Operation Overkill
großen Gedanken darüber.
Nach etwa zwanzig Minuten war er halbwegs davon überzeugt, dass er alles in seiner Macht Stehende getan hatte, um die Spuren der Auseinandersetzung zu verbergen. Er studierte ein paar Minuten lang die Karte und legte sich eine Strecke zurecht, auf der er alle größeren Ansiedlungen umfahren konnte, bis er in die Außenbezirke von London kam.
Bevor er losfuhr, schnallte Richter das Holster mit der Mauser um und schob den Colt in die Seitenta-sche seiner Jacke. Die Magazine und die einzelnen Patronen steckte er ebenfalls ein. Anschließend zog er seine Handschuhe wieder an, nahm die drei leeren Hülsen und warf sie in einen Kaninchenbau neben dem Auto. Die blutige Karte zündete er an und zer-trat die Aschereste. Die Handschuhe warf er während der Fahrt im Abstand von einer Viertelstunde aus dem Fenster.
Eine Stunde und zwanzig Minuten später parkte Richter den Granada in zweiter Reihe vor seinem Mietshaus und ging in seine Wohnung, wo er die Pistolen, das Holster und die Munition in zwei alte Handtücher wickelte und sie in einen kleinen Koffer legte. Dann fuhr er zur Euston Station und gab den Koffer beim Fundbüro für liegen gebliebenes Gepäck auf. Richter war der Meinung, dass man nicht zu viele Schusswaffen haben sollte, jedenfalls keine, die einen belasten konnten.
244
Der Fuhrparkinspektor war regelrecht außer sich, als Richter die Überreste des Granada zurückgab. Er traute seinen Augen kaum. Der Fahrer vom Dienst, den er als Zeugen hinzurief, konnte es ebenfalls kaum glauben. »Was zum Teufel haben Sie damit gemacht?
Schauen Sie sich an, wie der Wagen aussieht!«
»Es gab ein paar Unannehmlichkeiten«, erwiderte Richter.
»Und was soll ich dem Transportoffizier sagen?«
Richter wurde allmählich müde und gereizt. »Ist mir schnurzegal, was Sie ihm sagen. Sagen Sie ihm doch, er soll sich an mich wenden.«
Richter begab sich in sein Büro, nahm den Hörer des schwarzen Telefons ab und wartete. Nach zehn Sekunden legte er auf und warf einen Blick auf seine Uhr. Es war kurz nach acht. Kaum anzunehmen, dass Simpson um diese Zeit noch im Dienst war.
Richter zuckte die Achseln, schloss sein Büro ab und ging die Treppe hinunter. Er meldete sich im Dienstraum und berichtete dem Einsatzoffizier vom Dienst, was vorgefallen war. Beziehungsweise das, was er nach Richters Ansicht wissen sollte. Der Einsatzoffizier sagte, er werde Simpson am nächsten Morgen Bescheid geben.
10
Mittwoch
Hammersmith, London
Simpson wirkte mehr als ungehalten, als Richter am nächsten Morgen um neun in sein Büro trat. Aus zweierlei Gründen. Erstens kam Richter zu spät zum Dienst und zweitens war er in seiner Wohnung nicht ans Telefon gegangen. Außerdem hatte ihm der Transportoffizier seit fast einer Stunde in den Ohren gelegen. »Tut mir Leid«, sagte Richter.
»Lassen Sie das, Richter. Ich komme auch ohne Ihren Spott aus. Was ist vorgefallen?«
Richter berichtete es ihm, unterschlug aber, dass er die Waffen und die Munition mitgenommen und Fahrer und Beifahrer eins über den Schädel gezogen hatte.
»Wer waren diese Männer?«, fragte Simpson.
»Profis«, erwiderte Richter. »Keiner hatte einen Ausweis dabei, und das Ganze sah nach einer Falle aus. Ich habe mich nicht lange aufgehalten, weil ich befürchtet habe, dass sich womöglich ein zweites Team mit einem anderen Auto in der Nähe aufhalten könnte.«
»Haben Sie einen zweiten Wagen gesehen?«
»Aufgefallen ist mir keiner, nein, aber sie hatten ein 246
Funkgerät im Jaguar, mit dem sie bestimmt nicht die Rennergebnisse abhören wollten. Ich habe mich vom Unfallort entfernt, als ich ein Fahrzeug gehört habe.
Ich wollte kein Risiko eingehen.« Das klang gar nicht so übel. Es hätte so gewesen sein können.
»Und um wen handelt es sich Ihrer Meinung nach?
Bitte mit Begründung.«
»Ich glaube, in der russischen Botschaft fehlen zwei Kulturattaches«, sagte Richter. »Kulturattaches, die zufällig zu Killern ausgebildet wurden und mich in einem gestohlenen Wagen verfolgt haben.«
Simpson dachte eine Zeit lang schweigend darüber nach, dann ergriff er wieder das Wort. »Eins begreife ich nicht. Warum wollten die Sie von einem fahrenden Auto aus töten?«
»Ich glaube nicht, dass sie das vorhatten – es hat sich einfach so ergeben. Ich bin auf der A1 nach Brampton gefahren – eine Höllenfahrt mit langen Schlangen, die sich an drei Baustellen stauten, und einem schweren Unfall. Deshalb wollte ich auf einer anderen
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