Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
Vom Netzwerk:
glauben!«
    Andrew zog den Briefumschlag aus der Tasche und hielt ihn hoch. »Sie hat dir also alles erzählt?«
    Jakow nickte. »Ein Mann hat seine Frau verloren und eine Frau ihren Mann. Sie fanden Trost in der Gesellschaft des anderen. Das ist unseren Eltern geschehen. Eine einfache Geschichte. Sie haben nichts Unrechtes getan. In Wahrheit war es für alle nur gut. Ich habe einen Bruder bekommen.«
    »Hat Nina dir gesagt, warum sie es für sich behalten haben?«
    »Es war schon schlimm genug, ein Verhältnis mit einer Patientin zu haben. Wenn bekannt geworden wäre, dass sie ein gemeinsames Kind hatten, wäre dein Vater erledigt gewesen.«
    »Bist du nicht verärgert?«
    »Dazu besteht kein Grund. Dein Vater war ein ehrenwerter Mann. Er hat für uns gesorgt und seine Pflicht getan. Es gibt da etwas, was er einmal zu mir gesagt hat. Damals habe ich es nicht verstanden, aber jetzt verstehe ich es. Er sagte, dass wir Liebe und Zärtlichkeit immer dankbar annehmen sollten, wenn sie uns geschenkt werden. Jetzt weiß ich, was er meinte. Und ich weiß auch, dass du unserem Bruder niemals hättest etwas antun können. Ich hoffe, Mersk schmort in der Hölle!«
    Andrew sah aus, als lastete noch immer eine ungeheure Last auf seinen Schultern. »Es gab Zeiten, da wollte ich dir die Wahrheit sagen. Nachdem mein Vater gestorben war, hatte ich das Bedürfnis, mein Versprechen, das ich ihm gegeben hatte, zu brechen. Er wollte nicht, dass ihr Geheimnis dich verletzt, verstehst du? Ich finde, sie hätten es uns beiden sagen müssen.«
    Jakow legte eine Hand auf Juris Schulter. »Das alles ist lange her. Wir wissen es, und das genügt.«
    »Du hast mir nie erzählt, was mit meinen Männern geschehen ist, nachdem ich geflohen bin.«
    »Ich habe getan, was ich konnte. Niemand ist gelaufen, und niemand ist gestorben.«
    Einen Augenblick lang hätte man meinen können, die Zeit wäre stehen geblieben. Der Mond auf dem ruhigen Wasser, die vagen Umrisse des Ipatjew-Hauses in der Ferne. Nur Jakows und Andrews Atmen war zu hören.
    »Ich weiß, es sieht hoffnungslos aus, doch vielleicht gibt es für uns alle einen Ausweg aus dieser Katastrophe«, sagte Jakow schließlich.
    »Wie?«
    »Du verlässt die Stadt heute Nacht mit Nina. Du und deine Freunde. Du kannst den Zug nehmen, den ich beschlagnahmt habe. Verlasst die Stadt und kehrt nicht zurück.«
    »Und der Zar und seine Familie?«
    Jakow schüttelte den Kopf. »Das liegt nicht mehr in meiner Hand, Juri. Da sind wir beide machtlos. Ich kann an ihrem Schicksal nichts mehr ändern, selbst wenn ich es wollte. Nikolaus Romanow und seine Frau interessieren mich kein bisschen. Die Kinder tun mir leid, aber die Eltern haben sich ihr eigenes Grab geschaufelt.«
    »Und dennoch möchtest du, dass die Kinder auch in diesem Grab liegen, nicht wahr?«
    »Das ist Lenins Wunsch, nicht meiner. Ich bin Soldat. Ich muss meinen Befehlen gehorchen, genau wie du.«
    »Und was geschieht mit dir und Katerina, wenn du uns gehen lässt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie willst du erklären, dass Nina verschwunden ist?«
    »Hier in dieser Stadt gibt es genug Leichen. Wer kann schon sagen, ob sie überlebt hat oder gestorben ist?«
    Andrew dachte nach. »Dein Zug steht am Bahnhof?«
    »Auf einem Rangiergleis neben Bahnsteig drei.«
    »Was ist mit deinen Männern?«
    »Sie haben sich in Hotels in der Nähe einquartiert. Nur mein Arzt und Soba sind mit Nina im Zug. Soba wird meine Befehle befolgen und alles für deine Abfahrt vorbereiten. Der Lokführer wurde angewiesen, den Kessel anzuheizen. Was meinst du?«
    Andrew schwieg. Er presste die Lippen aufeinander, als plagte ihn sein Gewissen.
    Dann zog er den Revolver und richtete ihn auf Jakow. »Sie können jetzt rauskommen.«
    Es raschelte in den Büschen, und Boyle trat aus der Dunkelheit. Er hatte einen Colt, einen Sack und ein Seil in der Hand.
    »Ich habe gesagt, du sollst alleine kommen, Juri«, stieß Jakow wütend aus.
    »Ich wusste nicht, ob ich dir trauen kann. Tut mir leid, es geht nicht anders.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Normalerweise breche ich mein Wort nicht, aber im Krieg gelten andere Gesetze.« Er nickte Boyle zu. »Nehmen Sie seine Waffe und überzeugen Sie sich davon, dass er keine weiteren bei sich hat.«
    Boyle nahm von Jakow den Revolver entgegen und tastete ihn ab.
    »Wir haben vor, das, was uns hierhergeführt hat, zu beenden«, sagte Andrew und fuhr an Boyle gewandt fort: »Stülpen Sie ihm den Sack über den Kopf, und führen Sie ihn zum

Weitere Kostenlose Bücher