Operation Overkill
Frankreich
Kurz vor neun hatte das Team aus Aldermaston die Bombe endlich entschärft. Dewar winkte Richter zu sich. »Alles erledigt«, sagte er. »Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber wir wollten kein Unheil anrichten.«
»Gut«, erwiderte Richter. »Werde ich bei der Waffe in Gibraltar genauso lange brauchen?«
Dewar schüttelte entschieden den Kopf. »Eigentlich 684
nicht. Wir hatten so viel Mühe damit, weil wir nicht wussten, wie die ganzen Schutzvorrichtungen geschaltet waren. Sie müssten die Waffe in etwa zehn Minuten entschärfen können. Kommen Sie mit, dann zeige ich es Ihnen.«
Sie stiegen in den Anhänger und sahen sich die russische Bombe an. Sie war viel kleiner, als Richter erwartet hatte, und sah ganz und gar nicht wie eine Bombe aus. Die Stahlkiste, in der sie lagerte, war etwa drei Meter lang, einen Meter zwanzig hoch und anderthalb Meter breit. Am einen Ende befanden sich zwei Bleibatterien, die mit Drähten mit der eigentlichen Waffe verbunden waren, einem unscheinbaren Zylinder mit einem Durchmesser von knapp einem Meter, der unter einem Wirrwarr von Kabeln und Drähten mitten in der Kiste lag.
»Okay«, sagte Dewar. »Zunächst zu den Batterien.
Die dürfen Sie unter keinen Umständen abtrennen, da sie den Strom für die Schutzvorrichtungen liefern.
Wenn Sie die Stromzufuhr unterbrechen, schließen sich alle vier Schaltkreise zugleich, und die Sprengladung geht hoch. Dadurch«, fuhr er fort, »wird zwar die Bombe nicht gezündet, aber Sie sollten lieber nicht in der Nähe sein.« Er deutete auf das Kabelgewirr. »Sie müssen die folgenden sieben Drähte in dieser Reihenfolge durchtrennen«, sagte er und gab Richter ein Blatt Papier, auf dem er die Farbe der Drähte und die Reihenfolge notiert hatte, in der sie gekappt werden mussten.
»Und dadurch wird die Bombe entschärft?«, fragte Richter.
685
»Natürlich nicht«, sagte Dewar und schüttelte den Kopf. »Das heißt lediglich, dass Sie den ganzen Kram hier« – er deutete auf die Drähte – »beiseite räumen und sich die Waffe ansehen können. Jetzt aufgepasst.«
Er bückte sich und löste vier Flügelmuttern. Dann hob er eine große Aluminiumplatte an, in deren Mitte sich ein geschlossener Kasten befand, um den ein Großteil der Kabel gewickelt war. »Der Kasten«, sagte er, »enthält rund vier Kilo Plastiksprengstoff. Aber sobald die Drähte gekappt sind, geht keine Gefahr mehr davon aus.« Er legte die Platte vorsichtig auf den Boden.
Dann schauten sie wieder beide in die Kiste.
»Die Waffe«, fuhr er fort, »war nicht scharf. Das heißt, dass die Stromkreise und alle anderen Komponenten vorhanden, aber noch nicht angeschlossen sind. Ich vermute, dass das erfolgen sollte, wenn die Waffe an ihrem endgültigen Standort angelangt war.«
Er deutete auf einen schwarzen Plastikkasten, aus dem acht Kabel führten. »Über diesen Kasten erfolgt der Stromanschluss. Diese Waffe bezieht den Strom entweder über das normale Netz – hundertzehn beziehungsweise zweihundertvierzig Volt Wechsel-strom – oder über eine Reihe von Batterien mit zwölf Volt Gleichstrom, so ähnlich wie die beiden in dem Behälter. Wir nehmen an«, fuhr er fort, »dass sie normalerweise über das Netz gespeist wird und die Batterien nur als Ersatz dienen, da unter anderem auch ein Batterieladegerät angeschlossen ist. Jetzt hören Sie genau zu. Wenn Sie sich die Waffe in Gibraltar vornehmen, sehen Sie wahrscheinlich ein Kabel, das ge-686
nau hier in den Kasten führt.« Er deutete hin. »Das ist der Stromanschluss. Hierfür gilt das Gleiche wie für die Batterien – rühren Sie es nicht an. Diese Waffe enthält keinen Zeitschalter, daher nehmen wir an, dass sie nur über ein Funksignal oder etwas Ähnliches gezündet werden kann.«
»Darauf hat man uns hingewiesen«, bestätigte Richter.
»Der Zünder«, sagte Dewar, »befindet sich hier –
dieser schwarze Zylinder, an dem vier Kabel angebracht sind. Bei der Waffe in Gibraltar werden noch ein oder zwei andere Drähte angeschlossen sein, durch die er mit einem Funkempfänger oder einem anderen Fernmeldegerät verbunden ist, über das er ausgelöst wird.«
Richter schaute sich den Zylinder an. Er war etwa dreißig Zentimeter lang, hatte einen Durchmesser von etwa fünfzehn Zentimetern und ragte senkrecht aus dem zylindrischen Bombenmantel. »Diese Kabel dürfen Sie nicht durchtrennen. Die Waffe lässt sich nur entschärfen, wenn man den Zünder entfernt.«
Dewar schaute Richter an.
Weitere Kostenlose Bücher