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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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nicht.
    Die Nonne bemerkte seinen wachsamen Blick. »Verzeihen Sie mir, aber ich kann mich nur schwer an diese ständige Geheimniskrämerei gewöhnen. Sie sollten Ihr Zeichen auf der Innenseite der Kirchentür hinterlassen. Ich sollte dasselbe Zeichen hinzufügen, dann zu Ihnen kommen und Sie fragen: ›Haben Sie sich verirrt? Brauchen Sie Hilfe?‹ Und Sie sollten antworten: ›Ich muss zur Marktstraße.‹ Aber ich glaube, das können wir uns jetzt sparen, nicht wahr?«
    »Woher wissen Sie, wer ich bin?«, fragte Sorg verwirrt.
    Die Nonne lächelte. »Sie haben im Fieberwahn halluziniert und immer wieder gesagt, dass Sie zur Marktstraße müssen. Ich habe auch den Ring an Ihrem Finger gesehen.«
    »Wo ist er?«
    »Mit Ihrer Kleidung und Ihren anderen Sachen sicher in einem Schrank auf dem Gang verstaut.«
    Die Nonne trug ebenfalls einen Silberring. Sie nahm ihn ab und reichte ihn Sorg. Er betrachtete die Gravur auf der Innenseite, die wie bei seinem Ring neben dem Symbol des Silberschmieds angebracht war.

    »Überzeugt Sie das?«, fragte die Nonne.
    Sorg gab ihr den Ring zurück. »Ich bin sofort hierhergekommen, als ich in Jekaterinburg ankam. Wie vereinbart hinterließ ich mein Zeichen auf der Kirchentür, erhielt aber keine Antwort. Drei Tage lang habe ich es täglich versucht, ohne dass jemand darauf reagiert hat. Ich habe mich gefragt, was Ihnen zugestoßen sein könnte. Schließlich erkundigte ich mich im Krankenhaus nach Ihnen, und man sagte mir, dass Sie schwer erkrankt seien.«
    Die Nonne steckte den Ring wieder an den Finger. »In der Stadt grassierte eine Typhus-Epidemie, und ich hatte mich angesteckt. Sie brachten mich ins Krankenhaus nach Perm. Mein Zustand war sehr kritisch. Daher gab ich einer Nonne Anweisungen, dass sie Kontakt zu Ihnen aufnehmen soll. Doch sie erkrankte ebenfalls und starb. Ich bin wieder gesund, und Sie haben überlebt. Das ist jetzt alles, was zählt. Wie fühlen Sie sich?«
    »Als wäre eine Herde wilder Pferde auf mir herumgetrampelt. Hier sieht es aus wie in einem Gefängnis.«
    Die Nonne lächelte wieder. »Das war es auch tatsächlich einmal. Das Kloster wurde auf den Ruinen einer mongolischen Festung errichtet, die Dschingis Khan genutzt hat, und dazu gehörten auch Kerker. Heute gibt es hier Schulen, ein Krankenhaus, ein Waisenheim und eine Bäckerei.«
    Sorg versuchte sich aufzurichten. »Könnten Sie bitte die Gurte abschnallen?«
    Schwester Agnes zog sich einen Holzhocker heran, setzte sich hin und stellte das Tablett auf den Boden. Dann öffnete sie die Gurte. »Die Wunde hat sich infiziert, und wie ich schon sagte, haben Sie eine Zeit lang halluziniert. Wir mussten sicherstellen, dass Sie nicht aus dem Bett fallen.«
    Sorg massierte sich die Handgelenke. »Wo sind die anderen Patienten?«
    »Auf Stationen in der Nähe. Hier sind wir ungestört. Ich hatte Angst, Sie könnten im Fieberwahn etwas sagen, was Sie nicht sagen sollten.« Die Nonne faltete das Baumwollhandtuch auseinander, in dem eine Hand voll Kräuter und eine dicke Scheibe Brot eingewickelt waren.
    Der starke Duft von Thymian und Minze stieg Sorg in die Nase. Auf dem Tablett lagen auch Baumwollverbände und eine Schere.
    Schwester Agnes zerbröselte die Kräuter, indem sie sie zwischen den Händen hin und her rollte. Der Duft wurde intensiver. Sie gab die Kräuter in eine Schale und legte dann eine Hand auf Sorgs Stirn. »Wahrscheinlich werden Sie sich noch ein paar Tage furchtbar schlecht fühlen. Sie haben viel Blut verloren, und Ihre Temperatur ist noch immer sehr hoch. Hier, trinken Sie das.« Sie reichte Sorg ein Glas.
    Er beugte sich vor und trank ein paar Schlucke von dem kalten, erfrischenden Wasser. Schwester Agnes legte die zerbröselten Kräuter auf das Brot.
    »Was machen Sie da?«, fragte Sorg.
    »Einen Kräuterumschlag. Medikamente sind knapp, darum müssen wir auf alte Hausmittelchen zurückgreifen. Der Kräuterumschlag zieht den Eiter aus der Wunde.«
    »Werde ich überleben?«
    Die Nonne verteilte die Kräuter auf dem Brot, befeuchtete das Ganze mit dem heißem Wasser und wickelte es wieder in das Handtuch ein. »Mit Gottes Hilfe. Was ist passiert?«
    Sorg erzählte es ihr.
    »Ich glaube nicht, dass innere Organe verletzt sind, aber genau wissen wir das erst in ein paar Tagen«, sagte die Nonne. »Sie müssen sich unbedingt schonen und dürfen sich nicht in der Öffentlichkeit blicken lassen. Wahrscheinlich sind die Roten auf der Suche nach Ihnen.«
    »Das ist unmöglich! Ich kann nicht

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