Operation Romanow
setzte ihn sich auf den Kopf und ging auf den ersten Wagen zu.
Sie hörten, dass jemand schrie.
Kasan geriet in Panik. »Seien Sie still! Keiner sagt ein Wort!«
Der Inspektor hielt seine Gefangenen mit der Waffe in Schach, als er langsam auf die Tür zuging, die zum nächsten Wagen führte. Er spähte durch die Scheibe, sah aber niemanden.
Der Schrei war abrupt verstummt. Kasan fuhr sich mit der Zunge nervös über die trockenen Lippen. »Ich warne Sie! Wenn einer versucht, den Zug zu verlassen, eröffnen die Soldaten auf dem Bahnsteig augenblicklich das Feuer. Sie haben den Befehl, jeden von Ihnen zu erschießen, der die Flucht ergreift. Bleiben Sie also hier.«
Vorsichtig öffnete Kasan die Tür und trat auf den Gang. Kaum war er ein paar Meter gegangen, blieb er zögernd stehen. Vor ihm lag der leere Gang. Die Stille im Wagen war unheimlich. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch erfüllt ging er zurück zur Tür und rief: »Federow! Sakowitsch!«
Seine Männer antworteten nicht.
Kasan hielt die Waffe im Anschlag. Schweiß rann ihm übers Gesicht. »Federow! Sakowitsch!«, rief er noch einmal.
Und plötzlich bog jemand mit gesenktem Kopf um die Ecke. Kasan schrak zusammen und wollte gerade die Waffe auf den Mann richten, als er Federows grauen Hut erkannte.
»Was hat Sie aufgehalten? Wo ist er?«, rief Kasan aufgeregt.
Der Inspektor starrte seinen Gehilfen an, und als dieser den Kopf hob, erkannte er seinen Irrtum. Denn der Mann, der ihm jetzt in die Augen blickte, war nicht Federow.
Sorg spannte den Hahn, richtete die Pistole auf Kasans Stirn und zischte: »Lassen Sie die Waffe fallen!«
Kasan gehorchte.
»Wo sind die anderen?«, fragte Sorg. Der Lauf seiner Pistole war noch immer auf Kasans Kopf gerichtet.
Auf Kasans Oberlippe schimmerten Schweißperlen. »In … in dem Wagen hinter mir. Machen Sie nicht den Fehler und erschießen mich. Sonst kommen sofort die Soldaten auf dem Bahnsteig! Das würde für Sie und Ihre Freunde alles nur noch schlimmer machen.«
»Schlimmer? Ich glaube nicht, dass es noch schlimmer kommen kann, Kasan. Sie? Aber keine Sorge, ich erschieße Sie nicht.«
Kasan entspannte sich und schluckte. »Das ist sehr weise. Geben Sie auf! Dann verspreche ich Ihnen zumindest einen schnellen Tod.«
»Wo ist Anastasia?«
»Im Wagen hinter mir.«
»Lebt sie?«
Kasan sah Sorg triumphierend an. »Ja, aber wer weiß, wie lange noch.«
Sorgs Herzschlag beschleunigte sich. »Sagen Sie, Kasan, haben Sie viele Menschen getötet?«
Kasan hob die Augenbrauen. »Was spielt das jetzt für eine Rolle?«
»Sie waren lange bei der Geheimpolizei und haben mit Sicherheit viele Unschuldige umgebracht. Erinnern Sie sich an einen Mann namens Jacob Sorg?«
»Nein.«
»Dachte ich mir. Ich möchte, dass Sie sich an diesen Namen erinnern.«
»Warum?«
»Er war mein Vater, und sein Name ist der Letzte, den Sie jemals hören werden.«
Sorg hob die Hand, in der er die Stahlklinge hielt, und stieß sie Kasan so tief in den Hals, dass sie am Knochen entlangschrappte.
Kasan taumelte rückwärts und starrte Sorg ungläubig an. Dann wirbelte er wie ein verwundeter Bär herum, schlug mit den Händen in der Luft herum und taumelte den Weg zurück, den er gekommen war.
Ein Gefühl der Erleichterung stieg in Sorg auf. Er folgte Kasan durch die Tür in den nächsten Wagen, wo er mit hervorquellenden Augen auf dem Boden zusammenbrach. Die Blicke der anderen wanderten von dem Toten zu Sorg.
Anastasia lag auf der anderen Seite des Waggons. Ihre Augen waren geschlossen, und sie war bis zur Brust in eine Decke eingehüllt. Sie schien noch zu atmen. Ein Mann mit einem Stethoskop um den Hals kümmerte sich um sie.
Sorgs Herzschlag setzte vor Freude einmal aus, doch die Erleichterung währte nicht lange.
Boyle trat vor und stieß mit der Stiefelspitze gegen Kasans Leichnam. »Das könnte der zweite schwere Fehler sein, den Sie heute Nacht begangen haben«, knurrte er verärgert. »Mussten Sie ihn unbedingt töten?«
»Das verstehen Sie nicht. Es war eine persönliche Sache.«
»Was ist mit seinen Männern?«, fragte Andrew auf Russisch.
Sorg hielt seine Stahlklinge hoch. »Sie liegen in einem der hinteren Wagen. Tot.«
Boyle runzelte die Stirn. »Es heißt wohl zu Recht, stille Wasser sind tief.«
Sorg kniete sich neben Anastasia und ergriff vorsichtig ihre Hand. »Wie geht es ihr?«
»Sie atmet noch, aber bestimmt nicht mehr lange«, sagte Boyle. »Da uns die halbe Rote Armee umzingelt und wir in einem Zug
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