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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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übersäten Wände waren mit Blut und Gehirnmasse bespritzt.
    Zwei der Schwestern, Olga und Tatjana, lagen eng umschlungen beieinander, als hätten sie im Sterben Trost gesucht. Sie waren beide angeschossen und mit Bajonetten erstochen worden. Ihre weißen Blusen waren blutgetränkt. Aus klaffenden Wunden in den Köpfen und den Körpern floss Blut.
    Alexej lag mit verdrehten Beinen unter einem umgekippten Stuhl auf dem Boden. Kugeln hatten seinen Hinterkopf zerschmettert. Der ehemalige Zar und seine Gemahlin lagen blutüberströmt in seiner Nähe. Daneben entdeckte Andrew den Arzt der Familie und die Dienstmädchen, die Augen vor Schreck weit geöffnet. Ihre schmerzverzerrten Gesichtszüge ließen erahnen, wie grausam das Massaker gewesen war.
    Anastasia war neben ihrer Schwester Maria an der Wand zusammengesunken. Die Arme beider Mädchen waren ausgestreckt, als hätten sie versucht, ihre Mörder bis zum bitteren Ende abzuwehren. Anastasias Kopf blutete, ihr Schädel wies zahlreiche Schnitte auf.
    Mit ausdrucksloser Miene starrte Jakow auf das Blutbad, bis ihn der Gestank zwang, einen Ärmel auf seinen Mund zu drücken.
    Andrew stand nur da und umklammerte seinen Revolver. Der Rauch des Schießpulvers reizte seine Lunge, und er empfand grenzenlose Abscheu. Was er sah, war kaum zu ertragen.
    Hinter der Wand, die zum verborgenen Abstellraum führte, hörten sie ein Kratzen. Andrew bahnte sich zwischen den Leichen einen Weg und rutschte auf dem blutverschmierten Boden beinahe aus. Schließlich erreichte er die hintere Wand des Raums und klopfte dreimal laut gegen die Tür, woraufhin diese sofort geöffnet wurde.
    Boyle stand im Türrahmen, hinter ihm erschien Lydia. Sie rissen die Augen auf und starrten auf das Bild des Grauens. Lydia traten Tränen in die Augen.
    Bestürzt ließ Boyle die Spitzhacke fallen, die er in der Hand hielt. Mit stolpernden Schritten lief er zwischen den Toten hindurch auf Jakow zu, als wollte er ihn erschlagen. »Ich sollte Sie hier und jetzt erschießen, Sie Scheißkerl! Sie und Ihresgleichen sind nichts anderes als hinterhältige Schlächter!«
    Plötzlich drang ein Stöhnen aus dem Leichenhaufen.
    Alle im Raum erstarrten, niemand sagte ein Wort.
    Und dann durchbrach erneut ein unheimliches Stöhnen die Stille.

119. KAPITEL
    Hauptbahnhof, Jekaterinburg
    »Dass Sie beide hier auftauchen, versüßt mir die Nacht ganz ungemein«, lachte Kasan und musterte Sorg und Markow mit hämischem Blick. Er nickte einem seiner Männer zu, der einen grauen Schlapphut trug. »Fesseln Sie ihn! Das ist ein ganz gerissener Kerl.«
    Kasans Mann zog ein Seil aus der Tasche und band Sorg die Hände zusammen.
    Der Arzt, der noch immer neben der bewusstlosen Nina kniete, schraubte den Verschluss auf die Ätherflasche und stand mit aschfahler Miene auf. »Bitte … ich habe nichts damit zu tun! Ich bin nur hier, um die Frau zu behandeln. Sie hat ihr Kind verloren …«
    »Halten Sie den Mund!«, fuhr Kasan ihn an und ging auf Sorg zu. Er hielt Jakows Schreiben hoch. »Wo haben Sie das her? Ist das echt oder gefälscht?«
    Sorg antwortete nicht. Da seine Hände gefesselt waren, konnte er nicht nach der Stahlklinge in seiner Tasche greifen.
    Kasan beugte sich zu ihm vor. »Jakow ist einer von Ihnen, nicht wahr? Ein Verräter!«
    »Sie sind verrückt, Kasan«, mischte Soba sich ein. »Er ist kein Abtrünniger – so wie Sie.«
    Kasan kniff die Lippen zusammen und zielte mit seiner Waffe auf Soba. »Wenn ich Ihre Meinung hören will, sage ich es Ihnen. Wenn Sie noch ein Wort sagen, ohne dass ich Sie etwas gefragt habe, wird es Ihr letztes gewesen sein!«
    Soba schwieg.
    »Ich warte auf eine Antwort«, sagte Kasan zu Sorg.
    Diesmal antwortete er. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Kasan verzog das Gesicht zu einer höhnischen Grimasse. »Tatsächlich? Bei Ihnen kommt man mit Gewalt wahrscheinlich nicht weiter. Das mag bei Ihrem Freund hier anders sein.« Er ging auf den zitternden Markow zu, den die beiden Handlanger von Kasan an den Armen festhielten.
    Der Inspektor richtete seine Pistole auf Markows linkes Knie. »Sagen Sie mir die Wahrheit. Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie dann laufen lasse.«
    Markow war vor Angst wie gelähmt. Er brachte kein Wort heraus.
    Kasan drückte ab.
    Die Kugel zertrümmerte Markows Kniescheibe. Der Leichenbestatter stieß einen entsetzlichen Schrei aus. Sein ganzer Körper zuckte, und aus der Wunde floss Blut auf den Boden. Die beiden Männer hielten ihn gnadenlos fest.
    Kasan

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