Operation Romanow
richtete die Pistole auf Markows rechtes Knie. »Offenbar sind Sie entschlossen, ein Krüppel zu werden.«
»Nein, bitte!«, flehte Markow. Die unerträglichen Schmerzen trieben ihm den Schweiß auf die Stirn. »Ich sage es Ihnen …«
»Alles. Sonst dürfen Sie als Nächstes Ihr Gehirn vom Boden kratzen.«
120. KAPITEL
Ipatjew-Haus, Jekaterinburg
»Fühlen Sie bei allen den Puls, um sicherzugehen«, befahl Boyle mit atemloser Stimme.
Der Rauch des Schießpulvers lichtete sich langsam, als Andrew und Lydia über die Leichen stiegen. Sie suchten am Hals oder an den Handgelenken der Opfer nach einem Puls, manchmal auch an beiden Stellen.
Boyle war kurz davor zu explodieren. Er richtete seinen Colt auf Jakow. »Was muss man für ein Mensch sein, um so etwas zu tun? Sehen Sie sich Ihr teuflisches Werk an! Sehen Sie es sich an!«
»Der Junge lebt noch!«, rief Andrew auf einmal und zog den Stuhl vorsichtig weg, unter dem Alexej lag. »Sein Puls ist schwach, aber spürbar.«
Die Nachricht, dass der einzige Sohn des gestürzten Zaren vermutlich überlebt hatte, versetzte allen einen Schock. Lydia, die gerade den Puls an Anastasias linkem Handgelenk fühlte, stieß einen leisen Schrei aus. Aus dem Mund der Zarentochter strömte Blut. Der Körper des Mädchens bäumte sich urplötzlich auf, als hätte sie einen elektrischen Schlag erlitten, und dann blieb sie reglos liegen.
Lydia wich zurück.
»Fühlen Sie ihren Puls, verdammt! Machen Sie schon!«, rief Boyle verzweifelt.
Lydia kniete sich wieder auf den Boden und fingerte mit der rechten Hand an Anastasias Handgelenk herum. Mit der anderen betastete sie den Hals. Aus einer klaffenden Wunde im Oberkörper floss Blut. »Sie … sie lebt noch!«
Boyle keuchte. Er beugte sich über Nikolaus Romanow. »Beeilung. Fühlen Sie noch einmal bei allen den Puls. Und versuchen Sie, diese Blutung zu stillen!«
121. KAPITEL
Jekaterinburg, Bahnhof
»Ich rate Ihnen, nicht zu lügen.«
Als Markow nicht reagierte, richtete Kasan die Pistole auf den Kopf des Leichenbestatters, während seine Männer ihn immer noch umklammerten. »Und das ist die Wahrheit, Markow?«
»Ich schwöre! Jedes Wort ist wahr.« Markow war anzusehen, dass er höllische Schmerzen litt. Das Blut rann über sein Bein und breitete sich auf dem Boden aus.
Kasans Augen strahlten triumphierend. Er trat zurück, runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach.
Markow sah aus, als wäre er einer Ohnmacht nahe. »Sie haben gesagt, Sie lassen mich laufen!«
Kasan grinste. »Ja, stimmt, das habe ich gesagt. Ich brauche Sie nicht mehr. Zur Hölle mit Ihnen.« Er hob die Pistole und schoss Markow eine Kugel mitten ins Herz.
Seine Männer ließen ihn los, worauf der Körper auf dem Boden zusammensackte.
Kasan drehte sich zu Sorg um. »So, jetzt weiß ich Bescheid«, feixte er. »Sie haben mir viel Ärger gemacht. Das wissen Sie, nicht wahr?«
Sorg starrte ihn mit ausdrucksloser Miene an. Einer von Kasans Männern, der den grauen Schlapphut trug, fragte: »Was sollen wir mit ihm machen?«
»Ich denke darüber nach.« Kasans Blick verharrte auf der bewusstlosen Nina und dem Arzt, der vor Angst zitterte. »Fesseln Sie die beiden. Geben Sie dem Arzt etwas von seinem Äther. Das müsste ihn ruhigstellen. Sperren Sie sie irgendwo ein. Die Frau kann uns nützlich sein, um Andrew zu ködern.«
»Vier Wagen weiter ist ein Schlafabteil.«
»Bringen Sie sie dahin.«
Soba stellte sich schützend vor Nina. »Ich an Ihrer Stelle würde ihr kein Haar krümmen, sonst wird Jakow Sie zur Rechenschaft ziehen!«
Kasan lächelte gekünstelt. »Jakow wird vor ein Erschießungskommando gestellt. Und Ihnen habe ich doch gesagt, Sie sollen nur etwas sagen, wenn Sie gefragt werden.«
Kasan hob die Waffe, lächelte und schoss Soba eine Kugel in den Kopf. Soba taumelte gegen die Wand und stürzte zu Boden.
Der Arzt schrie. Die beiden Männer, die Markow festgehalten hatten, stürzten sich auf ihn.
»Lassen Sie die Leichen hier liegen, und fahren Sie den Wagen vor«, befahl Kasan seinen Männern und drehte sich zu Sorg um.
»Sie kommen mit uns in den Tunnel«, sagte er. »Ich würde nur ungern den letzten tragischen Akt dieser dummen kleinen Posse verpassen. Was für eine Zeitverschwendung! Mittlerweile sind die Romanows längst tot. Und die kleine Hexe auch, deren Verhör ich durch Ihre Schuld unterbrechen musste. Was haben Sie dazu zu sagen?«
Sorg erstarrte, aber dann gewann die Wut die Oberhand, und er spuckte Kasan ins
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