Operation Overkill
dazwischenkam, sollten sie auch bis Schenkursk, südöstlich von Archangelsk an der Waga gelegen, in Betrieb bleiben.
Wojska IA-PVO-Einheit, Archangelsk,
Gemeinschaft unabhängiger Staaten
Das Netz der russischen Luftabwehr ist so engma-schig und weit gespannt wie nirgendwo sonst auf der Welt. Die Radarüberwachungs- und Abfangeinheit, in der Nato mit dem Kürzel RSIU (Radar Surveillance Intercept Unit) bezeichnet, verfügt über tausende von Radarstationen und Luftabwehrraketenstellungen, die an den Grenzen der Gemeinschaft unabhängiger Staaten postiert sind. Der Oberst in Petschora hatte in kürzester Zeit erkannt, worum es sich bei dem unbekann-42
ten Flugobjekt handelte, doch als er per Direktleitung das IA-PVO-Hauptquartier in Moskau erreichte, wusste man dort bereits Bescheid. Zwei an der Nord-grenze stehende Radargeräte der RSIU hatten den Eindringling gleichzeitig erfasst, als er sich rund zweihundertachtzig Meilen nördlich von Amderma befand. Aber ob man ihn abfangen konnte, stand auf einem ganz anderen Blatt.
Laut Einsatzplanung müssen auf jedem PVO-Stützpunkt mindestens zwei Abfangjäger ständig startbereit sein. Das heißt, dass die Maschinen aufge-tankt und munitioniert sind und die Piloten im Cockpit sitzen und nur auf den Befehl warten, die Triebwerke zu zünden.
Der voraussichtliche Kurs der unbekannten Maschine, den Oberst Jasow nach Moskau durchgegeben hatte, stimmte mit den Berechnungen überein, die man auch bei der PVO angestellt hatte. Der Startbefehl für die Abfangjäger war an drei Fliegerhorste ergangen, die der ermittelten Route am nächsten lagen –
einer östlich von Narjan-Mar, einer südlich von Sale-chard und der dritte in der Nähe von Sergino –, und mit der Einsatzleitung wurde das PVO-Hauptquartier im Bezirk Archangelsk betraut.
»Verstanden. Wir übernehmen die Leitung«, wiederholte Oberstleutnant Kabalin, legte den Telefonhö-
rer auf und blickte hoch. »Wo ist er jetzt, Privalow?«, erkundigte er sich und rollte mit seinem Stuhl ein Stück nach rechts, damit er den Bildschirm sehen konnte, vor dem sein Chefkontrolleur saß.
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Der Blackbird hatte soeben wie geplant über Workuta in Richtung Südwesten beigedreht. »Er hat gerade beigedreht. Der neue Kurs von Feind eins liegt bei ungefähr zwo-vier-null Grad, Geschwindigkeit unverändert bei Mach drei. Wenn er nicht noch mal beidreht, führt ihn das« – der junge Leutnant warf einen raschen Blick auf den Bildschirm – »über die Bolschesemelskaja-Tundra«, fügte er mit einem verdutzten Stirnrunzeln hinzu.
»Kümmern Sie sich nicht darum, wohin er fliegt«, entgegnete Kabalin. »Konzentrieren Sie sich darauf, dass wir ihn aufhalten.«
»Jawohl.« Leutnant Privalow drückte etliche Knöp-fe, um festzustellen, welche Jägertypen in der Luft waren, wobei gleichzeitig die Angaben zu deren Höchstgeschwindigkeit in den Computer eingespeist wurden. Dann schaltete er die berechneten Flugvekto-ren hinzu, elektronisch erzeugte Linien, anhand derer er die voraussichtliche Route der Maschinen anhand ihrer derzeitigen Geschwindigkeit und ihres Kurses erkennen konnte. »Die einzigen Maschinen, die den Amerikanern nahe kommen können, sind die zwei MiG-29 aus Narjan-Mar, und die können die Höhe nicht erreichen.«
»Nein«, räumte Kabalin ein, »aber ihre Raketen.
Privalow«, befahl Oberstleutnant Kabalin, »Sie übernehmen das Abfangmanöver. Wetrow«, rief er dem zweiten Radarbeobachter vom Dienst zu, »erteilen Sie sofort Startbefehl für sämtliche Abfangjäger in unserem Bereich. Lassen Sie sie in Gipfelhöhe in Stellung 44
gehen, aber geben Sie noch keine Abfangvektoren durch.« Leutnant Wetrow nickte, drückte auf die Rundsendetaste an seiner Konsole und sprach in das Kopfhörermikrofon. »Galkin«, fuhr Kabalin fort, »Sie übernehmen die Leitung der vier MiG-25.«
»Rufen wir sie zurück?«, fragte Leutnant Galkin.
»Natürlich nicht«, erwiderte Kabalin scharf. »Was machen wir, wenn der Amerikaner wieder den Kurs ändert? Sie sollen an ihm dranbleiben. Befehlen Sie ihnen, den Amerikaner mit Höchstgeschwindigkeit zu verfolgen«, fügte er hinzu. »Und außerdem soll die Führungsmaschine augenblicklich ihr Feuerleitradar aktivieren.«
»Warum?«, fragte Galkin verwundert.
»Schauen Sie auf Ihren Bildschirm«, sagte Kabalin.
»Wenn der Amerikaner das Radar der MiG-25 ortet, dreht er vielleicht ab, genau auf die MiG-29 zu. Und noch was, Privalow«, fügte Kabalin hinzu. »Die Befehle aus Moskau
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