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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Sie, fühle ich mich so verloren und bin so wütend auf die Welt, weil sie so ungerecht sein kann. Ich habe es noch nie jemandem erzählt, und es quält mich sehr.«
    »Was?«
    »Bevor Sean an die Front ging, haben wir uns geliebt. Es ist ein menschliches Bedürfnis, vor allem, wenn Krieg herrscht. Paare wollen einander ihre Gefühle offenbaren, weil sie Angst haben, sich niemals wiederzusehen.«
    »Das stimmt.«
    »Sean war noch nicht lange weg, da stellte ich fest, dass ich schwanger war. Tausend Gefühle stürmten auf mich ein. Ich war wie gelähmt, aber auch glücklich und verwirrt. Und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Meine Eltern wären natürlich schockiert gewesen, wenn sie es erfahren hätten. In meiner Familie werden Töchter nicht schwanger, ehe sie verheiratet sind. Das gehört sich nicht.« Lydia biss sich auf die Lippe. »Ich bat Gott um Vergebung, und doch spürte ich, dass er verstand, was ich getan hatte. Ich wollte Seans Baby unbedingt, verstehen Sie? Vielleicht sagte mir mein Gefühl sogar, dass er niemals zurückkehren würde und es unsere einzige Möglichkeit war, ein gemeinsames Kind zu bekommen.«
    »Haben Sie es Ihren Eltern erzählt?«
    »Ich hatte keine Gelegenheit mehr dazu. Einen Monat später erhielt ich ein Telegramm, dass Sean vermisst wird. Die Nachricht traf mich wie ein Schlag. Ich … ich verlor das Baby.«
    Der Regen peitschte gegen das Fenster, und der Wind heulte. Lydia sah Andrew mit feuchten Augen an. »Ich habe es niemals jemandem erzählt, nicht einmal Finn, meinem Bruder.« Sie zog an ihrem Pullover. »Dieses alte Ding gehörte Sean. Ich trage ihn, um mich an ihn zu erinnern, wenn ich mich einsam fühle. Albern, nicht wahr?«
    Andrew sah ihr an, dass sie die Vergangenheit noch immer quälte. Sie wirkte vollkommen hilflos. »Es tut mir leid. Ich glaube, plötzlich wird mir klar, was da eigentlich auf mich zukommt. Ich frage mich, was aus Finn wird, wenn ich nicht zurückkehre. Er ist im Grunde noch ein Kind. Ich habe mich um ihn gekümmert, seitdem er ein Baby war. Ich mache mir Sorgen um ihn.«
    Lydia kämpfte mit den Tränen, und als sie diese nicht länger zurückhalten konnte, begann sie zu weinen. Heftiges Schluchzen erschütterte ihren Körper. Andrew zog sie zu sich heran und strich ihr behutsam übers Haar. »Du arme gequälte Seele.«
    Wieder fegte ein heftiger Windstoß über das Cottage hinweg und drang durch das geöffnete Fenster in den Raum. Die Tür begann zu schlagen, und die Dachsparren bebten. Die Petroleumlampe erlosch, und die Äste bogen sich heftig im Wind.
    Lydia schmiegte sich an Andrews Brust, und er hielt sie in der Dunkelheit fest umschlungen, während draußen der Sturm wütete.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2013

VIERTER TEIL

52. KAPITEL
    Nowo-Tichwinski-Kloster, Jekaterinburg
    Schweißgebadet wachte Sorg auf. Sein ganzer Körper glühte. Er lag in einem Metallbett in einer Zelle mit einer verriegelten Metalltür. Es herrschte Totenstille. Die Luft war feucht und verbraucht.
    Sorg versuchte, sich aufzurichten, doch es gelang ihm nicht. Er lag nackt unter rauen, grauen Decken und war mit Ledergurten ans Bett geschnallt. Seine Kleidung sah er nirgendwo.
    Er stöhnte und fiel zurück auf die Matratze. An das, was passiert war, nachdem er die Besinnung verloren hatte, konnte er sich kaum noch erinnern. Er wusste nur, dass er kurz zu sich gekommen war, als ihn jemand über einen Steinboden geschleift hatte. Jetzt war Sorg wieder voll bei Bewusstsein und überzeugt, dass er im Gefängnis war. Als er Schritte hörte, begann sein Herz laut zu klopfen. Er hörte einen Schlüssel im Schloss, und dann wurde die Tür geöffnet.
    Eine Nonne trat ein. Sie war groß und mittleren Alters mit einem ausgemergelten, aber freundlichen Gesicht. Ihre bleiche Haut verlieh ihr ein kränkliches Aussehen. Doch die ausdrucksstarken blauen Augen zeugten von innerer Stärke.
    Mit einer Hand umklammerte sie ein schweres Tablett mit einem Handtuch, einer kleinen Schüssel und einem Krug mit dampfendem Wasser. In der anderen Hand hielt sie eine brennende Petroleumlampe. »Endlich sind Sie aufgewacht. Wie geht es dem Patienten?«
    »Wo bin ich?«
    Die Nonne schlug die Tür zu und hängte die Lampe an einen Haken in der Wand. »Im Kellergeschoss des Nowo-Tichwinski-Klosters. Eine unserer Schwestern fand Sie bewusstlos vor der Tür. Ich bin Schwester Agnes, die Novizenmeisterin. Können Sie mir sagen, wer Sie sind?«
    Sorg antwortete

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