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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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haben sich mit Mr Andrew getroffen. Vertrauen Sie ihm? Ich meine, vertrauen Sie ihm vollkommen, dass er niemals zu irgendjemandem auch nur ein Sterbenswörtchen über unseren Plan sagen würde, selbst wenn sein Leben in Gefahr wäre?«
    Hanna zögerte eine Sekunde, ehe sie antwortete. »Ja, das tue ich.«
    »Verzeihen Sie, aber ich spüre einen leichten Zweifel, Hanna.«
    Sie sah auf den Brunnen. »Nein, das ist kein Zweifel, sondern eher eine gewisse Sorge.«
    »Inwiefern?«
    Hanna erzählte Page einige Details ihres Treffens in der Kirche an diesem Morgen. »Ich glaube, Juri Andrew ist durch die Hölle gegangen. Er hat furchtbare Dinge erlebt, nachdem er aus dem Gefangenenlager geflohen ist.«
    »Was heißt das?«
    »Ich bin sicher, aber er hat eine Art Schock erlitten. Wenn Sie meine Meinung hören wollen, ist er verletzt und verwirrt, vielleicht sogar ein gebrochener Mann.«
    »Ein gebrochener Mann?«, fragte Page beunruhigt.
    »Vielleicht nicht ganz. Aber ich glaube, dass er das Erlebte noch nicht verarbeitet hat. Und doch verfügt er über eine innere Stärke, die man deutlich spürt. Es ist sonderbar.«
    »Was genau hat er erlebt?«
    »Das wollte er mir nicht erzählen. Ich nehme an, dass ihm etwas anderes als die Probleme mit seiner Familie stark zugesetzt hat.«
    Page dachte darüber nach, zog an seiner Zigarre und blies den Rauch aus. »Ich bin alt genug, dass ich als Junge miterlebt habe, wie General Shermans Truppen in unsere Stadt einmarschiert sind und unser Haus in Brand gesetzt haben. Das Erlebnis hat mich zutiefst erschüttert. Ein Bürgerkrieg ist eine entsetzliche Erfahrung, die tiefe Wunden hinterlässt, Familien und Freunde entzweit …«
    »Werden Sie mich jetzt fragen, ob ich glaube, dass der Krieg Andrew so sehr zugesetzt hat, dass er uns nicht mehr von Nutzen sein kann?«
    »Ich frage mich nur, ob der Kummer seine Fähigkeit, die vor ihm liegenden Aufgaben zu bewältigen, beeinträchtigen wird.«
    »Das weiß ich wirklich nicht, Herr Botschafter. Ich glaube aber, wir haben zu diesem Zeitpunkt kaum eine andere Wahl als Andrew, nicht wahr?«
    Page zog wieder an seiner Zigarre, und Hanna merkte ihm an, dass er angestrengt über die Antwort nachdachte.
    »Vermutlich nicht. Ist Boyle noch in Irland und versucht, Miss Ryan für unser Vorhaben zu gewinnen?«
    »Er hofft, dass er heute ihre Antwort bekommt.«
    »Dann bleibt, glaube ich, nur noch eine Frage offen: Willigt Mr Andrew ein oder nicht?«
    Fünf Minuten später fuhr Hanna Wolkowas Droschke aus dem Hyde Park heraus und bog auf die belebten Londoner Straßen ein.
    Walter Hines Page blieb einen Moment stehen und blickte der Droschke nach. Gedankenverloren rauchte er seine Zigarre zu Ende und trat sie anschließend mit dem Absatz seines Schuhs aus. Er ging die kurze Strecke zu seiner wartenden Droschke und stieg ein. Der Kutscher trieb die Pferde an, worauf sie zum Ausgang des Parks trotteten.
    Ein untersetzter, stark schwitzender Mann mittleren Alters mit den derben Gesichtszügen eines Bauern saß etwa hundert Meter entfernt auf einer Bank. Er stützte sich auf die Lenkstange seines Fahrrads und leckte an seinem Eis.
    Er beobachtete die Droschke des glatzköpfigen, eigenartig aussehenden kleinen Mannes, die sich hinter Hanna Wolkowas Kutsche ebenfalls in den Verkehr einfädelte. Neben der hübschen Frau sah der kleine Glatzkopf richtig hässlich aus. Die Schöne und das Biest, dachte er und grinste.
    Der untersetzte Mann aß das Eis auf, warf die Reste des Hörnchens weg und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund, ehe er aufs Fahrrad stieg. Auf seiner Stirn schimmerten Schweißperlen. Er überlegte, wem er folgen sollte: der Schönen oder dem Biest?
    Als er die Entscheidung getroffen hatte, nahm er die Verfolgung auf und trat ordentlich in die Pedale.

27. KAPITEL
    Dublin
    Jenseits der Irischen See regnete es an diesem Sommertag. Ein kräftiger Schauer ging auf die Stadt nieder und setzte die Dubliner Straßen unter Wasser.
    Der Regen prasselte auf die Fenster, als sich Boyle im Mater Hospital an Lydias Bett setzte. Schweiß rann über ihr Gesicht, und sie murmelte im Schlaf.
    »Es dauert noch ein paar Tage, bis sie wieder bei Kräften ist. Achten Sie also bitte darauf, dass sie sich nicht überanstrengt«, sagte der Arzt zu Boyle.
    »Ich werde mich bemühen. Und wie sind ihre Aussichten?«
    »Sie ist jung und gesund und müsste sich wieder vollständig erholen.« Mit diesen Worten verließ der Arzt das Zimmer und schloss die Tür hinter

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