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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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Male. Newman hatte aber keinerlei Narben oder Male, deshalb ist vermutlich keiner darauf gekommen. Er musste sich allerdings vor etwa zehn Jahren einen eingewachsenen Zehennagel am rechten Fuß entfernen lassen. Der Tote im Keller der Moskauer Botschaft hatte aber alle zehn Zehennägel.«
    Simpson vertiefte sich eine Zeit lang schweigend in die Akte. »Hier wird nirgendwo ein entfernter Zehennagel erwähnt.«
    »Doch«, sagte Richter. »Unter der Überschrift ›Kran-kenhausaufenthalte‹. Newman musste sich drei Ein-griffen unterziehen – Mandeloperation und Nebenhöhlenspülungen, als er noch ein Kind war, später dann die Zehenoperation. Die Folgen sind unüber-sehbar. Der Nagel wächst nie wieder richtig nach, weil das Bett in Mitleidenschaft gezogen wird.«
    Simpson las drei, vier Minuten lang in der Akte, dann schlug er sie zu. »Zwei Fragen. Wenn es sich bei dem Toten nicht um Newman handelt, um wen dann?
    Und wo ist Newman?«
    »Zwei Antworten«, erwiderte Richter. »Ich weiß es 116

    nicht – das heißt, ich weiß nur, was er war, aber nicht, wer er war. Und Newman ist tot.«
    Le Moulin au Pouchon, St. Médard, bei Manciet,
    Midi-Pyrénées, Frankreich
    Die vier Männer hatten das kleine, etwa anderthalb Kilometer außerhalb der Ortschaft gelegene Haus mit den drei Schlafzimmern vor etwa vier Monaten gemietet und seither immer dort gewohnt. In erster Linie aus Sicherheitsgründen. Zwar war die Kriminali-tätsrate hier auf dem flachen Land erfreulich niedrig, aber ein leeres Haus lockte immer ungebetene Gäste an, und sie durften auf keinen Fall riskieren, dass irgendein französischer Asozialer hier einbrach und eins ihrer Geräte stahl oder, schlimmer noch, jemandem erzählte, was er hier gesehen hatte.
    Eigentlich gab es für einen Dieb in diesem Haus nicht viel zu holen. Nichts, was sich leicht verkaufen ließ, wie zum Beispiel Fernseher oder Stereoanlagen.
    Sie hatten zwar einen Fernseher, aber der war mindestens zehn Jahre alt, groß und sperrig und so gut wie nichts wert. Hassan Abbas hatte ihn in einem Elektro-laden in Aire-sur-l’Adour gebraucht gekauft, der Kleinstadt, in der sie fast alle Einkäufe erledigten. Das Mobiliar machte auch nicht viel her. Vier Einzelbetten, zwei in jedem der großen Schlafzimmer, ein Esstisch und vier Stühle in der Küche. Im Wohnzimmer standen zwei alte Sofas links und rechts an der Wand.
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    Auffällig war nur die Markierung an der Wand dazwischen – sie gab die genaue Himmelsrichtung an, in der Mekka lag, damit sie ihre Gebete so sprechen konnten, wie es sich gehörte. Unter dem Zeichen an der Wand waren vier kostbare Gebetsteppiche ausgebreitet.
    An den Fenstern hingen keine Vorhänge, da die verwitterten Holzjalousien ohnehin immer geschlossen waren, und nichts in diesem Haus wirkte gemütlich oder gar anheimelnd. Die einzig wirklich wertvol-len Gegenstände befanden sich hinter der Tür des dritten und kleinsten Schlafzimmers, das auf der Rückseite des Hauses lag. Nur an dieser Tür war ein Schloss – ein teures Sicherheitsschloss mit fünf Zuhal-tungen, das innerhalb einer Woche, nachdem sie bei dem Makler in Aire-sur-l’Adour den Mietvertrag unterschrieben hatten, eingebaut worden war –, und es war immer abgesperrt, es sei denn, die Geräte in dem Zimmer wurden benutzt. Das einzige Fenster in diesem Raum war wie alle anderen stets geschlossen, die Jalousie heruntergezogen. Außerdem war von innen ein in die Wand eingelassenes Stahlgitter angebracht –
    auch dafür hatte Abbas gesorgt, ohne dem Vermieter Bescheid zu sagen.
    Außerdem besaßen alle vier Bewohner halbautomatische Pistolen vom Typ Glock 17, die sie stets bei sich trugen, und zwei Sturmgewehre vom Typ Kalaschnikow AK47, die mit vollem Magazin an Haustür und Hintertür lehnten. Zudem hatten sie an den Fenstern und Türen im Erdgeschoss Plastiksprengstoff ange-118

    bracht, der durch Stolperdrähte ausgelöst wurde, und etliche starke Strahler unter dem Dach montiert, mit denen man das gesamte Grundstück ausleuchten konnte.
    Aus zweierlei Gründen hatten sie sich für die alte Mühle entschieden, auf die Abbas eher zufällig gesto-
    ßen war, nachdem er sich zunächst zwei andere Häuser angesehen hatte, die er auf seiner Liste stehen hatte. Zum einen hatte ihn der einzigartige Baustil faszi-niert, obwohl er inständig hoffte, dass er ihn nie zu seinen Zwecken nutzen musste. Das kleine, unscheinbare Betonhäuschen, das knapp drei Kilometer entfernt stand, war der zweite Grund. In ihm

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