Operation Romanow
los!«
Andrew und Lydia traten zu ihm und spähten hinaus.
Ganz in der Nähe hielt ein Opel mit laufendem Motor. Kasan saß am Steuer. Zwei seiner Männer waren bei ihm. Einer saß vorne, und ein anderer auf der Rückbank bewachte Sorg. Kasan sprang heraus und sprach mit ihm.
»Was zum Teufel hat er vor?«, fragte Boyle.
In diesem Augenblick näherten sich mindestens sechs mit bewaffneten Männern beladene Lastwagen dem Ende des Bahnsteigs. Dutzende von Soldaten sprangen von den Ladeflächen und gingen in Position. Ein uniformierter Kommandant schrie Befehle. Hunderte weiterer Soldaten tauchten aus dem Nebel auf und stürmten mit polternden Stiefeln in den Bahnhof.
Boyle und Andrew erblassten.
Sie wussten, dass sie verloren hatten.
Jakow stellte sich neben sie. »Ich habe Sie gewarnt. Alle Wege führen am Ende in die Hölle.«
125. KAPITEL
Hauptbahnhof, Jekaterinburg
Kasan stieg aus dem Opel. »Jetzt wollen wir mal sehen, ob ich Ihre Freunde zur Vernunft bringen kann«, sagte er zu Sorg. »Sonst gibt es ein Blutbad.« Er zeigte mit dem Daumen auf seine Begleiter. »Einer von Ihnen kommt mit!«
Einer der Männer stieg aus dem Wagen, während der andere auf den Fahrersitz rutschte und Sorg mit der Waffe in Schach hielt.
Ein lautes Rumpeln war zu hören, als eine ganze Reihe von Lastwagen auf das Ende des Bahnsteigs zufuhr und neben dem Fahrkartenschalter anhielt. Dutzende von Soldaten sprangen von den Ladeflächen. Gleichzeitig marschierte eine Hundertschaft in den Bahnhof ein. Siebzig Meter vom Zug entfernt nahm sie Aufstellung.
Sorg verlor alle Hoffnung.
Mit selbstgefälliger Miene kniff Kasan ihm fest in die Wange. »Sehen Sie? Ihre Freunde haben keine Chance! Wenn sie glauben, dass sie mit dieser kleinen Romanow-Hexe entkommen können, haben sie sich geirrt. Sie wird noch heute Nacht sterben. Daran besteht kein Zweifel!«
Er wandte sich dem Fahrer zu. »Wenn er Schwierigkeiten macht, verpassen Sie ihm eine Kugel. Versuchen Sie aber, ihn nicht zu töten. Diese Freude würde ich mir gerne selbst vorbehalten.«
Kasan lief über den Bahnsteig zum Kommandanten der soldatischen Truppe, einem energiegeladenen, muskulösen Mann, der den Griff des Revolvers im Holster an seiner Seite umklammerte. Er war bereit.
»Sie sind also Kasan? Ich hoffe, wir vergeuden hier nicht unsere Zeit.« Er zeigte auf den Tscheka-Polizisten, der neben dem Inspektor stand. »Er hat gesagt, Sie haben feindliche Agenten aufgespürt.«
»Nach denen Lenin persönlich fahndet!«
»Sind sie im Zug?«
Kasan nickte und gab seinem Mann ein Zeichen, ihm zu folgen. »Ich werde mit ihnen reden, um sie zur Kapitulation zu bewegen. Wenn sie versuchen zu fliehen, mähen Sie sie nieder. Töten Sie alle.«
»Wie viele sind es?«, fragte der Kommandant.
Kasan zog ein weißes Taschentuch aus der Tasche. »Eine Handvoll. Aber seien Sie wachsam. Sie sind mit allen Wassern gewaschen. Niemand verlässt den Bahnhof, ehe ich den Befehl dazu gebe.«
Mit diesen Worten drehte sich Kasan um und ging, gefolgt von seinen Männern, mit dem weißen Taschentuch, das er in die Höhe hielt, auf den Zug zu.
Boyle ließ Kasan nicht aus den Augen, als er sich mit dem weißen Taschentuch und zwei Männern an seiner Seite näherte. Kurz darauf klopfte er an die Tür des Wagens.
»Wir müssen uns anhören, was er zu sagen hat«, sagte Boyle zu Andrew.
Andrew öffnete die Tür und schwang seine Waffe. »Ich nehme an, das ist kein Freundschaftsbesuch.«
Kasan lächelte gequält. »Ich fürchte, nein. Es sei denn, Sie möchten, dass die Männer auf dem Bahnsteig das Feuer eröffnen. Ich schlage vor, Sie lassen mich eintreten und hören sich an, was ich zu sagen habe.«
Boyle nickte.
»Kommen Sie rein«, sagte Andrew. »Und halten Sie die Hände so, dass ich sie sehen kann.«
Kasan und seine Männer stiegen in den Wagen. »Ich bin Inspektor Kasan.«
»Wir wissen, wer Sie sind. Was wollen Sie?«
Kasans Blick wanderte an Lydia vorbei zu der Nonne und der bewusstlosen Anastasia, um die sich der Arzt kümmerte. »Ich dachte, das liegt auf der Hand. Zunächst einmal sie.«
»Sind Sie bereit zu verhandeln, Kasan?«
»Es gibt nichts zu verhandeln. Der Bahnhof ist umzingelt. Die Gleise sind blockiert. Wenn Sie fliehen, werden Sie wie räudige Hunde abgeschossen. Eine Kapitulation ist Ihre einzige Chance.«
»Ist das so?«, fragte Andrew in ruhigem Ton.
Kasan verzog den Mund zu einem schaurigen Grinsen. »Ich mache Ihnen ein Zugeständnis, wenn auch nur, um die
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