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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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saß am Schreibtisch. Der Leibwächter stand rechts hinter ihm. Beide hatten ihm den Rücken zuge-kehrt und studierten ein Blatt Papier, das auf dem Schreibtisch lag. Keiner drehte sich um. Zweifellos erwarteten sie lediglich Juri.
    Nur ein Narr lässt den Feind zur Besinnung kommen. Deshalb hob Richter die Glock, zielte sorgfältig und schoss dem Bodyguard in den Rücken. Der Russe kippte schräg vornüber, schlug auf die Schreibtisch-430

    kante und sank seitwärts zu Boden. Richter legte erneut an und verpasste ihm zwei Kugeln in den Bauch und eine in den Kopf.
    Dann wandte er sich Orlow zu, der wie erstarrt da-saß und ihn mit entsetzter Miene anschaute. »Noch-mals hallo, Wladimir«, sagte Richter, dessen Lippen so zerschlagen waren, dass er kaum mehr als ein Lal-len zustande brachte. »Ich bin gar nicht vom Gaswerk.
    Ich bin Ornithologe und suche neue Arten. Du bist mein kleiner russischer Kanarienvogel, und du wirst jetzt singen.«

    15
    Samstag
    Ickenham, Middlesex
    »Was zum Teufel ist denn mit dir passiert?«
    Richter versuchte zu grinsen, brachte aber kaum mehr als ein kurzes Zucken um die Mundwinkel zustande. David Bentley, Lieutenant Commander der Royal Navy und derzeit Verbindungsoffizier der Marine bei der Royal Air Force in Uxbridge, musterte ihn mit besorgter Miene. Er und Richter waren gemeinsam auf dem Royal Naval College in Dartmouth gewesen und seither miteinander in Kontakt geblieben, auch wenn sie sich nur sporadisch sahen. Sie waren nicht unbedingt enge Freunde, aber mehr als nur gute Bekannte, und Richter wusste, dass er sich auf Bentley verlassen konnte, ohne allzu viele Fragen beantworten zu müssen.
    Außerdem war ihm gar nichts anderes übrig geblieben, als sich an ihn zu wenden. Simpsons Wohnung wurde inzwischen höchstwahrscheinlich überwacht, und sein Apartmentgebäude stand mit Sicherheit schon seit einiger Zeit unter Beobachtung. Und nach dem, was er mit Orlow angestellt hatte, waren die Russen vermutlich in voller Mannschaftsstärke ausgeschwärmt. Bentleys Offizierswohnung bei der 432

    RAF war die einzige Anlaufstelle, die ihm eingefallen war, als er sich von dem Haus in Orpington wegge-schleppt hatte.
    »Das kann ich dir nicht sagen«, erwiderte Richter, der kaum ein deutliches Wort hervorbrachte. »Es ist schon für mich gefährlich genug – und ich werde immerhin dafür bezahlt.«
    Bentley betrachtete Richters zerschlagenes Gesicht.
    »Die können dir so viel zahlen, wie sie wollen, Paul.
    Aber dafür reicht es nicht.«
    Richter hob vorsichtig die Kaffeetasse und trank einen Schluck. Diese Flüssigkeit brannte höllisch, als sie auf die Risse und Abschürfungen in seinem Mund traf, aber trotzdem genoss er sie.
    »Okay«, sagte Bentley. »Ich bring dein Motorrad in die Garage, und danach machen wir’s dir ein bisschen bequemer.«
    Richter nickte dankend und lehnte sich langsam zu-rück, zuckte aber trotzdem zusammen, als ihm ein stechender Schmerz durch den Oberkörper schoss.
    Die Fahrt durch London und hinaus nach Ickenham war der reinste Alptraum gewesen. Nach den Schlä-
    gen, die er hatte einstecken müssen, hatte ihm jedes einzelne Glied wehgetan, und er war so schwach und benommen gewesen, dass er nur langsam vorangekommen war. Zweimal hatte er anhalten und warten müssen, bis er wieder halbwegs klar im Kopf gewesen war.
    In Clapham hatte er kurz Halt gemacht und Bentley von einer öffentlichen Telefonzelle aus angerufen –
    433

    nur für den Fall, dass die Russen sein Handy abhörten. Er hatte es über zwanzig Mal klingeln lassen, bis Bentley sich gemeldet hatte. Und auch dann hatte er ihm so gut wie nichts erklärt, sondern ihn lediglich gebeten, auf ihn zu warten und ihn sofort einzulassen.
    Bentley hatte sich bereit erklärt und aufgelegt, ohne einen Kommentar abzugeben, was typisch für ihn war.
    Richter hörte, wie die Seitentür geschlossen und der Schlüssel umgedreht wurde. Dann kam Bentley wieder ins Wohnzimmer. »Kannst du aufstehen?«, fragte er, und Richter nickte.
    Mit Bentleys Hilfe streifte er vorsichtig den Rucksack ab und zog dann die Arme langsam aus der Lederjacke. Bentley warf einen verdutzten Blick auf den Smith & Wesson, der in Richters Schulterholster steckte. Die Mauser HSc, die er Juris totem Kollegen abge-nommen hatte, bevor er Orlows Haus verlassen hatte, war im Rucksack verstaut. Die Glock 17, mit der er Orlow und den Bodyguard erledigt hatte, hatte er auseinander genommen und die Einzelteile in diverse Mülltonnen zwischen Orpington und

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