Operation Overkill
anderes übrig.«
»Gut, dann setzen wir unsere geballte Feuerkraft ein und sehen zu, dass wir die Sache so schnell wie möglich hinter uns bringen.«
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Le Moulin au Pouchon, St. Médard, bei Manciet,
Midi-Pyrénées, Frankreich
Abbas stieg rasch die Treppe hinab, die in den kleinen Flur führte. Im schummrigen Schein eines Nachtlichts, das an einer Steckdose glomm, überzeugte er sich davon, dass seine drei Leibwächter bereit waren. »Seid ihr so weit?«, fragte er.
»Ja«, antwortete Karim Ibrahim. »Wir haben den Sprengstoff überprüft und die Stolperdrähte gespannt. Alles ist klar. Außerdem haben wir die Reservemunition in unseren Taschen verstaut.«
Abbas nickte beifällig und warf einen Blick auf seine Uhr. »Sind Sie sich sicher, Sayidi ?«, fragte Badri.
»Wissen Sie genau, dass wir angegriffen werden?«
Abbas schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hoffe sogar, dass ich mich irre. Aber die Telefonleitung ist tot, und jetzt, da wir so kurz vor dem Ziel sind, gibt mir das sehr zu denken.« Abbas wandte sich an Fouad. »Saadi, stell den Zeitschalter für die Strahler auf drei Minuten ein, dann folge mir. Und lösch das Nachtlicht –
im Haus darf keinerlei Licht brennen.«
Abbas drehte sich um und ging in die Küche. Fouad öffnete einen Wandschrank und stellte den Zeitschalter für die Außenstrahler ein, dann ging er durch den Flur und zog das Nachtlicht aus der Steckdose, ehe er den anderen folgte.
Jaafar Badri hatte unterdessen den verblichenen roten Teppich in der Küche zurückgeschlagen. In den Feldsteinboden war eine knapp einen Quadratmeter 839
große hölzerne Falltür eingelassen. Badri klappte sie hoch, griff in die Öffnung und legte einen Lichtschal-ter um. In dem flackernden, schummrigen Schein tauchte eine rostige Eisenleiter auf, die durch einen grob aus dem Fels gehauenen Schacht senkrecht nach unten führte, an dessen Fuß Abbas ein glitzerndes Rinnsal erkennen konnte.
Das war der Hauptgrund, weshalb sich Abbas für dieses Haus entschieden hatte, das nicht zufällig »Le Moulin au Pouchon« hieß. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Anwesen in Frankreich, die einen ähnlichen Namen trugen, war es bis Ende des neunzehnten Jahrhunderts tatsächlich eine Mühle gewesen. Der Gang, in den Abbas hinuntersteigen wollte, war einst der Mühlgraben gewesen, durch den das Wasser unter dem Haus hindurchgeleitet worden war und das längst nicht mehr vorhandene Mühlrad angetrieben hatte.
Vor vielen Jahren war der Bach, der die Mühle frü-
her mit Wasser versorgt hatte, ausgetrocknet oder umgeleitet worden, aber der aus dem Gestein gehauene Mühlgraben war nach wie vor in gutem Zustand.
Vor allem aber, und darauf kam es Abbas in erster Linie an, führte er vom Haus weg, den Berg hinauf zu einem rund hundert Meter weit entfernten Nebengebäude, in dem einst die Schleuse gewesen war.
Abbas zögerte einen Moment lang, ehe er die Leiter hinabstieg, und musterte die drei Männer, mit denen er die letzten vier Monate verbracht hatte. Er schüttelte Badri und Ibrahim die Hand, dann schloss er Fouad in die Arme und drückte ihn an sich.
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» Inschallah , wir sehen uns wieder, Saadi, mein Freund.«
» Inschallah, Sayidi Abbas«, murmelte Fouad.
»Wir sollten aufbrechen«, warf Badri ein. »Möglicherweise haben wir nicht mehr viel Zeit.«
Abbas nickte, hatte den Blick aber weiter auf Fouad gerichtet. »Ja, du hast Recht. Saadi – du weißt, dass sehr viel von dir abhängt.«
Fouad nickte, aber er fühlte sich auch sichtlich ge-schmeichelt. Abbas schlug ihm auf die Schulter, dann reichte er Badri den Samsonite-Koffer und stieg die Eisenleiter hinab. Unten angekommen wartete er, bis Badri und Ibrahim bei ihm waren. Badri gab Abbas den Koffer und ging dann den alten Mühlgraben entlang in Richtung Nebengebäude. In der linken Hand hatte er die Taschenlampe, deren Schein über die nackten Stein-wände tanzte, in der rechten die Kalaschnikow. Abbas folgte ihm, und Ibrahim schloss sich den beiden an.
Hinter ihnen ging das Licht aus, und sie hörten, wie die Falltür in der Küche geschlossen wurde. Fouad würde die Stellung im Haus halten, falls tatsächlich jemand die Leitung gekappt hatte und das Anwesen angreifen sollte, beziehungsweise bis sich herausstell-te, dass es falscher Alarm gewesen war.
St. Médard, bei Manciet, Midi-Pyrénées, Frankreich
Ross hatte seine Männer in zwei Trupps aufgeteilt.
Der eine sollte das Haus von vorn stürmen, während 841
sich der andere unter der
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