Operation Romanow
wieder etwas fester. »Weil hinter der allgemein anerkannten Darstellung dessen, was in der Nacht, als die Romanows starben, passierte, eine gewaltige Verschwörung steckt.«
»Das ist eine recht kühne Behauptung, Mr Jakow.«
»Ich kann es beweisen.«
Ich musterte ihn verwirrt. »Warum haben Sie nie zuvor über Ihre Behauptung gesprochen, wenn sie wahr ist?«
In Jakows Augen funkelte ein Feuer. »Ich habe es so oft versucht, aber niemand wollte mir glauben. Auch Sie hätten mir ohne Beweise nicht geglaubt. Nachdem Sie nun die Leiche und das Medaillon gefunden haben, haben Sie den Beweis. Ich bin ein alter Mann. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, und darum möchte ich, dass Sie die wahre Geschichte hören, Dr. Pawlow.«
»Welche wahre Geschichte?«
»Über das, was den Romanows in der Nacht, als sie verschwanden, zugestoßen ist. Das ist nicht die Geschichte, die in den Geschichtsbüchern steht. Es war ein entsetzliches Blutvergießen, eine unglaubliche Brutalität und ein grausames Sterben. So viel steht jedenfalls fest.« Er verstummte kurz. »Zu viele persönliche Interessen haben in all den Jahren verhindert, dass die Wahrheit ans Licht kam. Aber wenn ich Ihnen alles erzählt habe, werden Sie das Geheimnis um Anna Anderson verstehen, die Frau, die Anastasia genannt wurde.«
Ich starrte Jakow verblüfft an, als er fortfuhr. »Wenn ihre Geschichte irgendwo begann, dann war es in Sankt Petersburg im Jahre 1918 mit einem amerikanischen Spion namens Philip Sorg.«
»Ich habe nie etwas von Sorg gehört.«
»Nur wenige kannten ihn. Sorg ist ein Rätsel, ein junger Mann, der sich in die Tochter des Zaren verliebte, die Großfürstin Anastasia. Das Paar, das Sie vor diesem Cottage auf dem Foto gesehen haben, Juri Andrew und eine Frau namens Lydia Ryan, spielten dabei ebenfalls eine Rolle. Sie verbrachten gemeinsam einige Zeit hier in diesem Haus, ehe sie nach Russland reisten, um sie zu retten.«
»Um wen zu retten?«
»Den Zaren und seiner Familie.«
Ich blickte Jakow schockiert an. »Ich habe so einiges über verschiedene Rettungsverschwörungen gelesen, aber sie schlugen doch alle fehl, oder?«
»Glauben Sie mir, bei dieser war es anders.« Jakows Augen strahlten. »Von dieser Geschichte steht nichts in den Geschichtsbüchern, und das aus gutem Grund. Und nun werden Sie etwas erfahren, was auch ich erfahren habe, Dr. Pawlow.«
»Und das wäre?«
»Dass die Wahrheit, soweit sie die Romanows betrifft, hinter einem Netz aus Rätseln, Mythen und Lügen verborgen liegt.«
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2013
VERGANGENHEIT
1918
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ERSTER TEIL
2. KAPITEL
Sibirien
Es war der kälteste Winter seit fünfundzwanzig Jahren. In Paris fielen in einer einzigen Nacht dreißig Zentimeter Schnee. Vierzehn Clochards starben, und ihre Leichname froren auf den Bürgersteigen fest. Die Tragödie zwang den Bürgermeister der französischen Hauptstadt, die Metrostationen zu öffnen, damit die Obdachlosen darin Schutz vor der Kälte fanden.
Die Pariser scherzten mit grimmigen Mienen, dass der Winter mehr Todesopfer forderte als die Granaten der Deutschen. Der blutige Krieg, der in ganz Europa wütete, hatte bereits siebzehn Millionen Menschen das Leben gekostet, und die eisigen Temperaturen machten alles noch unerträglicher.
In einer Zeitung wurde berichtet, dass an der Westfront, wo inmitten von Schneeverwehungen grausame Schlachten tobten, eine Einheit der deutschen Artillerie drei Wochen lang ohne Verpflegung von der Außenwelt abgeschnitten gewesen war. Die Soldaten hatten ihre Pferde geschlachtet, um zu überleben. Und nachdem sie das Pferdefleisch verzehrt hatten, kochten sie ihre Ledersättel und aßen sie.
In Sibirien, wo die Temperaturen unter dreißig Grad minus sanken, kämpfte Juri Andrew in einem anderen Kampf, als seine Verfolger sich ihm näherten, um ihn zu töten.
Schreie und Gewehrschüsse hallten durch den Wald, und die Kugeln flogen links und rechts von ihm durch die Bäume. Sie schlugen in die Birken ein und wirbelten den Schnee auf, doch Andrew lief weiter. Er brach vor Erschöpfung fast zusammen, als seine müden Beine in dem tiefen, eisigen Schnee versanken.
Verbissen kämpfte er sich durch den Wald und rannte um sein Leben. Das Bellen und Kläffen der Hunde wurde lauter, nachdem sie seine Spur aufgenommen hatten.
Andrews Brust brannte, als er die eisige Luft tief einatmete. Bei
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