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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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Smith & Wesson voll geladen war und schob ihn ins Holster. Dann steckte er sechs Ersatzpatronen in die Taschen seiner Jeans und packte die Schachtel mit der übrigen Munition in den Rucksack.
    Er aß die lauwarme Lasagne und trank eine Viertel-literpackung Milch. Dann ging er ins Schlafzimmer, zog die Lederjacke an und nahm Helm und Handschuhe mit. Er schnallte sich den Rucksack auf, schaltete bis auf das Nachtlicht im Flur sämtliche Lampen aus und ging zur Wohnungstür. Gut eine Minute lang spähte er durch das Guckloch auf den Flur, dann zog er den Smith, schob vorsichtig den Riegel zurück und öffnete die Tür.
    Richter blickte ins Treppenhaus hinunter, sah und hörte aber nichts. Die Schlösser unten an den Haustü-
    ren mochten zwar gewöhnliche Diebe aufhalten, nicht aber die Leute, die den Sprengsatz an die Zündung des Escort angeschlossen hatten.
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass niemand eingedrungen war, holte er den Aufzug. Als dieser oben ankam, huschte er hinein, drückte auf den Knopf zur Tiefgarage und achtete auf die Stockwerks-ziffern. Die Garagenbeleuchtung, die über Bewe-gungsmelder gesteuert wurde, war ausgeschaltet, als die Fahrstuhltür aufging. Trotzdem sah er sich genau um, ehe er zum anderen Ende der Parkfläche ging, wo 379

    sich unter einer grünen Plane eine schwere Maschine abzeichnete.
    Richter war ursprünglich mit dem Auto nach London gekommen. Innerhalb eines Monats aber war ihm klar geworden, dass ein vierrädriges Fahrzeug im Stadtver-kehr eher hinderlich war. Deshalb war er zu seiner alten Liebe zurückgekehrt – Motorräder. An dem Ort, den er nach wie vor sein Zuhause nannte – ein baufälliges Cot-tage an der Ostseite der Lizard Peninsula in Cornwall –, hatte er in einer sicher verschlossenen Fertiggarage eine tadellos gepflegte Vincent Black Shadow und eine Velo-cette Venom Thruxton stehen.
    So wunderbar diese Maschinen auch waren, in London konnte er sie nicht gebrauchen, da sie zu wertvoll, zu verlockend für Diebe und einfach zu un-zuverlässig für den Alltagsgebrauch waren. In London fuhr Richter Japaner. Billige, alte, aber schnelle Japaner.
    Er zog die Plane von der Honda 500-4 und warf sie auf den Garagenboden, schwang sich in den Sattel, steckte den Schlüssel ins Zündschloss, drehte ihn um und drückte auf den Anlasserknopf. Wie immer sprang der Motor sofort an und tuckerte dann ruhig und stetig im Leerlauf vor sich hin.
    Richter hatte früher eine ganze Reihe britischer Motorräder gefahren, deshalb hatte es eine Zeit lang gedauert, bis er sich an die absolute Zuverlässigkeit ge-wöhnt hatte, die typisch für die meisten asiatischen Maschinen war, aber inzwischen empfand er das als völlig normal.
    380

    Er rückte den Rucksack zurecht, betätigte die Kupplung, legte den ersten Gang ein und rollte rasch zum Tor. Er hielt neben einer Säule, streckte die Hand aus und drückte auf einen Knopf, hörte das Surren der Elektromotoren und wartete, bis die beiden Torflügel aufgingen. Dann schaltete er die Lichter an der Honda ein, gab auf der Rampe Gas, tauchte in das Labyrinth der stillen Straßen ein und fuhr in Richtung Aldgate und London Bridge.
    Turabah, Saudi-Arabien
    Die E-Mail von Hassan Abbas, die Truschenkos Schlussfolgerungen über die Bedeutung des amerikanischen Aufklärungsfluges sowie Abbas’ eigene Anmerkungen enthielt, stimmte weitestgehend mit Sadoun Khamils Einschätzungen überein. Sobald er von dem Einsatz des Spionageflugzeuges erfahren hatte, hatte Khamil Abbas’ E-Mail kopiert, seine eigene Ansicht zu dem Vorfall hinzugefügt, beides verschlüsselt und an seinen Kontaktmann bei der Führung von al-Qaida geschickt – einen gewissen Tariq Rahmani, einen mürrischen, verschlossenen Mann, der sich stets im Hintergrund hielt. Obwohl Khamil die ausdrückliche Anweisung erhalten hatte, dass er sich nur mit diesem einen Mann in Verbindung setzen sollte, war er Rahmani erst zweimal begegnet.
    Er wusste nur wenig über ihn, nicht einmal, in welchem Land er lebte, da er einen E-Mail-Service und 381

    ein in Saudi-Arabien angemeldetes Mobiltelefon benutzte. Khamil wusste allerdings, dass er zur unmit-telbaren Führungsspitze von al-Qaida gehörte und dass seine Entscheidungen in der Organisation Geset-zeskraft hatten. Und deshalb war Khamil sehr vorsichtig, wenn er mit ihm zu tun hatte.
    Jetzt, da er Abbas’ ausführliche und aufschlussrei-che E-Mail vor sich auf dem Bildschirm hatte, dachte er genau nach, ehe er seine Nachricht

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