Operation Romanow
sie wurden quer durch die Kabine geschleudert.
Dann rutschte die Ilja über das Feld, prallte gegen ein Hindernis, drehte sich auf die Seite und ging in Flammen auf.
Andrew erwachte. Er wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war. Jetzt lag er auf dem Rücken in einem Weizenfeld. Die heiße Sonne schien ihm ins Gesicht. Das Flugzeug stand in Flammen. Schwarze, ölige Rauchwolken stiegen in den blauen Himmel auf.
Sein Mund war trocken, und seine Augen brannten. Beißender Rauch stieg ihm in die Nase. Er hustete und rang nach Luft.
Andrew erinnerte sich nicht, aus dem Flugzeug herausgeschleudert worden zu sein. In dem zerstörten Rumpf erblickte er die Umrisse menschlicher Körper. Rauch und Flammen schossen aus dem Wrack.
Und dann entdeckte er Lydia, die leblos wie eine Stoffpuppe auf einem der zertrümmerten Flügel hing.
»Nein«, stammelte Juri Andrew verzweifelt. Er quälte sich mühsam hoch und lief taumelnd auf das Wrack zu.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2013
FÜNFTER TEIL
66. KAPITEL
Kreml, Moskau
Ein heftiger Sommerregen prasselte an diesem späten Nachmittag auf das Kopfsteinpflaster im Kreml. Als die Uhr in dem Wachturm aus dem zwölften Jahrhundert fünf Uhr schlug, hielt der dunkelgrüne Lastwagen, in dem Leonid Jakow saß, auf dem Hof vor dem Gebäude der Rüstkammer an.
Jakow stieg aus und trat in den Regen. Sein Magen verkrampfte sich. Als er die unerwartete Aufforderung, unverzüglich in den Kreml zu kommen, per Telegramm in Jekaterinburg erhalten hatte, war ihm die Frage durch den Kopf geschossen, ob er in Schwierigkeiten steckte.
Ein junger Soldat erwartete ihn auf dem Hof. »Hier entlang, Kommissar.«
Als die Tür hinter ihm geschlossen wurde, sah sich Jakow in dem prachtvollen Raum mit der hohen Decke um. Die großen Fenster gewährten den Blick auf den Innenhof des Kremls, und die Luft war erfüllt von dem würzigen Tabakduft einer Pfeife.
Wladimir Iljitsch Lenin, ein kleiner Mann mit hoher Stirn und Spitzbart, legte seine Pfeife aus der Hand. Er ging um den Schreibtisch herum und drückte Jakow mit strahlender Miene die Hand. »Kommissar Jakow, ich freue mich, Sie zu sehen! Setzen Sie sich doch.«
Er zeigte mit seiner fleischigen Hand auf einen Stuhl. Jakow nahm Platz. Lenin strotzte vor Energie. Auf einer Kommode hinter ihm standen ein polierter Samowar und ein Korb mit frischen Früchten, saftige Pfirsiche und Pflaumen, süße Orangen und Aprikosen von der Krim. Solche Produkte hatte Jakow nicht mehr gesehen, seit in Moskau Lebensmittelmarken ausgegeben wurden.
Leo Trotzki trat ein und musterte Jakow mit mürrischem Blick. Er zog ein silbernes Zigarettenetui aus der Brusttasche, nahm eine Zigarette heraus und zündete sie mit einem Streichholz an. Dann inhalierte er den Rauch und blies ihn zur Decke.
Lenin schwenkte ein Telegramm. »Ich habe mit großem Interesse Ihr Telegramm gelesen, in dem Sie über die strenge Bewachung der Romanows berichten. Ganz besonders interessiert mich auch dieser feindliche Spion, den Kasan in Jekaterinburg gejagt hat. Dieser Mann, der das ›Phantom‹ genannt wird.«
»Ist das der Grund, warum Sie mich in den Kreml gerufen haben?«
»Unter anderem. Geben Sie mir die Akte, Trotzki«, sagte Lenin und schnippte mit den Fingern.
Trotzki nahm eine Akte vom Schreibtisch und reichte sie Lenin. Dieser warf das Telegramm auf den Tisch und schlug mit einem gequälten Lächeln die Akte auf.
»Ich habe mich noch einmal mit Ihrem Lebenslauf vertraut gemacht. Sie sind ein loyales Mitglied der Partei, genau der Mann, den wir für die ruhmreiche Zukunft brauchen, die wir in Russland anstreben.«
»Ich tue nur meine Pflicht, Genosse Lenin.«
Lenins Lächeln erlosch, als er die Akte auf seinen Schreibtisch warf und die Fäuste in die Hüften stemmte. »Ich befürchte aber, diese Zukunft könnte stark gefährdet sein.«
»Ich verstehe nicht …«
»Britische Truppen sind im Norden unseres Landes gelandet und haben die Absicht, unsere Revolution zu vereiteln. Wir haben von unserem Geheimdienst erfahren, dass die Amerikaner im Begriff sind, im Osten einzumarschieren. Sie haben bereits viele ihrer besten Spione in unser Land eingeschleust. Sie wollen uns zu Fall bringen, indem sie unsere Häfen besetzen und so die Versorgung blockieren. Und dann gab es noch einen interessanten Zwischenfall. Sagen Sie es ihm, Leo!«
»Gestern ist um kurz vor acht Uhr ein in Russland gebauter Bomber des Typs Ilja Muromez auf einem
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