Operation Romanow
Feld hinter unseren Linien abgestürzt, ungefähr sechzig Kilometer von Sankt Petersburg entfernt. Der Kommandant der Luftstreitkräfte traf eine Stunde später am Unfallort ein. Es sieht so aus, als wäre das Flugzeug abgeschossen worden. Und jetzt wird es richtig interessant, Jakow.«
»Inwiefern?«
Trotzki blies den Zigarettenrauch aus. »Von den drei Besatzungsmitgliedern hat nur ein junger Mechaniker überlebt. Er hat schlimme Brandverletzungen erlitten, doch er war ansprechbar und konnte verhört werden. Wir haben aus ihm herausbekommen, dass das Flugzeug einen Mann und eine Frau irgendwo außerhalb von Sankt Petersburg absetzen sollte. Vor der Landung zogen sie beide einfache Kleidung an, wie sie russische Bauern tragen.«
»Wissen wir noch mehr über sie?«
»Darauf kommen wir gleich zu sprechen«, erwiderte Trotzki und grinste spöttisch. »Auf jeden Fall gibt es keine Spur von ihren Leichen. Sie sind verschwunden.« Er trat ans Fenster. »Es wäre einfach für sie unterzutauchen. Das halbe Land ist durch den Krieg in Aufruhr. Es scheint sich aber um ein höchst interessantes Paar zu handeln. Wissen Sie, warum?«
»Nein, das weiß ich nicht.«
»Einer unserer Spione in London hat aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass die Weißen und ihre Unterstützer vorhaben, Agenten in unser Land zu schicken, um die Romanows zu retten. Wir glauben, dass dieses Flugzeug aus demselben Grund bei uns landen wollte.«
»Aber es ist doch ein russisches Flugzeug«, entgegnete Jakow verwirrt.
»Richtig. Konstruiert und gebaut von Igor Sikorski, einem Vaterlandsverräter und Rebellen, der aus seiner Heimat geflohen ist und einige unserer Flugzeuge mitgenommen hat. Anhand der Fahrgestellnummer des abgestürzten Flugzeuges wissen wir, dass es sich um eine dieser Maschinen handelt.«
»Und die Besatzung?«
»Alles Russen, laut Aussage des Mechanikers. Uns irritiert allerdings, dass er behauptet, sie hätten England zwanzig Stunden vor dem Absturz verlassen. Kurz vor der geplanten Landung wurden sie von einem deutschen Jagdbomber angegriffen und stürzten ab.«
»Wo wollten sie hin?«
Trotzki drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. »Das wusste der Mechaniker nicht. Aber der Plan ist clever, das muss man sagen – ein russisches Flugzeug zu benutzen, um Agenten auf unserem Boden abzusetzen …« Er verstummte kurz. »Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, Zufällen zu misstrauen. Und es gibt, abgesehen von der Landung dieser Alliierten, weitere Hinweise, dass sie tatsächlich vorhaben, unsere Revolution zu gefährden und die Romanows zu retten.«
Lenin starrte Jakow mit fanatisch funkelnden Augen an. »Ich will, dass Sie diese Verschwörer jagen! Alle feindlichen Spione müssen hingerichtet werden.« Er reichte Jakow die Akte. »Ab sofort sind Sie für diesen Fall zuständig. Finden Sie alles heraus, was mit dem Absturz des Flugzeugs und den Plänen der Alliierten zu tun hat. Besonders wichtig ist es, diesen Mann zu schnappen.«
Trotzki verzog spöttisch den Mund. »Wir glauben, es handelt sich möglicherweise um einen alten Freund von Ihnen. Hauptmann Juri Andrew.«
Alle Farbe wich aus Jakows Gesicht.
»Den Informationen von Inspektor Kasan zufolge soll Andrew auf einem Schiff, das nach England fuhr, aus Sankt Petersburg geflohen sein. Seine Beschreibung passt zu dem Passagier, der an Bord gesehen wurde. Wer die Frau ist, die ihn begleitet, wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass sie Russisch spricht.«
Jakow erstarrte, während Lenin fortfuhr.
»Diese Rettung darf nicht stattfinden. Das kann ich nicht zulassen! In Kürze wird das Schicksal der Romanows besiegelt. Wir müssen sicherstellen, dass sie niemals wieder über Russland herrschen werden.«
»Sie wissen genau, dass es sich um Andrew handelt?«, fragte Jakow leise.
»Ein orthodoxer Priester, der von einer unserer Zellen in London rekrutiert wurde, hat ihn als einen der Verschwörer identifiziert«, sagte Trotzki.
Lenin klopfte Jakow auf die Schulter. »Sie kennen Andrew besser als jeder andere. Dieses Wissen können wir zu unserem Vorteil nutzen. Inspektor Kasan wird Sie in Jekaterinburg unterstützen. Sie haben in diesem Fall vollkommen freie Hand, aber Kasan ist Ihr Stellvertreter.«
»Warum er?«
»Der Inspektor kann Ihnen von Nutzen sein, und vier Augen sehen mehr als zwei. Den Brief«, sagte er an Trotzki gewandt.
Dieser nahm ein Blatt Papier vom Schreibtisch und wedelte mit gewichtiger Miene damit vor Jakow herum. »Für den Fall, dass
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