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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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randlose Brille von seiner großen, leicht gekrümmten Nase, zückte ein makelloses Taschentuch und putzte damit die Gläser. Dann setzte er die Brille wieder auf, blickte über den Schreibtisch hinweg und schürzte die schmalen Lippen. »Das ist höchst ungewöhnlich. So viel Umstände hat man sich letztes Jahr nicht gemacht, als der Zweite Sekretär verstarb – allerdings ist er nicht bei einem Verkehrsunfall umgekommen.«
    »Außerdem war er nicht bei unserer Firma versichert, Sir. Wir können mit Stolz darauf verweisen, dass wir gerade bei tödlichen Unglücksfällen im Ausland besonders gründliche Nachforschungen anstellen. Leider gibt es auch andere Unternehmen, die ihre Pflichten weit weniger ernst nehmen.« Richter beugte sich vor und bemühte sich darum, wie ein Versicherungsvertreter zu wirken, der einen Abschluss wittert.
    »Falls Sie interessiert sind, könnte ich –«
    »Nein, vielen Dank, Mr. Willis. Ich bin diesbezüglich bereits bestens versorgt.« Horne warf einen weiteren Blick auf den Brief, dann wandte er sich wieder an Richter. »Na schön. Was genau erwarten Sie von uns?«
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    Richter lächelte. »Vielen Dank. Ich würde mir gern Mr. Newmans Leichnam ansehen – nicht zur Identifi-kation, die wird offiziell von seinen nächsten Anver-wandten in Großbritannien vorgenommen werden, aber ich möchte mich davon überzeugen, dass die Verletzungen, die der russische Arzt auf dem Totenschein vermerkt hat, mit denen an der Leiche übereinstimmen.« Richter beugte sich erneut vor und senkte leicht die Stimme. »Man weiß ja, Sekretär Horne, dass manche russischen Ärzte einen Totenschein ausstellen, ohne den betreffenden Leichnam jemals zu Gesicht bekommen zu haben. Einfach aus Gefälligkeit gegenüber den Behörden.«
    »Das habe ich noch nie gehört«, erwiderte Horne.
    Richter auch nicht, bis er es gesagt hatte, aber er nickte ernst und wiederholte es. »Außerdem möchte ich mir gern das Fahrzeug ansehen, mit dem Mr.
    Newman zum Zeitpunkt seines Todes unterwegs war.
    Und ich möchte mich in seinem Büro und seiner Wohnung umsehen.«
    »Was wollen Sie denn in seinem Büro und in der Wohnung?«, fragte Horne.
    »Das hat nichts mit den Versicherungsansprüchen zu tun«, entgegnete Richter. »Wie schon gesagt, Mr.
    Newmans Angehörige haben meine Firma gebeten, ihnen ein paar persönliche Gegenstände mitzubrin-gen, die sie gern zurück hätten, bevor man ihnen seine ganze Habe überstellt. Das ist alles.«
    »Das ist mir ganz und gar nicht recht, aber ich nehme an, uns bleibt kaum etwas anderes übrig.«
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    Richter, der sich jeden Kommentar dazu verkniff, stand auf. Horne erhob sich ebenfalls, warf einen ab-fälligen Blick auf Richters mitgenommene Kleidung und bot ihm seine schlaffe Hand zum Gruß. Richter schüttelte sie und schaute ihn fragend an. »Wenden Sie sich an Erroll. Die dritte Tür rechts. Er wird alles Notwendige veranlassen.«
    Aspen drei-vier
    »Wir sind erfasst – ich empfange ab und zu Radarsig-nale von einem der tiefen Hen-House-Schirme, vermutlich Petschora.«
    »Roger«, bestätigte Major Frank Roberts knapp und überprüfte wieder seine Instrumente. Im Cockpit des SR-71A Blackbird, der in knapp fünfundzwanzig Kilometern Höhe mit dreifacher Schallgeschwindigkeit flog, war es nahezu lautlos, da das Donnern der Triebwerke in weiter Ferne hinter der Maschine verhallte. Rund sechs Minuten vergingen, in denen sich der Blackbird dem russischen Luftraum um weitere zweihundert Meilen näherte.
    »Dreißig-Zentimeter-Radar«, meldete Paul James, der für die Aufklärungssysteme zuständige Offizier.
    »Okay. Stell es ruhig, solange du kannst.«
    Vier Minuten später, nachdem sie weitere hundertdreißig Meilen zurückgelegt hatten, konnten sie es nicht mehr ruhig stellen. »Das nächste Dreißig-Zentimeter-Gerät. Außerdem empfange ich zwei 41

    Zehn-Zentimeter-Radars und ein schwaches Feuerleitradar. Offenbar wissen die, dass wir hier sind. Störe jetzt das Zehn- und das Dreißig-Zentimeter-Band.«
    »Jawohl. Fragt sich bloß, ob die hier in der Gegend irgendwas haben, mit dem sie uns erwischen können?«
    »Hoffentlich nicht. Nähern uns dem Zielgebiet. Bereithalten zum Abdrehen nach Steuerbord. Jetzt abdrehen nach Steuerbord, auf Kurs zwo-drei-null bleiben. Kameras und Sensoren sind aktiviert.«
    Die Aufklärungskameras und Strahlungsdetektoren waren in Betrieb, als das Flugzeug um 10.49 Uhr über Workuta hinwegflog und die Bolschesemelskaja-Tundra überquerte. Und wenn nichts

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