jeden Zweifel.«
    Er wirkte nachdenklich. »Das ist ein interessanter Gedanke, aber leider unmöglich.«
    »Unmöglich?«, hakte Richter nach.
    »Ja. Es ist physikalisch nicht möglich. Wenn eine Kernexplosion stattfindet, wird Radioaktivität freigesetzt, und niemand kann das verhindern. Die Radioaktivität ist ein ebenso unabdingbarer Bestandteil dieser Waffen wie Uran oder Plutonium.« Hillsworth hielt inne und kratzte sich am Nacken. »Wie bereits kurz angesprochen«, fuhr er fort, »gibt es grundsätzlich drei Typen von Kernwaffen: nukleare Sprengkörper, thermonukleare Sprengkörper und die Neutronenbombe, die ebenfalls auf dem Prinzip der Kern-verschmelzung beruht. Alle setzen Radioaktivität frei, unter anderem Gammastrahlen, Röntgenstrahlen, Alpha-Partikel und Neutronen. Die Neutronenbombe wurde eigens zu dem Zweck gebaut, große Mengen schneller Neutronen freizusetzen, die alles Leben im 369

    näheren Umkreis töten. Aber es handelt sich um eine rein taktische Waffe, die nicht für strategische Einsät-ze geeignet ist.«
    »Wie das?«, fragte Richter.
    »Weil die bei der Explosion einer herkömmlichen Kernwaffe freigesetzten Neutronen absorbiert werden, um mehr Energie zu erzeugen, also die Sprengkraft zu erhöhen. Bei einer Neutronenbombe aber können die Neutronen entweichen, was die maximale Wucht der Waffe stark einschränkt.«
    »Wie hoch könnte die Sprengkraft einer Neutronenbombe sein?«
    »Theoretisch liegt die Obergrenze bei etwa neun Megatonnen. Aber die Neutronenbombe sollte in erster Linie mit schweren Artilleriegeschützen oder durch kleine Kurzstreckenraketen ins Ziel gebracht werden, daher bewegt sich die Sprengkraft für ge-wöhnlich im Bereich von wenigen Kilotonnen. Wie schon gesagt, es handelt sich um eine rein taktische Waffe.«
    »Und wie sieht’s mit der Strahlung aus?«
    »In Fachkreisen wird sie ›Enhanced Radiation Weapon‹ oder ›ERW‹ genannt, und sie war von Anfang an dazu bestimmt, den Westen gegen einen zahlenmäßig überlegenen Angreifer zu verteidigen. Die Neutronen würden angreifende Truppen töten, aber aufgrund der geringen Sprengkraft der Bombe würden nur geringe Gebäudeschäden auftreten, was durchaus von Bedeutung sein könnte, wenn man auf eigenem Territorium kämpft. Außerdem klingt die 370

    Radioaktivität rasch ab, was ebenfalls von Vorteil sein könnte.«
    Richter sah zwar noch nicht das Licht am Ende des Tunnels, aber zumindest konnte er die Tunnelwände einigermaßen deutlich erkennen.
    Anton Kirow
    »Keine weitere Kursänderung?«, fragte Waleri Bondarew ein wenig schroff.
    Oberst Saworin nickte. »Mir passt das ebenso wenig wie Ihnen, Waleri«, sagte er. »Ich halte mich an einen Zeitplan, aber der wird mir von Moskau vorgegeben.«
    »Aha«, sagte Bondarew. »Tunis laufen wir also auch nicht an.«
    »Nein. Man hat uns befohlen, direkten Kurs auf Gibraltar zu nehmen und Moskau mitzuteilen, wann wir voraussichtlich dort eintreffen. Mein Funker hat bereits den Liegeplatz in Tunis storniert.«
    »Herzlichen Dank«, erwiderte Bondarew mit spötti-schem Unterton.
    Cambridge
    »Und was ist aus der Neutronenbombe geworden?«, fragte Richter.
    »Nun«, erwiderte Hillsworth, »sie war von Anfang an umstritten, weil sie nur dazu dient, Menschen zu 371

    töten. Sie wurde eigens dazu entwickelt, feindliche Truppen zu dezimieren, und als die Amerikaner sie in Europa stationieren wollten, kam es zu heftigen Protesten. Die Russen hielten es offenbar für unfair, dass ihre weit überlegenen

Weitere Kostenlose Bücher