Operation Romanow

Sturzflug überging und die Motoren aufheulten. Andrew ergriff einen der Gurte über seinem Kopf und legte einen Arm um Lydias Taille, die das Gleichgewicht zu verlieren drohte.
    Ein deutsches Flugzeug schoss an ihnen vorbei. Sie sahen das schwarz-weiße Symbol des Eisernen Kreuzes auf Flügeln und Heck. Während das Flugzeug einen fast perfekten Bogen beschrieb, hob der Pilot mit der Schutzbrille den Kopf. Sein Schal flatterte im Wind. Er drosselte abrupt das Tempo und flog im Zickzackkurs vor ihnen her, um den Maschinengewehrsalven der Ilja auszuweichen.
    »Da haben wir uns zu früh gefreut!«, schrie Posner über den Lärm hinweg. »Diese Albatros ist wie aus dem Nichts aufgetaucht und hat einen unserer Motoren getroffen.«
    »Können wir das Feuer löschen?« Andrew starrte auf den Mechaniker, der immer noch Treibstofffässer zur Luke hinauswarf. »Was macht er da?«
    Auf Posners Stirn schimmerten Schweißperlen. »Das Risiko, dass eine verirrte Kugel die Fässer trifft, ist zu groß. Darum müssen wir sie abwerfen. Das ist aber nicht unser größtes Problem. Wir können das Feuer am Motor nicht löschen, bevor wir die Albatros los sind.«
    »Und wie werden wir sie los?«
    »Das wird nicht einfach«, erwiderte Posner grimmig. »Die Albatros ist erheblich schneller als wir. Ein fliegendes Rasiermesser. Der Pilot kann unsere Maschine in aller Ruhe in ihre Einzelteile zerlegen!«
    Posner blickte in den Himmel. Lydia und Andrew folgten seinem Blick, und sie alle sahen, dass die Albatros einen großen Bogen über sie flog, als bereitete sich der Pilot darauf vor, sie von hinten zu attackieren.
    Andrew ließ Lydia los und half dem Mechaniker, die Treibstofffässer abzuwerfen.
    »Wenn wir die Albatros abschütteln könnten, müsste es einem von uns gelingen, auf die Tragfläche zu klettern und das Feuer im Motor mit einer Löschdecke zu ersticken. Wenn wir es nicht schaffen, wird das Feuer auf die Tragflächen übergreifen, und die ganze Maschine geht in Flammen auf!«, rief Posner ihnen zu.
    Andrew rollte ein weiteres Treibstofffass zur Luke hinaus. »Sagen Sie mir, was ich tun soll!«, schrie er verzweifelt.
    »Die Albatros wird vermutlich versuchen, uns von hinten abzuschießen. Wenn Sie und Lydia die Maschinengewehre am Heck bedienen könnten, werde ich versuchen, ein Manöver zu fliegen, um ihrem Beschuss auszuweichen.«
    »Und dann?«
    »Ich drossle unsere Geschwindigkeit, sodass die Albatros steil hochziehen muss, um eine Kollision mit uns zu vermeiden. Dann haben Sie die Chance, auf die Unterseite der Maschine zu schießen.«
    »Kriegen Sie das hin?«
    »Ich kann es versuchen. Sie haben dreißig Sekunden, um nach hinten zu gehen und alles vorzubereiten, ehe ich das Manöver starte. Warten Sie auf mein Kommando, ehe Sie schießen.«
    Andrew und Lydia wankten auf das Heck zu. Als sie die beiden Lewis-Maschinengewehre erreicht hatten, hörten sie, dass das feindliche Flugzeug gefährlich nahe an ihnen vorbeizog. Eine erneute Salve der Albatros durchschlug den Rumpf, zerfetzte das Segeltuch und riss Löcher in die Verkleidung.
    Andrew zog Lydia auf den Boden und warf sich schützend über sie. Als der Beschuss aufhörte, spannte er die beiden Maschinengewehre. »Weißt du, wie man so ein Ding bedient?«, fragte er Lydia.
    »Ich glaub schon.«
    Posner wechselte immer wieder vom Steig- in den Sinkflug. Das Flugzeug stob im Sekundentakt in die Höhe und fiel in die Tiefe, als würde es auf riesigen Wellen tanzen. Sie mussten sich an den Maschinengewehren festhalten.
    Die Albatros beschrieb einen engen Kreis und brachte sich in Position, um die Ilja erneut von hinten anzugreifen. Der Pilot näherte sich ihnen von unten. Lydia konnte sein Gesicht mit der Schutzbrille erkennen, als er die Maschine in Schussposition brachte. »Juri, er ist fast über uns …«
    Als Lydia sich anschickte zu feuern, legte Andrew eine Hand auf ihre Schulter. »Nein, warte auf Posners Kommando.«
    Andrew nahm die Albatros in aller Ruhe ins Visier.
    Wie aufs Stichwort drosselte Posner die Geschwindigkeit der Ilja. Die Albatros raste auf sie zu, doch als der Pilot sah, dass sich der Abstand gefährlich verringerte, ging er steil nach oben, um eine Kollision zu vermeiden. Der Motor heulte auf, als er die Maschine nach oben riss.
    Posner warf einen Blick über die Schulter und schrie: »Feuer!«
    Andrew drückte auf den Abzug des Maschinengewehrs, worauf eine Salve die ungeschützte Unterseite der Albatros durchschlug und Holztrümmer und