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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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rund 24 Hektar großen ehemaligen Bürokomplex des KGB in Jasenewo, einem am äußeren Stadtring gelegenen Vorort im Süden von Moskau, und das gesamte Personal besteht praktisch aus ehemaligen KGB-Mitarbeitern, von denen viele in ihren alten Bü-
    ros arbeiten und mit den gleichen Aufgaben betraut sind wie einst.
    Aber auch das alte Gebäude im Herzen von Moskau wird außerhalb der so genannten Besuchszeiten nach wie vor genutzt, und zwar zu fast den gleichen 25

    Zwecken wie einst zur großen Zeit des KGB. Lubjanskaja Ploschtschad Nummer 2 strahlt eine Erha-benheit und Würde aus, die dem gesichtslosen neuen Komplex fehlt, und viele ranghohe Offiziere arbeiten lieber dort, wenn es ihre Aufgaben zulassen. Außerdem eignet es sich gut für geheime Besprechungen und verdeckte Einsätze, die in Jasenewo nur schwer oder gar nicht durchführbar wären.

    Der grauhaarige Mann verließ den Kellerraum, nachdem er seine Wachstuchschürze und den blutbespritz-ten weißen Kittel ausgezogen hatte, und fuhr mit dem Aufzug in den dritten Stock. Seine Schritte hallten auf dem Parkettboden wider, als er den hellgrün gestrichenen Korridor entlangging. Dann hielt er vor einer Tür kurz inne und trat nach einem kurzen Klopfen in ein Konferenzzimmer. Er hatte das Klemmbrett in der Hand, auf dem er sich während der Vernehmung allerlei Notizen sowohl auf Englisch als auch in kyrillischer Schrift gemacht hatte. Die Audiokassetten würden später abgetippt werden, und die Videoaufnah-me, die in seiner Jackentasche steckte, wollte er im Lauf des Tages persönlich beim zuständigen Ministerium abgeben. Aber man erwartete von ihm, dass er umgehend mündlich Bericht erstattete.
    Zwei Männer saßen an einem wuchtigen alten Ei-chenholztisch, um den etliche nagelneue Bürostühle standen. Auf der linken Seite ein großer, schlanker Mann mit scharf geschnittenen Zügen, der die Uniform eines Generalleutnants der Artillerie trug. Der 26

    GRU – Glawnoje Raswediwatelnoje Uprawlenije , der einstige Nachrichtendienst des sowjetischen Generalstabs und jetzige Geheimdienst des russischen Militärs – hat keine eigenen Uniformen, daher trug Wiktor Grigorewitsch Bykow nach wie vor die Uniform seines frü-
    heren Regiments, in dem er offiziell immer noch diente. Er trank gerade einen Schluck türkischen Kaffee aus einer zierlichen Porzellantasse.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches saß ein ranghoher General des SWR, denn GRU und KGB
    waren sich noch nie ganz grün gewesen. Nikolai Fedorowitsch Modin war ehemals Leiter der Abteilung V des KGB gewesen – der für Sabotage, Entführungen und Mordanschläge zuständigen Einsatzabteilung.
    Ein stämmiger Mann, mittelgroß, mit eisengrauen Haaren und einem flachen slawischen Gesicht, der wie ein gewöhnlicher russischer Bauer wirkte, wenn er sich unter die Menschen mischte – was er in seinen ersten Dienstjahren beim KGB häufig getan hatte.
    Die ursprünglich als Abteilung dreizehn, Gebiet F, bezeichnete Abteilung V war 1969 neu organisiert und umbenannt worden, doch an ihrem Aufgabengebiet –
    im KGB-Jargon »mokrie dela« genannt – hatte sich nichts geändert. Der russische Ausdruck bedeutet so viel wie »nasse Sachen«, weil bei einem Großteil der Einsätze von Abteilung V Blut vergossen wurde. Beim Aufbau des SWR hatte sich der Titel des Generals ge-
    ändert, nicht aber seine Aufgaben.
    Als der Verhörspezialist den Raum betrat, stellte Bykow seine Tasse ab. »Nun?«
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    Der Verhörspezialist zuckte die Achseln, ging über den Teppichboden zu dem in Amerika hergestellten Perkolator und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Er trank einen Schluck von dem bitteren Gebräu und ließ sich auf einem Stuhl am anderen Ende des Tisches nieder. »Das habe ich gebraucht«, sagte er.
    Der GRU-Offizier trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch. »Nun?«
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    Der grauhaarige Mann schüttelte den Kopf und stellte seine Tasse ab. Er reichte das Klemmbrett weiter. Nikolai Modin nahm es, überflog rasch die Notizen, legte es dann auf den Tisch und blickte auf.
    Wiktor Bykow griff über den Tisch, nahm das Klemmbrett und starrte darauf. »Ist er –?« Der Verhörspezialist nickte. Unwirsch warf Bykow das Klemmbrett hin und blickte angewidert auf die drei kleinen Blutflecken am Kragen des Verhörspezialisten. »Sie hätten Drogen benutzen sollen. Wir haben Ihnen genügend Zeit für eine gründliche Vernehmung gelassen. Ihre Methoden sind grob und überkom-men.«
    Modin

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